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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Breda. War alles nur ein Bluff gewesen?
    Drei Wochen vor Weihnachten gaben die Anrufer ihre Visitenkarten ab: Drei Lastwagen der Firma Flora-Exportes explodierten jenseits der deutschen Grenze noch auf holländischem Gebiet. In Venlo, Roermond und Tegelen. Die Fahrer starben in einer Feuerwand.
    Van der Lorre, von ohnmächtiger Wut gequält, wartete auf einen neuen Anruf.
    Er war bereit zu verhandeln.
    Dagegen suchte in München Franz von Gleichem nach einer Erklärung, warum Lok noch immer diesen Dr. Habicht mit Ulrikes Foto herumlaufen ließ.
    »Haben Sie kein Interesse mehr an Ulla?« fragte Franz bei einem der nächsten Telefonate. »Das Foto in Habichts Händen ist eine immerwährende Gefahr. Es ist das einzige brauchbare Foto von Ulla!«
    »Die holländische Aktion ist wichtiger. Ulrike ist zweitrangig.«
    »Das sehe ich anders. Wenn Sie …«
    »Das ist Ihr Denkfehler, weil Sie Angst haben. Aber die ist unnötig. Wenn Ulrike Sie, Herr von Gleichem, vernichten wollte, hätte sie das in den vergangenen fünf Monaten längst getan. Sie hätte keine Woche nach ihrem Untertauchen gezögert. Aber sie hat geschwiegen. Und sie wird weiter schweigen. Ich sehe in ihr keine Gefahr. Soll Habicht sie ruhig überall suchen. Wir haben ihn im Auge, er wird von uns überwacht, und sollte er Ulrike wirklich finden, werden wir schneller sein als er. Vergessen Sie Ulrike, Herr von Gleichem. Sie spielt bei uns keine Rolle mehr.«
    »Trotzdem habe ich ein ungutes Gefühl«, sagte von Gleichem.
    »Stimmen Sie es um!« Lok lachte. Er war zufrieden mit den vergangenen Wochen. Der Aufbau des europäischen Netzes zeigte Erfolge. »Wir brauchen keine Gefühle, wir brauchen analytisches Denken.«
    Eine Woche vor Weihnachten, an einem Montag, brachte die Post einen dünnen Brief zu Dr. Habicht. Ein billiges, hellblaues Kuvert ohne Absender, die Adresse mit der Schreibmaschine geschrieben, noch nicht einmal frankiert. Habicht mußte das Nachporto bezahlen. Aufgabestempel München, Postamt 1. Früher hätte er solche Post zurückgehen lassen mit dem Vermerk: Annahme verweigert. Aber jetzt reizte ihn die Frage: Wer schreibt mir ohne Absender?
    Er riß das Kuvert auf. Es enthielt einen kleinen Zettel, ein Stück von einem linierten Schulheft, auf dem nur wenige Sätze standen, ebenfalls mit einer Maschine geschrieben:
    Sie waren vor einiger Zeit bei uns und haben ein Foto gezeigt. Wir haben Sie belogen. Wir kennen diese Frau. Sie heißt Ulrike Sperling. Sie ist nicht mehr in München, sie ist heute in Hamburg. Wir haben Mitleid mit Ihnen.
    Keine Unterschrift … aber Habicht wußte sofort, daß man ihm hier die Wahrheit geschrieben hatte. Ulrike Sperling, jetzt in Hamburg. Dr. Heimes Vermutung, sie sei längst nicht mehr in München, war damit bestätigt.
    Hamburg also. Untergetaucht im Dschungel des Kiez. Aber auch durch einen Dschungel kann man sich durchschlagen. In der Natur nimmt man dazu eine Machete … Habichts Machete war das Foto. Er steckte den Zettel in seine Brusttasche, rief Dr. Heimes an und fuhr zu ihm in die Praxis. Dort wartete er geduldig, bis der letzte Patient behandelt worden war, und betrat dann die Ordination. Dr. Heimes saß hinter seinem Schreibtisch und füllte eine Patientenkarte aus. Bei Habichts Eintritt blickte er kurz auf und trug weiter die Therapie ein.
    »Sie brauchen sich nicht freizumachen«, sagte er dabei. »Ihr Wurm sitzt im Gehirn.«
    Habicht setzte sich auf einen Stuhl und schwieg. Dr. Heimes legte die Karteikarte zur Seite und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Beginnt die linke Hirnhälfte zu jucken?« fragte er. »Mein Rat: Güsse mit kaltem Wasser.«
    »Julius, ich bin gekommen, um dir zu sagen, daß ich verreise.«
    »Eine deiner besten Ideen der letzten Monate.«
    »Für längere Zeit vielleicht.«
    »Und bitte möglichst weit weg von München.«
    »Das ist relativ. Ich fahre nach Hamburg.«
    »Hamburg?« Dr. Heimes beugte sich vor. »Was heißt das?«
    »Ich weiß jetzt, wer die Frau ist, die Robert und Gerda auf dem Gewissen hat. Sie lebt jetzt in Hamburg.«
    »Und dort willst du wie hier von Lokal zu Lokal ziehen und das Foto präsentieren?«
    »Ja. Und ich finde sie …«
    »Weißt du, wie lange du in St. Pauli und St. Georgen, und wie all diese Vergnügungsviertel heißen, unterwegs sein wirst? Das ist eine Welt für sich. Dagegen ist München tiefste Provinz. Du wirst es mit Zuhältern und verschiedenen Rotlichtorganisationen zu tun haben, die dich nicht als armen Witwer behandeln,

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