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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kalten, abweisenden Blick. Trotzdem fragte er vertraulich:
    »Sehen wir uns wieder?«
    »Das lies mal im Horoskop nach«, sagte Ulrike, trat auf die Straße hinaus und holte tief Atem. Hinter ihr knallte die schwere Tür zu. Jetzt erst, von Gleichems Stimme entronnen, registrierte sie ihre Verwirrung, die bei seinen letzten Sätzen über sie gekommen war. Die Zukunft, die von Gleichem ihr geschildert hatte – das war stets ihr großer Traum gewesen, von dem sie wußte, daß er immer ein Wolkengebilde bleiben würde. Nun aber bot jemand ihr diese Zukunft an, ohne zu erklären, welche Wege dahin führten. Kurvenreiche Wege, hatte von Gleichem gesagt – was sollte sie darunter verstehen?
    Ulrike setzte sich in ein nahegelegenes Café, bestellte einen doppelten Espresso und verjagte einen Herrn, der an ihrem Tischchen Platz nehmen wollte. »Es sind noch genügend andere Tische frei!« zischte sie grob.
    Die Begegnung mit von Gleichem zeigte Wirkung: In den drei Tagen Bedenkzeit verzichtete Ulrike auf ihre üblichen Einnahmen, wanderte durch den Münchener Zoo, pilgerte durch die Fußgängerzonen der Innenstadt und strich an den Schaufenstern der großen Couturiers auf der Maximilianstraße entlang. Sie bewunderte die Modelle und die Preise und verlor sich an den Gedanken: Das könntest du dir alles leisten, wenn du nur ein einziges Wort sagst: Ja! Aber was folgte diesem Ja? Gab sie sich damit völlig in die Hand Franz von Gleichems, verlor sie ihr eigenes Ich? War es so etwas wie ein Pakt mit dem Teufel, der irdische Wonnen versprach und dafür ihre Seele forderte? Wer war überhaupt dieser Franz von Gleichem?
    An den drei folgenden Abenden war Ulrike unterwegs, von Bar zu Bar, kreuz und quer durch München, nicht, um einen ›Kunden‹ zu suchen, sondern um Informationen zu sammeln. Und wo sie auch anfragte, überall bekam sie die fast gleichlautende Antwort:
    »Franz, der ›Baron‹? Was willste denn mit dem? Kennst du ihn? Mädchen, der hat überall, was mit dem hiesigen Nachtleben zu tun hat, seine Finger drin. Eine ganz große Nummer ist das. Wie kommst du denn an den? Das ist nicht deine Kragenweite.«
    Es waren Auskünfte, die Ulrike nicht alarmierten, sondern beruhigten. Ihr Verdacht, Franz von Gleichem könne ein großsprecherischer Blender sein, schmolz bei der deutlichen Ehrfurcht, mit der man über ihn sprach. Nur eine Frage lastete schwer auf ihr: Warum sie, ausgerechnet sie? Sie war hübsch anzusehen, gewiß, aber es gab in München Tausende Mädchen, die ihrer Ansicht nach hübscher waren. Das konnte es also nicht sein, was von Gleichems Interesse geweckt hatte, und die paar Stunden mit ihr im Bett wollte er sogar vergessen, womit von Beginn an klar war, daß sie nicht seine Geliebte werden sollte, die er zur Glamourfrau hochstylen wollte. Und trotzdem versprach er ihr den materiellen Himmel auf Erden … Wie sollte man das begreifen?
    Die drei Tage des Wartens dehnten sich für Ulrike fast bis ins Unerträgliche. In der letzten Nacht wälzte sie sich im Bett herum und schlief nur ein, um in kurzen Abständen wieder aufzuschrecken. Sie saß dann auf dem Bett, starrte gegen die dunkle Wand und überlegte immer wieder: Soll ich? Soll ich nicht? Man könnte es versuchen und jederzeit aussteigen, wenn Versprechungen zerplatzen. Ich werde deutlich machen, daß ich meinen eigenen Willen habe, daß niemand meinen Willen beugen kann, auch nicht mit einer Villa, mit Schmuck, Pelzen und einem Jaguar-Cabriolet. Genau das werde ich ihm sagen.
    Am Abend nach den drei Tagen klingelte Ulrike wieder an der Tür des Toscana. Das gut eingespielte Stück lief wieder ab: Bolo öffnete die Klappe, grunzte, schloß die Tür auf, ließ Ulrike eintreten, sagte: »Das hab ich erwartet, daß du wiederkommst!«, reichte sie an Salvatore weiter, der sie zu der Tür hinter der Bar führte und anklopfte.
    Und dann stand sie wieder vor Franz von Gleichem und sprach aus, was sie den ganzen Tag über geübt hatte:
    »Ich habe mich entschlossen, Ihren Vorschlag anzunehmen.«
    »Das ist eine Glücksentscheidung, Ulrike.«
    »Nein. Neugier. Ich will wissen, was Sie mit mir vorhaben.«
    Von Gleichem kam wieder um den Schreibtisch herum und gab ihr die Hand. Ein fester, schneller Händedruck war es, völlig unpersönlich. Ulrike erinnerte sich plötzlich, wie zärtlich diese Hände über ihren Körper gestreichelt hatten –, das hatte sie damals verwundert, denn die meisten Männer hielten sich mit solchen Vorspielen nicht auf, sondern

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