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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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auf Bolo, den Türsteher. Als er den Namen von Gleichem hörte, fragte er nicht mehr, sondern öffnete die Pforte. In der Bar nahm Salvatore Brunelli sie in Empfang – mit einem starken Händedruck und schmieriger Höflichkeit. Offensichtlich hatte man Ulrike erwartet. Der Sizilianer führte sie in einen großen Raum hinter der Bar, der wie das Büro eines Industriemanagers eingerichtet war. Hinter einem ausladenden Schreibtisch erhob sich bei ihrem Eintritt Herr von Gleichem und kam ihr entgegen. Brunelli verließ sofort das Zimmer.
    »Es freut mich, daß Sie meiner Einladung gefolgt sind«, sagte von Gleichem. Obwohl sie vor zwei Tagen miteinander im Bett gelegen hatten, sprach er sie wieder mit Sie an. Das schuf Distanz, sehr zu Ulrikes Verwunderung. Sie dachte an die zwei gemeinsam verbrachten Stunden und den Tausendmarkschein, den von Gleichem auf ihrem Nachttisch hinterlassen hatte, und fand es sonderbar, sich jetzt so zu benehmen, als sähe man sich zum erstenmal. »Ich hatte Sie schon gestern erwartet.«
    »Ich brauchte Zeit, um zu überlegen.« Ulrike blickte sich im Zimmer um. Es gab keine Couch, nur breite Ledersessel, Bücherregale, Büroschränke und einen Schreibtisch. »Wie möchten Sie es haben: im Sessel oder auf dem Schreibtisch?«
    »Lassen Sie diese dummen Reden!« Es klang ärgerlich und befehlend zugleich. »Ich habe Sie hierher gebeten …«
    »Gebeten?« wiederholte sie, als sei das für sie ein unbekanntes Wort.
    »Ja, gebeten!« Von Gleichem kehrte hinter seinen Schreibtisch zurück und setzte sich. Da er ihr keinen Platz anbot, warf sie sich in einen der breiten Ledersessel und schlug die langen schönen Beine übereinander. Unter dem kurzen Rock trug sie nur einen winzigen Slip, aber das schien bei von Gleichem keine Wirkung zu haben. Er blickte ihr in die Augen, nicht zwischen die Schenkel. »Ich habe mir etwas überlegt.«
    »Da bin ich aber gespannt.«
    »Sie haben es nicht nötig, sich zu verkaufen.«
    »Das kann nur jemand sagen, der genügend Geld hat.« Sie lehnte sich im Sessel zurück, winkte ab. »Wollen Sie mir einen Vortrag über Moral halten? Ausgerechnet Sie? Vor zwei Tagen …«
    »Vergessen wir diesen Abend. Ich sagte Ihnen ja, daß ich mir keine Frau zu kaufen brauche.«
    »Sie pflücken sie wie Äpfel von den Bäumen …« Ulrike beugte sich zu ihm vor. Ihre Stimme wurde provokativ. »Was wollen Sie von mir?«
    »Ich habe einiges mit Ihnen vor.«
    »Erklären Sie mir das genauer.«
    Von Gleichem holte aus seinem Schreibtisch eine Cognacflasche und zwei Gläser und hob die Flasche hoch.
    »Sie auch einen?«
    »Danke. Ich trinke nur im Dienst.«
    »Dienst ist ein guter Ausdruck.« Von Gleichem lachte und goß sein Glas voll. »Ich stelle fest, Sie haben sogar Humor. Das kann nicht schaden.« Er trank einen kurzen Schluck und legte dann die Hände übereinander.
    Franz von Gleichem, in gewissen Münchner Kreisen vor allem unter dem Namen ›Bar-Baron‹ bekannt, war ein sehr gebildeter, seriös wirkender Mittvierziger und hatte sich auf das Sammeln von Nachtlokalen und Bars spezialisiert. Von seinem Vater hatte er vier Millionen Mark geerbt, die dieser ehrlich mit einer Hopfensiederei verdient hatte. Sohn Franz, studierter Ökonom, sah allerdings seine Zukunft nicht im Hopfensieden, sondern im Immobiliengeschäft. Und hierbei bevorzugte er nicht den allgemeinen Wohnungs- und Büromarkt, sondern Liegenschaften, die dem Wortsinn näher kamen: Er kaufte zunächst drei alte Häuser, baute sie um und richtete Privatclubs ein – ein seriöser Name für Edelbordelle. Edel war dann auch seine Kundschaft; sie verschaffte Franz Verbindungen zu Industriellen und Würdenträgern, zu Politikern und Bankiers, zu Amtsträgern bis in die Regierungskreise hinein. Ein böses Wort von ihm kursierte im Bekanntenkreis: »Ab und zu findet bei mir eine kleine Bundestagssitzung statt …« Das war natürlich übertrieben, aber jeder Eingeweihte wußte, wie es gemeint war. Die Clubs hatten einen guten Namen und waren sicher vor allen Polizeirazzien. Staatsanwälte im Schaumbad werden nicht gerne verhört.
    Nach den Clubs kümmerte sich von Gleichem um das offizielle Nachtleben von München. Er kaufte Bars auf oder richtete neue ein, Bars mit Hinterzimmern, in denen Spielwiesen zur sexuellen Körperertüchtigung einluden. Was dem einen sein Bodybuilding, ist dem anderen seine erotische Gymnastik. Und da exklusive Dinge immer ihren Preis haben, wurde die väterliche Hopfensiederei zu einem

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