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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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überhaupt ›gerettet‹ werden wollte, ob es nicht barer Unsinn sei, sich in ihr Leben einzumischen, von dem er so gut wie nichts wußte, merkte er gar nicht. Und überhaupt: Was berechtigte ihn dazu, dermaßen missionarisch zu denken, nur aus einem Gefühl heraus, für das er selbst noch keinen Namen fand.
    Liebe? Was ist Liebe? Diese Frage beschäftigte Robert sehr. Wenn er seinen Klassenkameraden zuhörte, die von Bumsereien auf einer Bank oder im Keller berichteten, dann konnte er sich nicht vorstellen, daß so etwas mit dem Himmelsgefühl echter Liebe zu tun hatte. Immer wieder dachte er an sein Erlebnis mit dem Mädchen in den Isarauen, das so wollüstig auf seine sie eincremende Hand reagiert hatte, daß er zurückgeschreckt war. Beschimpfungen hatte es ihm eingebracht. Lief wirklich alles nur darauf hinaus, einen weiblichen Körper zu malträtieren und hinterher stolz zu verkünden: »Jungs, ich hab sie umgelegt!« Ist das die höchste Wonne, wie Wagner sie in ›Tristan und Isolde‹ geradezu selbstzerstörerisch beschreibt? Nein, es mußte etwas geben, das mehr war.
    Mit Ulrike verband ihn nur ein Händedruck. Und da waren noch ein paar Blicke, die mehr waren als ein bloßes Ansehen, und die Bewunderung ihres Körpers, ihrer Augen, ihrer Stimme, ihrer Bewegungen. Und da gab es noch einen unsichtbaren Strom, der von ihr zu ihm hinüberfloß, eine plötzliche Seelengemeinschaft … So sah Robert es zumindest. Wenn er Ulrike anblickte, spürte er sein Herz, nicht sein Geschlecht. Es war so ganz anders als bei seinen Freunden, die immer die Hand am Reißverschluß der Hose hatten.
    Mit großer Überwindung gelang es Robert, vier Tage nicht in der Bar zu erscheinen. Aber am fünften Tag – Vater Hubert hatte seinem Sohn Robert erneut hundert Mark Taschengeld gegeben – war der Drang, Ulrike zu sehen, übermächtig geworden.
    Bolo musterte Robert durch die Türklappe. Er ließ ihn eintreten, hielt ihn jedoch fest, als er den Vorraum durchquerte.
    »Ich warne dich!« sagte er, nicht grob, sondern fast freundschaftlich.
    »Wovor?« Robert blieb ruckartig stehen. »Warnst du jeden Gast?«
    »Sei kein Blödmann! Warum kriechst du Ulla in den Hintern?«
    »Tu' ich das? Ich will nur einen Cocktail trinken.«
    »Und sitzt dann stundenlang da und glotzt sie an.«
    »Der eine spielt Skat, der andere Billard, der dritte nagelt im Hinterzimmer eine Nutte … Ich sehe Ulla an. Jedem das Seine.«
    »Du bist ein Idiot!«
    »Das habe ich schon mehrfach gehört … Ich habe mich daran gewöhnt. Kann ich jetzt rein?«
    »Für Ulla bist du eine Null.«
    »Auch die Null ist wichtig, wenn sie hinter einer Zahl steht.«
    Für Bolo war dieser Satz zu hoch. Er zuckte mit den Schultern und gab den Weg frei. »Sag später nicht, ich hätte dich nicht gewarnt. Salvatore ist ein harter Bursche.«
    Die Bar war um diese Zeit schon gut besucht. Der Discjockey hinter seinem Mischpult hatte Rockmusik aufgelegt, einige Paare vollführten rhythmische Zuckungen auf der Tanzfläche. Robert ging um sie herum und setzte sich an die Theke. René, der Mixer, sah ihn zuerst und stieß mit dem Ellenbogen Ulla in die Seite. Sie kümmerte sich gerade um einen dicklichen Gast, der von seinen Erlebnissen auf Ibiza erzählte. Dort habe er in einer Nacht drei Mädchen hintereinander vernascht.
    Ulla entschuldigte sich mit den Worten: »Alles Angabe, Mann. Du bist doch froh, wenn du einen hochkriegst!« und kam zu Robert.
    »Du?« sagte sie. Nur: du. Aber ihre Blicke schienen ihn zu streicheln.
    »Ja. Ich.«
    »Ich habe dich vermißt …«
    »Wirklich?« Sein Herz krampfte sich zusammen.
    »Wirklich.«
    »Bolo sagt, ich wäre für dich eine Null.«
    »Bolo hat das Hirn eines Gorillas.«
    »Muß er wohl, denn er ist ja ein Gorilla … So nennt man das doch wohl?«
    »Wo warst du?«
    »Zu Hause. Ich habe Mathe geübt, Mozart und Schumann gespielt, ein Buch über Ufos gelesen … Und ich hatte kein Geld. Das war der wichtigste Grund.«
    »Und nun hast du Geld?«
    »Für zwei Cocktails reicht es.«
    »Darf ich dich einladen?«
    »Ich bin gern unabhängig.«
    »Red keinen Unsinn!«
    »Und was hast du gemacht?« erkundigte Robert sich.
    »Ein Abend ist wie der andere.«
    »Und am Tag?«
    »Als wir zum letztenmal im Prinzregentenbad waren, hat ein Fotograf ein Foto von uns gemacht. Erinnerst du dich? Ich habe das Foto abgeholt und es mir angesehen.«
    »Hast du es bei dir?«
    »Nein … Es steht bei mir auf einer Kommode …«
    »Du … du hast es

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