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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eingerahmt?«
    Es fiel ihnen nicht auf, daß sie sich plötzlich duzten. Bei Roberts letztem Besuch war noch das förmliche Sie zwischen ihnen gewesen. Ulrike nickte.
    »Es ist ein schönes Foto. Nur deshalb.«
    »Nur deshalb …« Robert sah René an, der ihm einen Cocktail brachte, obwohl er noch keinen bestellt hatte. Der Cocktail hatte eine giftgrüne Farbe und roch nach Crème de Menthe. »Danke. Was ist das für ein Zeug?«
    René stellte das Glas vor ihn hin. »Ein Voodoo«, sagte er dabei. »Der macht Tote lebendig oder Lebende zu Toten.« Dabei blickte er zu Salvatore Brunelli hinüber, der wie immer an einer Säule lehnte und alles beobachtete. »Wohl bekomm's!«
    Am anderen Ende der Bartheke winkte der Dicke mit beiden Händen Ulla zu. »Was ist?« rief er. »Du kannst doch nicht einfach weggehen! Wer kümmert sich um mich?«
    »Er meint dich«, sagte Robert und nippte an seinem Cocktail.
    »Ja, er meint mich.«
    »Geh zu ihm.« Und mit etwas Bitterkeit fügte er hinzu: »Es ist dein Geschäft.«
    Sie zögerte, verstand den Unterton, ging aber dann doch zu dem winkenden Gast und sagte so laut, daß es alle an der Theke hörten: »Erzähl weiter, Dickerchen: Du bist also nur nach Ibiza geflogen, um zu bumsen …«
    Eine Hand hielt Roberts Hand fest, als er wieder nach seinem Glas greifen wollte. Salvatore stand hinter ihm, so nahe, daß er dessen Parfüm riechen konnte. Ein süßlicher Duft war es, ein Damenparfüm.
    »Eine meiner Aufgaben ist es, mich um das Wohl unserer Mitarbeiter zu kümmern. Du störst das Wohl. Habe ich das deutlich ausgesprochen?« sagte Salvatore so leise, daß es nur Robert hören konnte.
    »Sehr deutlich … Nur verstehe ich es nicht.« Robert drehte sich auf seinem Barhocker um. Brunellis dunkle Augen waren jetzt ganz nah. »Ich bin keiner Ihrer Huren den Lohn schuldig.«
    »Sei vorsichtig, Junge …« Salvatores Nasenflügel spannten sich etwas. »Es könnte böse enden.«
    »Haben Ihre Mädchen Aids?«
    »Du kleiner Wichser, paß jetzt genau auf!« Salvatore schob die Unterlippe vor und blies Robert seinen Atem ins Gesicht. »Du verläßt jetzt das Lokal in senkrechter Haltung … Andernfalls schwebst du waagerecht auf die Straße. Ist das klar?«
    »Nicht ganz.«
    »Wo sind da noch Fragen?«
    »Nur eine: Warum soll ich hier nicht meinen Cocktail trinken?«
    »Weil ich es nicht will.«
    »Das ist keine Begründung.«
    »Für mich schon.« Brunelli zog den Kopf etwas zurück. Er ging auf Distanz. Auf Schlagdistanz. Eine alte Boxerregel: Der beste Schlag kommt nie aus dem Infight. »Laß deine Eierfinger von Ulla!«
    »Wir sind befreundet.«
    »Einen Dreck seid ihr! Und nun raus, du Mutterficker!«
    In diesem Augenblick zerplatzte in Robert die Vernunft. Man beleidigte seine Mutter, man erniedrigte sie in gemeinster Weise, seine Mutter, die er anbetete.
    Robert zögerte nicht lange. Aus einer Drehung auf seinem Barhocker heraus schlug er Brunelli mit der flachen Hand ins Gesicht. Es gab einen klatschenden Laut, begleitet von einem hellen Aufschrei Ullas. Aber einem Mann wie Brunelli gibt man keine Ohrfeige, man muß ihn vielmehr mit der Faust voll auf die Kinnspitze treffen. Nur das zeigt Wirkung, alles andere ist sinnlos.
    Brunelli zögerte keine Sekunde. Seine Faust erwischte Robert voll im Gesicht, schleuderte ihn vom Barhocker auf den Boden, und als er sich halb betäubt aufrichten wollte, bekam er einen Tritt in die Hüfte, einen zweiten vor die Brust und einen dritten gegen den Kopf. Blut schoß aus Roberts Nase, er krümmte sich vor Schmerzen auf dem Boden, versuchte, von der Bar wegzukriechen, aber da war Ulrike schon bei ihm, umklammerte ihn und drückte eine große Serviette auf sein blutverschmiertes Gesicht. Brunelli war zurückgetreten und hob beide Arme wie ein Fußballspieler, der ein Foul bedauert.
    »Ihr alle seid Zeugen, daß er zuerst geschlagen hat! Ihr habt es alle gesehen!« rief er und trat noch einen Schritt zurück. »Es war Notwehr. Reine Notwehr …«
    »Er hat nur seine Mutter vor dir verteidigt, du Sau!« schrie Ulrike zurück. »Faß ihn nie wieder an. Nie wieder! Ich bringe dich sonst um!«
    Brunelli starrte sie an, als stünde sie wirklich mit einem Messer oder einer Schußwaffe vor ihm. Sie würde es tun, durchfuhr es ihn. Verdammt, sie ist dazu fähig! Diese Augen, dieser zuckende Mund, die angespannten Muskeln … Sie ist wie ein Raubtier, das gleich zum Sprung ansetzt. Er trat noch zwei Schritte zurück und sah zu, wie Ulrike Robert mühsam auf

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