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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zweite Anruf ging an die Kriminalpolizei München, Morddezernat. Aber dort erfuhr Habicht, daß man nicht zuständig sei, der Überfallene lebe ja noch. Doch man verband ihn höflich weiter zum Dezernat für organisierte Kriminalität, das 13. Dezernat, das auch zuständig war für Rauschgift, Bandenverbrechen, Schutzgelderpressung und verdeckte Ermittler. Kriminalhauptkommissar Peter Reiber meldete sich am Telefon.
    Er hörte sich geduldig an, was ihm der völlig aufgelöste Habicht berichtete, und sagte dann: »Bitte, kommen Sie mit Ihrem Sohn Robert zum Protokoll ins Kommissariat.«
    »Kommen? Mein Sohn ist schwer verletzt!« schrie Habicht empört ins Telefon.
    »Liegt er im Krankenhaus?« fragte Reiber ruhig.
    »Nein! Er ist hier bei mir zu Hause.«
    »Ist er gehfähig?«
    »Die Beine hat man ihm nicht abgeschlagen!« brüllte Habicht außer sich. »Es ist Ihre Pflicht, hierher zu einem Schwerverletzten zu kommen! Hier spricht Oberregierungsrat Habicht vom Bayerischen Staatsministerium. Sie sollten wissen, daß …«
    »Wir kommen!« Reiber legte auf. Es gab genügend Konflikte – er brauchte nicht auch noch einen persönlichen. Auch wenn hinterher alles im Sande verlief, die Unannehmlichkeiten belasteten doch.
    »Na also!« sagte Habicht und knallte den Hörer auf. »Die sollen von vornherein wissen, daß sie es nicht mit Otto Normalverbraucher zu tun haben!«
    Eine halbe Stunde später klingelten Kriminalbeamte an Habichts Haustür in Pasing. Dr. Heimes war schon da, hatte Robert untersucht, keine inneren Verletzungen festgestellt, nur eine angebrochene Nase, blaue Flecken an Hüfte, Schulter und Brust, eine geschwollene linke Gesichtshälfte und eine Platzwunde am linken Haaransatz. Der Arzt hatte Roberts Kopf verbunden, was sehr dramatisch aussah. Als Hauptkommissar Reiber eintrat, saß Robert in einem tiefen Ledersessel, noch immer mit dem blutgetränkten Oberhemd bekleidet, was den Eindruck eines schwerverletzten Mannes verstärkte.
    »Na endlich!« sagte Habicht angriffslustig. »Das hat aber lange gedauert.«
    »Wir sind in einen Stau gekommen«, erklärte Reiber höflich.
    »In einen Stau? Die Polizei in einem Stau!« Habichts Stimme troff vor Ironie. »Haben Sie keine Sirene?«
    »Wir gebrauchen die Sirene nur im akuten Einsatz.«
    »Ach! Und der Überfall auf meinen Sohn Robert ist nicht akut? Bei jedem Dreck hört man das Tatütata, aber wenn ein Schwerverletzter um Hilfe ruft …«
    Reiber überhörte die beleidigenden Worte. Wozu Komplikationen? Es würde immer heißen: Da hat ein übererregter Vater Luft abgelassen.
    »Erzählen Sie mal, wie das war«, wandte Reiber sich an Robert. »Wo und wann?«
    »So gegen 22 Uhr 30 in der Holzwiesenstraße.«
    »In Neu-Perlach?«
    »Ja. In der Konstantinstraße wohnt mein Freund, bei dem nehme ich Nachhilfestunden in Mathematik. In seiner Straße habe ich leider keinen Parkplatz mehr gefunden.« Robert schloß die Augen. Er stellte sich vor, wie es passiert sein könnte, und schilderte es nun auch so. »Ich komme also von meinem Freund und sehe schon von weitem, wie sich jemand an meinem Wagen zu schaffen macht. Ich renne auf ihn zu, rufe: ›Was machen Sie da?‹, will ihn packen … Ja, und dann weiß ich nur noch, daß mich ein Schlag mitten ins Gesicht traf und ich durch die Luft flog. Als ich mich wieder aufrappeln konnte, war der Kerl längst weg. Reiner Kung-Fu …«
    »Wieso Kung-Fu?« Reiber wurde hellhörig.
    »Der Mann war ein Asiat …«
    »Wissen Sie das genau?«
    »Natürlich. Ich hatte ihn doch vorn an seiner Windjacke gepackt und genau sein Gesicht gesehen.«
    »War es ein Chinese, ein Koreaner, ein Vietnamese?«
    »Mein Sohn Robert ist kein Sinologe!« warf Habicht erregt ein. »Es ist empörend genug, daß solch ein Gesindel bei uns frei herumläuft!«
    »Das gleiche mögen die Asiaten auch von uns denken.« Reibers Stimme ließ keinen Zweifel daran, was er von Habichts rassistischen Ausfällen hielt. Hubert begriff das sofort und holte tief Luft. Aber er verzichtete auf eine Entgegnung, wohl wissend, daß er hier den kürzeren ziehen würde.
    »Doch weiter …« Reiber musterte Roberts dick verbundenen Kopf. »Was taten Sie dann?«
    »Ich setzte mich in meinen Wagen und wartete, bis ich fahrfähig war. Dann fuhr ich nach Hause.«
    »Sie sind nicht sofort zu Ihrem Freund zurückgelaufen?«
    »Nein. Warum?«
    »Das ist doch das Naheliegendste. Bei solchen Verletzungen … Erste Hilfe, direkt um die Ecke …«
    »Daran habe ich nicht gedacht.

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