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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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abwürgte. Für die Bekämpfung der aus Rumänen, Jugoslawen, Kosovo-Albanern, Vietnamesen, Ghanaer, Polen, Russen, Libanesen, Kurden, Chinesen oder Südamerikanern bestehenden Banden blieben die Regierungskassen verschlossen. Die erschreckende Folge: Fast 73 Prozent aller in der Bundesrepublik begangenen Straftaten wurden von ausländischen Kriminellen verübt.
    Peter Reiber wartete, ob sich jemand mit einem Vorschlag meldete, zuckte dann mit den Schultern und schlug die vor ihm liegende Akte auf. Jetzt kommen seine berühmten Statistiken … Die Beamten des Dezernats wappneten sich mit Geduld. Aber was sie heute hörten, war kein totes Zahlenmaterial, sondern ein erschreckendes Kapitel deutscher Polizeigeschichte.
    »Mir liegen hier die neuesten Zahlen unserer Polizeikollegen aus Berlin vor«, sagte Reiber in dozierendem Ton, »und die Zahlen sind insofern interessant, da wir sie mit unserer Situation hier in München vergleichen können. Vorweg: So wie in Berlin sehen mehr oder minder auch die Probleme in anderen Bundesländern und Großstädten aus, wie wir gleich erkennen werden. Die Berliner Polizei hat einen Personalbestand von 19.300 Kriminalbeamten und Schutzpolizei. Hinzu kommen rund 11.000 Verwaltungsangestellte, also zusammen rund 30.000 Beschäftigte, davon 21,7 Prozent Frauen. Diese Truppe besitzt 1.231 Personenwagen, der größte Teil überaltert, es sind sogar über 450 Ladas aus DDR-Beständen darunter. Hinzu kommen 1.142 Minibusse, Mannschaftswagen und sonstige Fahrzeuge. 246 Motorräder sind im Einsatz, 63 Pferde und 30 Fahrräder.«
    Ein Glucksen ging durch die Versammlung, aber Reiber winkte energisch ab.
    »Lachen Sie nicht! Während die Gangster mit modernsten Autos, Funkanlagen, Handys und sogar Nachtsichtanlagen herumfahren, zockeln wir in Berlin mit uralten Ladas hinter ihnen her. Das ist nicht zum Lachen, das ist zum Weinen! Aber weiter: Für den gesamten Verwaltungsaufwand der größten deutschen Stadt und zukünftigen Metropole, also auch für Einsatzplanung, Ermittlung, Erkennungsdienst und Datenverarbeitung stehen der Berliner Polizei ganze 400 Computer zur Verfügung. 400 Computer – weniger, als sie heute jeder Großbetrieb in den Büros stehen hat! Ich wette, daß die Finanzämter damit besser ausgerüstet sind als die Polizei!«
    »Wette im voraus gewonnen!« rief einer der Beamten. Das kurze Lachen nutzte Reiber, um in seiner Akte zu blättern.
    »Das war Berlin. Wir alle wissen, daß es hier in München etwas anders aussieht, aber durchaus nicht zufriedenstellend und schon gar nicht bedarfsdeckend. Gut, wir fahren keine Ladas, sondern gute BMWs, wir haben auch mehr als 30 Fahrräder …« Wieder Lachen und sogar Händeklatschen. »Aber gegen die organisierte Kriminalität sind wir wie ein Hüftlahmer gegen einen Sprinter. Die Mafia – nehmen wir den Namen als Sammelbegriff für all diese Banden – ist uns immer voraus. Trotz unserer verdeckten Ermittler und V-Männer kommen wir meistens erst dann zum Zug, wenn die Tat geschehen ist. Wir sind eine Art Müllmänner, die in den Schäden herumwühlen. Von einer Tatvereitelung ist kaum die Rede … siehe Verbot des Lauschangriffs! Und damit wären wir bei einem brennenden Problem, vor dem nicht nur die Berliner Kollegen hilflos dastehen, sondern auch wir hier in München: das alarmierende Anwachsen der Jugendkriminalität!« Reiber hielt einige Blätter aus seiner Akte hoch. »Ich habe mir Zahlenmaterial unserer anderen Dezernate geben lassen. Nachdem ich es gelesen habe, kann ich verstehen, daß man im Präsidium nur sehr zögernd solche Informationen an die Öffentlichkeit geben will.«
    Reiber räusperte sich und holte tief Atem. »Im vergangenen Jahr stieg die Jugendkriminalität um über fünfzig Prozent an. Tendenz in diesem Jahr: steigend! Dabei handelt es sich nicht um Bagatellfälle wie Fahrraddiebstahl oder einfacher Diebstahl. Die Skala reicht vom Einbruch über Raubüberfall bis zur schweren Körperverletzung. Dazu werden Eisenstangen, Baseballschläger, große Schraubenschlüssel, Fahrradketten, Schlagringe, ja, sogar Betonpfähle benutzt. Über die Hälfte der Raubüberfälle auf unseren Straßen wird von Jugendbanden begangen und zwar mit einer Brutalität, die bisher unbekannt und nicht für möglich gehalten worden war. So trieb eine Bande von zwölf- bis fünfzehnjährigen Mädchen ein wahres Terrorunwesen. Allein zwölf Raubüberfälle gingen auf das Konto der Mädchen-Gang. Zielgruppe: junge Frauen und alte

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