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Die Edda - Die Edda

Titel: Die Edda - Die Edda Kostenlos Bücher Online Lesen
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einem Hause:
wir wuchsen im Wäldchen,
nicht wenig spielten wir;
Gold und Schmucksachen
schenkte uns Grimhild.
Wie büßest du der Brüder
Blut mir mit Gaben;
nichts dafür nähme ich,
das genug mir schiene.
     
    72
    Machtgier der Männer
    mindert Frauenglück;
    in den Schoß sinkt die Faust,
    wenn die Finger erschlaffen;
    es wankt der Waldbaum,
    wenn die Wurzeln man durchhieb:
    allein magst du, Atli,
    nun alles beherrschen.«
     
    73
    Arg war der Unverstand,
da der Edling dem traute;
fest stand die Falschheit,
wenn Vorsicht er übte.
Verschlagen war Gudrun,
sie verschwieg ihr Denken,
fröhlich erschien sie,
zwei Schilde führte sie.
     
    74
    Sie mehrte den Malztrank
zur Minne den Brüdern;
dasselbe besorgte
den seinen auch Atli.
Bereitet war der Rauschtrank;
ruhen ließen sie’s.
Ausging dies Erbmahl
in übergroße Wirrnis.
     
    75
    Starr war die stolze,
    sie stürzte in Leid ihn:
    sie vergalt es dem Gatten
    mit grausiger Rache.
    Sie lockte die Kleinen,
    legte auf die Bank sie.
    Die wilden erschraken,
    doch weinten sie nimmer;
    sie schmiegten in den Schoß sich,
    was geschehe, fragten sie.

     
    76 Gudrun:
    »Danach fragt nimmer!
Vernichten will ich euch:
Lust hatt’ ich lange,
euch vom Leben zu heilen.«
     
    Die Knaben:
    »Hinschlachten kannst du uns,
dich hindert keiner;
nicht ruht die Rachgier,
wenn du’s recht erprobst.«
     
    77
    Die Kindheit verkürzte
    die kampfschnelle den Brüdern;
    es kam, wie es sollte,
    die Kehlen durchschnitt sie.
    Der Fürst drauf fragte,
    ob sie fortgelaufen,
    die Söhne, zum Spielen;
    denn er sah sie nirgends.
     
    78 Gudrun:
    »Ich muß mich vermessen,
zu melden dem König;
nicht trachtet dich zu täuschen
die Tochter Grimhilds.
Nicht freut dich’s, Atli,
erfährst du alles.
Viel Weh wirktest du,
da du die wackern fälltest.
     
    79
    Selten nur schlief ich,
seit sie erschlagen.
Hartes verhieß ich dir;
heute denke dran!
Vom Morgen sprachst du,
das gemahnt mich immer;
anbrach nun der Abend,
wo die Antwort du hörest.
     
    80
    Die Söhne verlorst du,
wie du zuletzt es solltest:
als Schalen beim Biertrunk
sind gebraucht ihre Schädel;
so braut ich das Bier dir:
ihr Blut mischt ich drunter.
     
    81
    Der Brüder Herzen
briet ich am Spieße;
ich kam mit der Kost zu dir,
Kalbfleisch nannte ich’s.
Alles genossest du,
nichts blieb da übrig,
gebrauchtest die Backzähne,
zerbissest es gierig.
     
    82
    Der Kinder Los kennst du,
keiner hört schlimmres.
Meines Werkes walt ich,
wahrlich, nicht prahle ich.«
     
    83 Atli:
    »Grimm warst du, Gudrun,
da so grauses du vermochtest,
das Blut deiner Kinder
ins Bier mir zu mischen;
hast vernichtet die Söhne,
was du nimmer solltest.
Bleiben ließest du
zwischen bösem mir wenig.«
     
    84 Gudrun:
    »Schöner schiene mir’s,
zu erschlagen dich selber:
Not trifft genug doch
nie solchen Fürsten.
Vollführt hast du früher,
das Volk kennt kein Beispiel,
Wahnsinn, Gewalttat,
auf der Welt hienieden.
Nun häuftest du’s noch höher,
als bisher wir’s wußten:
das ärgste verübtest du;
dein Erbmahl begingst du.«
     
    85 Atli:
    »Auf Scheitern verschwele,
zerschlagen von Steinen!
Dann hast du das Ende,
wonach du immer strebtest.«
     
    Gudrun:
    »Selbst sag dir solche
Sorgen am Morgen!
Edler will ich ausgehn
zum andern Lichte.«
     
    86
    Sie saßen zusammen,
sandten sich Feindeswunsch,
kannten nur Haßworte;
Behagen fand keiner. -
Haß wuchs in Hniflung:
auf Heldenwerk sann er;
er erklärte vor Gudrun,
er sei grimm dem König.
     
    87
    Vor Augen trat der edeln
der Ausgang Högnis;
Ruhmestat nannte sie’s,
wenn er Rache gewönne.
Erschlagen war da Atli,
nicht schwankten sie lange:
selbst schlug ihn Gudrun
und der Sohn Högnis.
     
    88
    Der rasche zur Rede griff,
er entrang sich dem Schlafe,
nicht brauchte er Verbandzeug,
spürte bald das Ende:
»Antwortet ehrlich,
wer hat Atli erschlagen?
Hart ist mir mitgespielt;
nicht hoff ich zu leben.«

     
    89 Gudrun:
    »Nicht trachtet, dich zu täuchen,
    die Tochter Grimhilds:
    ich hab es ausgeführt,
    daß zu Ende dein Leben,
    und auch Högnis Erbe,
    daß dich hinstreckt die Wunde.«
     
    90 Atli:
    »Du schrittest zum Totschlag,
ob schändlich die Tat war:
treulos ist’s, zu täuschen
das Vertrauen des Freundes.
     
    91
    Auszog ich eifrig,
dich Edle zu werben;
herrisch hieß man dich,
pries hoch die Witwe.
Wohl wir’s gewahrten:
kein Wahn war die Kunde.
Her zogst du heimwärts;
eine Heerschar folgte.
     
    92
    Alles war üppig
in unserm Leben:
Ehre war überall
von edeln Männern;
reich war die

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