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Die Edda - Die Edda

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Kinderschar,
recht genossen wir’s;
unser Gut war glänzend,
wir begabten viele.
     
    93
    Mahlschatz zahlt ich dir,
eine Menge Kleinode,
sieben Dienerinnen
und dreißig Knechte,
Ruhm war in solchem,
noch reicher war das Silber.
     
    94
    So galt dir das ganze,
als ob gar nichts es wäre:
du verlangtest die Länder,
hinterlassen von Budli;
du wühltest fortwährend,
zu gewinnen gab’s nichts.
Meine Mutter triebst du
zu Tränen oftmals;
nie fand ich uns Hausleute
in Frieden beisammen.«
     
    95 Gudrun:
    »Das lügst du, Atli,
doch acht ich’s wenig:
sanft war ich selten;
doch sehr überbotst du mich:
bald wuchs euch Bruderzwist,
bitter strittet ihr;
zur Hel ging die Hälfte
aus deinem Hause;

nieder sank alles,
was euch nützen sollte.
     
    96
    Wir drei Geschwister
dünkten uns trutzig;
wir fuhren zur Ferne,
wir folgten Sigurd.
Sein Schiff lenkte jeder,
sie schossen vorwärts;
wir eilten ins Blaue,
bis wir ins Ostland kamen.
     
    97
    Wir fällten den Fürsten,
erfochten Land uns;
die Hersen schworen Treue:
sie trieb die Furcht vor uns.
Wir befreiten aus dem Walde,
wem wir Frieden wünschten;
wir setzen in Habe,
die selbst nichts hatten.
     
    98
    Tot ward der tapfre;
das traf mich jählings:
Weh schuf’s der jungen,
Witwe zu heißen;
arg war das Übel,
zu Atli zu kommen:
bisher war ein Held mein,
hart war der Abstieg.
     
    99
    Nie kamst du vom Thinge,
daß wir dieses hörten,
wie du Klagen begannest
und die Gegner beugtest:
du wolltest nur weichen,
nie zur Wehr dich setzen,
alles annehmen,
was andre dir taten.«
     
    100 Atli:
    »Das lügst du, Gudrun!
Das Los wirst du wenig
bessern uns beiden;
böses litten wir.
Nun vergiß nicht der Güte:
Gudrun, uns beiden
tu, was uns ehret,
trägt man hinaus mich!«
     
    101 Gudrun:
    »Will ein Seeschiff kaufen,
einen Sarg, einen bunten,
das Linnen wachsen,
deine Leiche zu schützen,
alles betreuen,
als ob traut wir wären.«
     
    102
    Zur Leiche ward Atli;
Leid wuchs den Sippen.
Was die hehre verheißen,
das hielt sie alles.

Wandern nun wollte
die weise zum Tode:
ihr Ende fand Aufschub;
zu andrer Zeit starb sie.
     
    103
    Selig heißt immer,
wem Erben erwachsen
von gleicher Heldenkraft,
wie sie Gjuki zeugte:
lange soll leben
in den Landen allen,
wo das Volk es erfahren,
ihr furchtloses Trutzwort.
     
    Anmerkungen
     
    3 7 d. h. die Boten sollten über See segeln zu den Gjukungen. Dieser Grönländer denkt sich ein Meer zwischen den beiden Reichen, und 4 7 spricht er vom Limafjord: so heißt eine Meerenge im nördlichen Jütland! 4 1-3 Gudrun gibt den Boten einen Runenstab mit, der ihre Brüder warnen soll; der eine der beiden Boten durchschaut die Zeichen und entstellt sie, siehe 9 7̦ 12. 6 Diese Frauen der beiden Brüder gehören zu den Zutaten unsres Dichters. 7 2 Gemeint ist Gunnar. 10 Das einfache Bera kann für das zusammengesetzte Kostbera eintreten 15ff. Diese Träume sind allgemeine Schreckbilder, keine durchsichtigen Gleichnisreden; sie vertreten also noch die ältere Art, vgl. Nr. 33 Str. 18 und Nr. 44 Str. 37. 19 Der Schutz- oder Folgegeist eines Menschen kann in tierischer Hülle einem andern erscheinen. 21 1 Nämlich Gunnar und Glaumwör. 22 5 der Götteruntergang. 26 ergänzt nach der Wölsungensaga. 27 Die toten Frauen sind Abgesandte der Hel. 29 4-8 d. h. sie hätten die doppelte Zahl aus ihrem Hofgefolge mitnehmen können; daß sie dies unterließen, war schlecht bedacht. Man bemerke hier und in Str. 53 die kleinen Verhältnisse, die unserm Grönländer vorschweben. 30 1-4 Auch diese Gestalten hat unser Dichter erfunden. 5 Schildbaum, skaldische Umschreibung für Krieger. 52 7, 10 Achtzehn fielen, bis die Hunnen die Oberhand gewannen. 53 5, 6 Der Endreim gehört dem Urtexte. 54 3, 4 Der ungeschickte Urtext kann nicht anders verstanden werden, als daß zwei der Brüder schon früher hingegangen sind (siehe 95 7), die zwei übrigen jetzt im Kampfe fielen. 55 9 Zielt auf Sigurds Hort, den die Schwäger nicht herausgaben. Die einzige Stelle, worin die alte Triebkraft der Nibelungenot, Attilas Hortgier, bei dem Grönländer anklingt. 56 3-6 Diese gehäuften Greuel entspringen der Phantasie unseres Dichters. Doch birgt sich wohl in dem »Verhungernlassen in der
Höhle« ein trüber Schein des niederdeutschen Sagenzuges, daß Atli selbst in die Höhle des Nibelungenhortes eingeschlossen wurde und dort seinen Tod fand. 60ff. Aus dem alten Zwischenspiel mit dem Herzausschneiden (siehe Nr. 34 Str. 21ff.) hat der Dichter etwas Neues gemacht, indem er Gunnar und den Hort

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