Die Edda - Die Edda
Schwager,
man trug ihn von hinnen,
so verschärfte die Schlacht sie,
sie schlug ihm das Bein ab;
den nächsten hieb sie nieder,
daß er nimmer aufstand,
sandte hin zur Hel ihn,
ihre Hände bebten nicht.
51
Einen Strauß stritten sie,
der wird stets gepriesen;
das glänzte über alles,
was die Gjukunge taten:
die Niblunge, sagt man,
eh sie niedersanken,
schufen Schwertkampf,
zerschlissen Brünnen,
zerhieben Helme,
wie das Herz sie lehrte.
52
Sie kämpften den Morgen,
bis der Mittag sich neigte,
die Dämmerung hindurch
und drauf den Vormittag.
Dann war fertig das Fechten,
die Flur schwamm im Blute.
Achtzehn fielen eher -
Oberhand gewannen sie -,
auch Beras Bruder
und ihre beiden Söhne.
53
Der rasche zur Rede griff,
der Erregung nicht achtend:
»Übel ist’s anzuschaun,
euch nenn ich schuldig.
Es traten der Degen
euch dreißig entgegen;
nun leben nur elf noch,
eine Lücke ist ausgebrannt.
54
Wir waren fünf Brüder,
als wir Budli verloren;
bei Hel weilt die Hälfte:
zerhaun liegen zweie.
55
Schwäger hab ich, hohe,
das hehle ich nimmer,
eine Frau zum Fluche,
des freu ich mich wenig.
Gemach fand ich selten,
seit sie vermählt mir wurde;
(übles hat angetan
mir immer ihre Sippe:)
den Reichtum entrissen,
geraubt die Verwandten;
zur Hel stießt ihr die Schwester,
am herbsten fühl ich das.«
56 Gudrun:
»Sprichst du also, Atli?
Zuerst tatest du so,
da du mir die Mutter
gemordet um Ringe.
In der Höhle verhungern
ließest du die Base.
Lächerlich dünkt mich’s,
wenn du dein Leid klagst;
den Göttern dankte ich’s,
ginge dir’s übel.«
57 Atli:
»Euch Jarlen gebiet ich,
den Jammer zu mehren
dem verwegnen Weibe;
gewahren muß ich’s.
Ans Werk geht wacker!
Weinen soll Gudrun,
ihr Glück soll vergehen;
das begehr ich zu schauen.
58
Legt Hand an Högni,
häutet mit dem Messer ihn!
Schneidet das Herz aus,
geht hurtig zum Werke!
Gunnar, den grimmen,
an den Galgen hänget!
Vollendet es eifrig,
ladet ein die Schlangen!«
59 Högni:
»Tu, was dich gelüstet!
Lachend erwart ich’s;
fest wirst du mich finden:
zuvor trug ich Härteres.
Keile kriegtet ihr,
als wir bei Kräften waren;
nun versehrten uns Wunden,
da magst du selbst walten.«
60
Das sagte Beiti,
des Budlungs Hausmeister:
»Holen wir Hjalli!
Högni retten wir.
Zerhaun wir den Halbnarren!
Für Hel taugt er besser:
nicht lebt er so lange,
daß er lässig nicht hieße.«
61
Verzagt war der Topfhüter;
es zog ihn von hinnen,
er wußte, was Angst heißt,
kroch in alle Winkel:
ihr Kampf sei sein Unglück,
wenn er die Kosten zahle;
traurig sei sein Tag
der Trennung von den
Schweinen,
von aller Habe,
die er zu eigen hatte.
62
Sie zerrten hervor ihn
und zückten das Messer;
aufschrie der Elende,
eh das Eisen er spürte:
Muße wollt er sich machen,
Mist zu streuen,
das schmutzigste schaffen,
wenn er Schonung fände;
glücklich sei Hjalli,
behielte er sein Leben.
63
Sorge trug Högni,
solches tun wenige,
zu fördern den Feigling,
daß er davon käme:
»Der Spaß dünkt mich leichter,
dies Spiel zu beginnen;
was wollen wir weiter
solch Gewinsel hören?«
64
Sie faßten den volkskühnen;
da fand sich kein Ausweg
für die tapfern Recken,
die Tat zu verzögern.
Högni lachte,
es hörten die Mannen:
Kraft zeigen konnte er,
Qualen ertrug er.
65
Die Harfe nahm Gunnar,
er griff mit den Fußzweigen;
die Weiber weinten,
so wußt er zu spielen.
Es klagten die Krieger,
die den Klang hörten;
die Balken barsten.
Der Frau gab er Botschaft.
66
Früh war’s am Vormittag,
die Fürsten starben.
Bis zuletzt ließen sie
leben ihre Tugend.
67
Stolz kam sich Atli vor:
er stieg über beide.
Gram sagte er Gudrun;
er begann noch zu schelten:
»Morgen ist’s, Gudrun,
du missest die teuren;
Schuld bist du selber,
daß es so gekommen.«
68 Gudrun:
»Froh bist du, König,
du kündest Totschlag;
Reue ergreift dich,
wenn du’s recht erkanntest.
Das nimmst du als Nachlaß,
nennen will ich’s dir:
nie endet dein Unheil,
eh auch ich gestorben.«
69 Atli:
»Um solches sorg ich nicht;
ich seh einen Ausweg,
schicklicher scheint der mir,
oft verschmäht man gutes:
Mägde sollen dich trösten,
treffliche Kleinode,
schneeweißes Silber,
wie du selber es wünschest.«
70 Gudrun:
»Der Wahn ist eitel:
ich weigre es immer;
anhob ich Unfrieden,
wo der Anlaß kleiner.
Galt manchem für maßlos;
mehr soll’s nun geben.
Alles könnt ich leiden,
lebte noch Högni.
71
Aufzog man uns beide
in
Weitere Kostenlose Bücher