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Die Edda - Die Edda

Titel: Die Edda - Die Edda Kostenlos Bücher Online Lesen
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sein. Denn zwei Felsritzungen in Södermanland südlich vom Mälarsee zeigen uns Abbildungen zu der Geschichte vom Drachenhort. Wir sehen da einen Fischotter; sodann das Roß Grani, das eine Last auf dem Rücken trägt und an einen Baum gebunden ist, auf dem zwei Vögel sitzen; ferner Sigurd, wie er das Drachenherz am Feuer brät und einen Finger in den Mund steckt; weiter den enthaupteten Regin mit allerhand Schmiedegerät; und schließlich das Ganze eingerahmt von einem schlangengestaltigen Drachen, den Sigurd von unten mit dem Schwerte durchbohrt. Die Runeninschriften, die die beiden Bildsteine tragen, lassen erkennen, daß sie in der Zeit um 1020 geritzt sind.
    Die Geschichte vom Drachenhort einschließlich ihrer besonderen Vorgeschichte ist also um die Jahrtausendwende in Schweden bekannt gewesen. Da festgeformte Lieder leichter unverändert von einem Stamme zum anderen wandern als Erzählungen in ungebundener Rede, dürfen wir vermuten, daß das Drachenhortlied spätestens um 1000 in Skandinavien geschaffen worden ist.
    Das Lied beschränkt sich im wesentlichen darauf, die Gespräche der Beteiligten in Versen wiederzugeben. Eingeleitet und durchsetzt ist es von Prosastücken, die hauptsächlich dazu dienen, den äußeren Hergang der Handlung zu erzählen. Wir haben also ein Halbprosalied vor uns, das noch erkennen läßt, wie es aus einer Vorzeitsaga entstanden ist. Allerdings wird diese Saga damals eine andre Gestalt gehabt haben als zu der Zeit, wo man die Eddalieder sammelte.
    Genzmer

     
    Die Götter Odin, Hönir und Loki kamen einst zu dem Wasserfall Andwarafors; darin waren viele Fische. Ein Zwerg hieß Andwari; er war lange in dem Fall in Hechtgestalt und fing sich dort Speise. Otter hieß ein Sohn des Riesen Hreidmar; der ging oft in den Fall in Gestalt eines Fischotters. Einmal hatte er einen Lachs gefangen und saß am Ufer und aß ihn blinzelnd. Loki warf ihn mit einem Stein zu Tode. Die Asen glaubten, viel Jagdglück gehabt zu haben, und zogen dem Otter den Balg ab. Am Abend suchten sie Herberge bei Hreidmar und seinen Söhnen Fafnir und Regin und zeigten ihre Jagdbeute. Da nahmen diese sie fest und legten ihnen als Lebenslösung auf, den Otterbalg mit rotem Gold zu füllen und außen zu umhüllen. Da entsandten die Götter Loki, das Gold zu beschaffen. Er kam zu Ran und bekam ihr Netz. Darauf begab er sich zum Andwarafors und warf das Netz vor den Hecht, und der ging in das Netz. Da sprach Loki:
     
    1 Loki:
    Wer ist der Fisch,
    der durch die Fluten schießt
    und sich vor Schaden nicht schützt?
    Aus Hels Haft
    dein Haupt nun löse,
    gib mir Feuer der Flut!
     
    2 Andwari:
    Andwari heiß ich,
    Oïn hieß mein Vater;
    viel Schnellen durchschwamm ich schon
    Arge Norne
    in der Urzeit mir schuf,
    daß im Wasser ich weilen muß.
     
    3 Loti:
    Sage mir, Andwari,
    wenn in den Sälen der Menschen
    du länger leben willst:
    Welche Strafe erhalten
    der Sterblichen Söhne.
    die sich schelten mit Schmähreden?
     
    4 Andwari:
    Bestraft sind schwer
der Sterblichen Söhne,
die waten in Wadgelmir.
Von unwahren Worten,

die man wider andre lügt,
reichen die Folgen fern.
    Loki sah alles Gold, das Andwari hatte. Als der das Gold ausgeliefert hatte, da hatte er einen Ring zurückbehalten. Den nahm Loki ihm ab. Der Zwerg ging in den Stein und sprach:
     
    5
    Das Gold soll,
das Gust hatte,
Brüdern zwein
bringen den Tod
und acht Fürsten
Fehde wecken;
niemandem nütze
mein Gut!
    Die Asen gaben Hreidmar den Schatz, stopften den Otterbalg aus und stellten ihn auf die Füße. Dann sollten sie das Gold aufschichten und ihn einhüllen. Aber als das getan war, ging Hreidmar hinzu und sah ein Barthaar und gebot, das zu verhüllen. Da zog Odin den Ring Andwaranaut hervor und verhüllte das Haar.
     
    6 Loki:
    Das Gold ist gezahlt;
großes Lösegeld
erhieltst du für mein Haupt.
Kein Segen
deinem Sohne erwächst:
Es kostet euer beider Blut.
     
    7 Hreidmar:
    Gaben gabst du,
nicht Gaben der Freundschaft;
nicht gabst du ohne Arg.
Euer Leben
hättet ihr lassen müssen,
wußt ich früher den Fluch.
     
    8 Loki:
    Verderblicher wird -
ich denk es zu wissen -
Verwandtenhaß um ein Weib.
Ungeboren
noch acht ich die Fürsten,
denen zum Streit sie bestimmt.
     
    9 Hreidmar:
    Den roten Hort
zu behalten denk ich,

solange mein Leben währt.
Deine Drohung
dünkt mich ein Nichts.
Von hinnen hebt euch heim!
    Fafnir und Regin verlangten von Hreidmar Verwandtenbuße für ihren Bruder Otter. Er sagte nein dazu. Aber Fafnir durchbohrte seinen

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