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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Beziehungen zwischen Mann und Frau.
    Es hatte zu schneien begonnen, als ich eine glücklich erschöpfte Hermine und einen um seine Barschaft zugunsten der deutschen Glücksspielindustrie er leichterten Jonas verließ. Perfektes Timing. Meine Schleusen waren geschlossen, die des nachtschwarzen Himmels geöffnet, weiß und nass klatschte es ohne Ton auf den Asphalt, ich summte eine mir unbekannte Melodie und schritt der Innenstadt zu.
    Mir war philosophisch zumute, was nicht nur am ersten Weihnachtsschmuck lag, der die Stadt langsam zum winterlichen Disneyland machte. Gab es ein höheres Glück hienieden als die Vereinigung an sich? Nicht nur die von Mann und Frau – darüber ist man sich außerhalb der katholischen Kirche seit Jahrtausenden einig -, nein auch die von Kaninchenzüchtern, Briefmarkensammlern, Drogenhändlern und Veranstaltern von Kaffeefahrten, Menschen, die sich zur Beförderung eines hohen Zieles zusammenschließen und so in den Genuss von GEMEINSCHAFT kommen, Wärme austauschen, sich einfach pudelwohl fühlen? Okay, manchmal ging das schief, etwa bei der Vereinigung von Intelligenz und Dummheit, wobei ein seltsames Konstrukt namens »politische Partei« herauskommt, oder Schwarz und Gelb, was in Pöstchengeschacher und hysterischen Ko alitionskrächen endet. Dennoch: Wenn der Mensch alleine ist, das kann nicht gut sein, sprach der Eremit und kaufte sich eine Karte fürs Fußballspiel.
    Ich kam, unter intensivem Abdenken diverser Themen (Soll ich mir einen Adventskranz anschaffen, endlich wieder mal mein Klo putzen oder den Lottojackpot knacken?) in vertrautere Gegenden und stand, sehr zufällig, vor dem Haus in der Lessingstraße, wo Georg Weber bis zu seinem Verschwinden gewohnt hatte und, wie zu hoffen stand, nach seinem Auftauchen wieder wohnen würde. Bis dahin hatte es sich seine Schwester dort gemütlich gemacht, ich sah aufs Klingelbrett – Weber wohnte im 2. Stock -, dann die Fassade hoch in ein hell erleuchtetes Fensterviereck hinein. Sonja Weber war zu Hause und sah den ZDF-Samstagskrimi oder den ARD-Jodelstadel.
    Keine bessere Wohngegend. Die Häuser waren alt, heruntergekommen und billig, dem Weberhaus gegenüber lockte eine »Bauernschenke« mit einem eigenen Parkplatz für Rollatoren, was auf das dort verkehrende Publikum schließen ließ. Ich hatte noch 8 Euro 26 in der Tasche und ein jahreszeitliches Verlangen nach Glühwein, meine Füße dampften vor Kälte. So war die Tür zur »Bauernschenke« rasch geöffnet, ein Schwall Warmluft sowie ein raucherhustender, an der noch jungfräulichen Zigarette nuckelnder Rentner kamen mir entgegen, ersterer nahm mich gastfreundlich in sich auf, letzterer rannte mich beinahe um und maulte ein »Hoppla, junger Mann«, was ihm der junge Mann mit einem zünftigen »Viel Spaß bei der eigenen Beerdigung« vergalt. Wir schieden als Feinde fürs Leben. Die »Bauernschenke« war, von drei älteren Herren und einer Art älteren Dame abgesehen, leer, ich setzte mich ans Fenster und sah, bis die Bedienung kommen würde, zu Webers gelbem Fenster hoch. Das konnte dauern, wahrscheinlich wechselte die Bedienung gerade das Frittenfett oder die Stützstrümpfe.

13
    Seit in Kneipen nicht mehr geraucht werden darf, verströmen sie das Flair von Wartezimmern in Arztpraxen. In der »Bauernschenke« hockte auch die da zugehörige Kundschaft, ein Trio philosophierender Greise, die sich auf den nächsten moribunten Abend im Altersheim freuten, aber vor allem darauf, ihn überhaupt noch zu erleben. Am Nebentisch starrte eine Frau im Kaninchenpelz in ein Gläschen Eierlikör. Sie war wesentlich jünger als die Männer, höchstens 68.
    »Mainz«, sagte der haarloseste der drei Greise, und sein Nebenmann erbrach sein Ziegengelächter ins Bierglas. »Mainz!«, wiederholte er, »wisst ihr noch? Mainz wie es stinkt und kracht, was haben wir das gerne geguckt! Und jetzt? Spielen sie dort Beatmusik!« Der Dritte, dem man selbst nach erfolgreicher Vierteilung noch Korpulenz bescheinigt hätte, nickte bitterlich. »Maria Hellwig ist jetzt auch schon tot. Schade um das junge Ding.«
    »Mainz also«, fuhr der Glatzkopf fort, »das muss man sich mal vorstellen! Wenn ein Verein wie Mainz 05 Zweiter der Fußballbundesliga werden kann, dann steht es schlecht um Deutschland! Dann könnte auch.... könnte auch....« - er überlegte angestrengt – »Burundi Exportweltmeister werden!« Die Dame am Nebentisch griff zum Eierlikör und kippte ihn auf Ex, eine Hälfte für sich, die andere

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