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Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung 1 - 300 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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auf dem Trockenen vor, aber ich mochte den Burschen irgendwie, war keine Konkur renz, viel zu jung für Hermine, die ihm dennoch verpflichtet war und ihn immer zuerst mit neuen Getränken versorgte. In Ordnung, kein Widerspruch, keine Eifersucht. »Mann!«, sagte er jetzt zum wiederholten Male, »ich glaubs einfach nicht!« Glaubte es aber doch, musste es glauben.
    Ja, er arbeite für die Bundesregierung. Die Kanzlerin? Nette Frau, eigentlich, doch, brachte manchmal selbstgebackenen Kuchen mit, immer eine Spur zuviel Hefe oder Backpulver, aber war eine Berufskrankheit, sie bliesen halt alles ein wenig zu sehr auf, dafür waren sie Politiker. Den guten Mohamad Ndaye hatte ich ebenso überrascht wie freudig begrüßt, seine Begleiterin ebenso, ein stilles Mädchen, das sogleich die Beschützerinstinkte aller Anwesenden geweckt hatte. »Die bleiben vorerst bei mir!«, entschied Irmi und die Zwillinge stellten, fürs erste, kostenlose Verpflegung in Aussicht. Aufenthaltsgenehmigung? Status als Asylbewerber? Wir blickten alle zu Kriesling-Schönefärb, der hatte doch die Beziehungen bis ganz oben, und der so von mehr als einem Dutzend Blicken Durchbohrte versprach auch gleich, »alles zu tun, was im Rahmen meiner Möglichkeiten --- äh, also ok, das geht dann bestimmt klar, ich telefoniere morgen früh mal.« Wir nickten es zufrieden ab und widmeten uns wieder unseren Geschichten, Getränken, Speisen.
    Marxer saß zwischen zwei der mächtigen Künstlerinnen und sehnte sich erkennbar danach, zwischen Oxana und Sonja Weber Platz zu nehmen. Dort aber saß Kriesling-Schönefärb, der andere Held des Tages, während das ebenfalls zu Ehren gekommene Pärchen Jonas und Laura von Katharina und Borsig in die Zange genommen und umschmeichelt wurde. Ich? Hockte bei Mohamad und überlegte. Geschichten zu erzählen, ist schön und gut. Aber wie würden sie weitergehen?
    »Ich ruf mal bei Vika an«, sagte Oxana und stand auf, um sich in eine stillere Ecke zu begeben. Genau. Wer war der Mann, den sie auf dem Friedhof gesehen und später erkannt hatte? »Ich weiß es«, protzte Marxer, er sei schließlich Krimiautor und verfüge über das Sherlock-Holmes-Gen. »Ohne das geht gar nix«, setzte der peinliche Dichter hinzu. »Und wer soll das sein?« Ich fragte es eine Spur zu griesgrämig. Marxer lächelte. »Ich schreib es auf einen Zettel und wenn Vika uns aufgeklärt hat, können wir ja überprüfen, ob ich Recht hatte.« »Geil«, meldete sich Jonas, »dann können wir drauf wetten! Ich halte die Bank, wer macht mit?«
    Oxana, an einem Nebentisch, sprach leise in ihr Handy. Marxer notierte etwas auf einen Zettel, faltete diesen, gab ihn Irmi, der elder stateswoman, zur Aufbewahrung, »aber nicht reingucken!« Oxana beendete ihr Gespräch und kam zurück, setzte sich, nahm einen großen Schluck Bier. »Meine Fresse«, kommentierte sie auf gut Kasachisch. Wir sahen ihr gespannt zu und bewun derten das fabelhafte Schaumbärtchen auf ihrer Oberlippe. »Na?« Fragten Marxer, Jonas und Hermine gleichzeitig. »Tja«, antwortete Oxana, »das ist schon ein Ding.«

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    Er war es. War er es wirklich? Sie hatte ihn nur einmal gesehen damals, auf einem Branchentreffen, sie als Berufsanfängerin, die das angebotene Handwerkszeug bestaunte, die winzigen Abhöranlagen, Mikrophone in Kugelschreibern, Flammenwerfer in Sicherheitsnadeln, KO-Tropfen für blutrünstige Schäferhunde. Er hatte nicht auf der Gästeliste gestanden, war einfach so aufgekreuzt, schwer betrunken und krakeelend, die Kleidung abgetragen und schmutzig, roch nach Bier und Kotze und Mottenpulver. Man hatte ihn rausgeworfen, die Köpfe geschüttelt und, bei einem Sektempfang der Firma »Transparent – Detektivbedarf«, sich eine Viertelstunde lang Anekdoten über IHN erzählt, das schmierige Anti-Aushängeschild der Branche, den Mann mit den zu offenen Händen und dem komischen Gang. Doch. Er war es. Der Vorname fiel ihr nicht ein, aber der Nachname war unvergesslich. Schnüffel.
    Immerhin sah seine Kleidung jetzt besser aus, ein Kontrapunkt zum in löblicher Eigeninitiative mit Drogen aller Art geschundenen Körper. Er schien nüchtern, aber genauso peinlich wie in volltrunkenem Zustand. Und der war mit einer verheiratet, die eine Nachkommin der Le Pernacs... Sollte das Zufall sein? Die Frau unauffällig mustern. Klasse sah anders aus, aber dennoch: Sich an einen wie Schnüffel zu hängen, deutete auf einen schweren Fall von Geschmackskrebs hin, aber vielleicht schloss man

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