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Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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nach deftigem Kartoffelsalat und aufgeplatzten Wiener Würstchen und Borsigs Angstschweiß, als Oxana verkündete: „Du bist jetzt ein Toppchauffeur, mein Zwerglein, mit allerbesten Referenzen von allerbesten Freunden.“ „Na dann“, seufzte der Toppchauffeur und kippte der guten Nachricht einen Extraglühwein hinterher.
    Jonas und Laura würden erst gegen 22 Uhr erscheinen, wie sie uns per SMS mitgeteilt hatten. In der Spielothek war eine „Battle“ im Gange, „könnte sein, dass ich Laura heimschick neuen Zaster holen, lasst uns bloß nicht hängen, außerdem krieg ich noch 20 Flocken von Moritz! Is ultrahammerwichtig!!!“
    Wie Recht doch der Knabe hatte! Hermine und ich waren in höchstem Sinnenrausch aus dem Jahr geglitten, ein GAO, größter anzunehmender Orgasmus, Kernschmelze des Brennstabs, Endlagerung mit Zigarette danach, das erotische Dosimeter am Rande des messbaren Universums und am Ende musste die kontaminierte Zone um den Reaktor evakuiert werden, um weitere GAOs zu verhindern. „Mensch“, Hermine mit bewunderndem Timbre, „du legst vielleicht einen Endspurt hin! Aber auf, wir müssen noch was arbeiten, bisschen aufräumen und so und paar Luftschlangen verteilen, unsere Gäste kommen bald.“ Kommen? Naja, eher erscheinen. Ich fügte mich wie ein Atommanager den alternativen Energien und bereitete maulend den Ausstieg vor.
    Irmi erschien als erste, flott im khakifarbenen Hosenanzug, ein lauthalses Hallo und instinktiver Griff zur Eierlikörflasche auf dem Tisch. Ob man die Wirtszwillinge vielleicht hätte einladen sollen? Sie habe es ja versucht, klagte Hermine und kippte ebenfalls eine Ladung des gelben Breis, aber den Mädels war nach dem Abgang ihres Lothar und der Großmuschelbacher Verdienstmöglichkeit nicht nach Feiern zumute, konnte man ja auch verstehen. Ich warf ein paar Luftschlangen um die Küchenlampe und erwähnte, mich morgen zur Mittagszeit noch einmal in das Dorf der Verdammten begeben zu wollen, nur mal gucken, den Alten aus dem Fotoladen ins Gebet nehmen, bis er ausspucken würde, wo sich Sonja Weber aufhielt. „Prima Idee“, lobten die Damen wie aus einem Munde und kicherten, „aber pass auf, dass dir nicht wieder jemand was ins Wasser kippt und dich nackig in eine Höhle sperrt.“ Ich kicherte notgedrungen auch.
    Borsig erschien mit einem Sechserpack „Hartzpils“ und einem Strauß frisch entwendeter Blumen, die man am Montag bei irgendeiner Beerdigung vermissen würde. Sein Schalkemützchen auf dem Kopf, machte er einen Diener, wurde Irmi vorgestellt, die ihn sofort als Angehörigen des Proletariats adoptierte und in eine angeregte Diskussion über Glanz und Elend der Gewerkschaften verwickelte. „Die Eisenbahner streiken wieder, aber einen Generalstreik kriegt dieser ganze schlafmützige Verein nicht hin!“ klagte Irmi. „Is doch verboten!“ wusste Borsig, „ach“, wischte Irmi den Einwand beiseite, „genau dann erst recht! Lasst euch nichts verbieten, geht bei Rot über die Straße, treibt es nackt in den Schwimmbädern, kämpft für eure Rechte!“ Ein Hauch von Revolution und Anarchie wehte durch die Küche, Hermine zwinkerte mir heimlich zu. Konnte doch ein netter Abend werden, oder?
    Er wurde es, als Oxana erschien. Sie trug – ja trug sie überhaupt etwas unter dem langen silbrig schimmernden Mantel? Borsig und ich nahmen uns den Falles pflichtgemäß und mit größter Sorgfalt an, entdeckten eine Andeutung von Kleid aus halbtransparenter gelber Seide, diskutierten, jeder für sich, die Wahrscheinlichkeit des Vorhandenseins von Unterwäsche darunter, kamen zu dem Ergebnis, sie sei in etwa so hoch wie die eines atomaren Zwischenfalls der Fukushima-Kategorie. „Hm, hm“, machte Oxana, „ich mach mir einfach Sorgen um die Sonja.“ Das brachte uns auf den Boden der Tatsachen zurück.
     
     
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    Es wurde eine nette Feier. Sie folgte den Bahnen des Gutbürgerlichen, richtete sich nach der bewährten Formel „fortschreitender Alkoholkonsum = kontinuierliches Gemütlichkeitswachstum“, ging mit neckischen sexuellen Exzessen einher – ich fasste an Hermines linke Brust, angeblich um „den Stoff zu glätten“, Borsig stierte auf die Oxanastelle, an der die Oxanabeine in den Oxanaoberkörper mündeten, selbst Jonas betrachtete Laura mit der Begierde einer außer Kontrolle geratenen Pubertätsmaschine. Die Damen selbst blieben – nach außen hin – passiv. Sie zierten sich und genossen, kicherten maßlos und redeten über Gott und die

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