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Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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redete ihn an, Moritz antwortete, beide gestikulierten, das Gespräch wurde hitzig. Vika, den Rücken gebeugt in ihrem Müllcontainerversteck, lugte vorsichtig über den Rand. Sie war zu weit entfernt, fünfzig Meter vielleicht, sie verstand kein Wort, hörte nur, dass die Stimmen lauter wurden. Dann stieg der Fahrer aus. Nicht ganz so dunkel wie sein Freund, Typ Maghrebiner, auch Anfang 30, geschätzt.
    Idiot, dachte Vika, einfach so rumzustehen in einer menschenleeren Gegend. Oder Absicht? Sollte der Bursche den Mumm besitzen, sich freiwillig in die Höhle des Löwen bitten zu lassen? Nun ja, „bitten“. Die beiden Jungs nahmen Klein nun zwischen sich, jeder packte einen Arm des Detektivs. Gleichzeitig wurde das Tor geöffnet, ein Männchen, schon älter, sehr klein, trat heraus, redete auf den Maghrebiner ein, der antwortete laut und wortreich. Das Männchen zuckte mit den Schultern, ging zum Wagen, setzte sich hinein, der Wagen fuhr durch das Tor, das Trio mit dem leicht widerspenstigen Moritz in der Mitte folgte. Das Tor wurde geschlossen, Ruhe kehrte ein. Hm, dachte Vika, und jetzt? Sie nahm ihre Handtasche hoch, öffnete sie, sah hinein. Nahm etwas heraus, das nicht nur wie eine Pistole aussah. Ließ das Magazin in die Handfläche rutschen. Kurzer Blick, gefüllt. Sie steckte die Waffe zurück, richtete sich auf, schritt auf das Tor zu.
    Kurzer Blick, gefüllt. Aber nicht mehr mit Angst. Irmi hatte einfach die Faxen dicke. Sie liebte es nicht, in ihrer Wohnung überrascht und gestört zu werden, freute sich schon auf die Leute von der Volkszählung. Denen würde sie etwas erzählen. Jonny und Bernie waren nicht besser. Der eine saß auf dem Bettrand, eine Hand auf Irmis Linker, in der anderen die Pistole, durch den Schalldämpfer ein aufdringliches und verräterisches Penissymbol, nein, ein Penisersatz. Bernie stand am Fußende des Bettes und grinste. Ruhig richtete sich Irmi auf, entzog ihre Hand der Jonnys, griff mit der Rechten langsam, aber sicher nach der Pistole, nahm sie. Jonny hielt sie nicht fest, fast konnte man meinen, er habe sie ihr gerne gegeben. Das Ding wog schwer. Jetzt bloß nichts Falsches machen, dachte Irmi und richtete die Pistole auf Jonny.
    „Oho“, feixte Bernie, „wir sind überrumpelt worden.“ „Sieht so aus“, bestätigte Jonny, „Irmi ist einfach zu clever für uns. Und nun? Wollen Sie uns erschießen, Gnädige Frau?“ – Scheiße, dachte Irmi, etwas stimmt hier nicht. Erst jetzt sah sie, was sie von Anfang an hätte sehen müssen: Jonny und Bernie trugen dünne durchsichtige Handschuhe. Der Mann auf der Bettkante gluckste, der Mann am Fußende gluckste auch. Jonny entwand Irmi die Waffe, nein, er entnahm sie beinahe zärtlich ihrer Hand, während Bernie in seine Jackentasche griff, etwas hervorholte, eine Tüte, die aussah wie ein Gefrierbeutel. Reichte sie seinem Kompagnon, der nahm sie und bugsierte die Waffe hinein, hob die Tüte hoch, schwenkte sie, erhob sich und sagte: „Danke, Irmi. Deine Fingerabdrücke sind auf dem Ding. Unsere nicht. Unsere Fingerabdrücke sind auch nirgendwo in deiner Wohnung. Denk drüber nach. Ist doch nicht so schwer, oder?“
    Sie schickten sich an, Irmis Schlafzimmer zu verlassen, die alte Frau, nicht bevor sie ihr das Tablett mit dem Frühstück auf den Bauch gestellt hatten, auch das vorsichtig und mit der Sorgfalt liebender Söhne. Irmis Puls tendierte abwechselnd gegen Null und gegen 250. In der Tür drehte sich Jonny noch einmal um: „Genieß dein Frühstück. Schau mal unter dem Teller, da liegt ein Kuvert mit was drin. Und nie die Waffe vergessen. Einfach brav sein und die Nase nicht in Dinge stecken, die dich nichts angehen. Aber...“ Er warf ihr einen Handkuss zu – „du bist ein ganz mutiges Mädchen. Tschüssi.“ Dann verschwand er.
     
     
    183
    Greinende Kerle
     
    Die Mütze. Es stand nicht „Schalke 04“ drauf und außerdem kratzte sie irgendwie. Auch sonst war nichts in Ordnung. Am Morgen hatte Borsig seine Chauffeurstracht erhalten, von einem wortkargen Mann ausgehändigt, den alle nur Johann nannten, weil er angeblich der Butler im Hause des Konsuls war, sich aber aufführte wie der Hausherr himself. Die Uniform passte nicht. Ärmel zu lang, Hose zu lang, im Schritt eierquetschend, der Arsch wie in Plastikfolie eingeschweißt. Na, dachte Borsig, das kann ja heiter werden.
    Wurde es aber nicht. Er saß im Chauffeurszimmer und drehte Däumchen. Ein Kabuff war das, drei auf zwei Meter, Tisch, Stuhl, aus. Vor ihm

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