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Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Detektiv. Hängt im Baum vor dem Fenster des Hotelzimmers, in dem der Vorgruftisex vollzogen wurde, teure Kamera mit fettem Teleobjektiv, macht seine Bildchen und zieht von dannen. Ok, sollte er. Wir machten unseren Job, alles haarklein belegt, händigten die Beweise unserer Auftraggeberin aus, Fall erledigt. Dachten wir.“
    Die Stadt hatten wir glücklich verlassen und näherten uns der Landkommune Antonio Gramsci. Mir wurde immer mulmiger. „Aber ein paar Wochen später haben wir zufällig in der Zeitung gelesen, dass die Ehefrau des Regierungsrats X. Selbstmord begangen hatte. Bei uns schrillten sämtliche Alarmglocken. Wir haben etwas recherchiert und herausgefunden: Die arme Frau ist erpresst worden! Von wem? Dreimal dürfen Sie raten! Aber man konnte dem Schwein nichts nachweisen. Aber heute bekommt er die Rechnung präsentiert. Sieglinde? Knarre überprüft? Gesichert? Wunderbar. Ich hab seit fünf Jahren nicht mehr geschossen, wird Zeit, dass ich das ändere.“
     
     
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    „Na, ihr seid mir ja zwei schöne Flaschen“, sagte Regitz und ließ seine Knarre um den Zeigefinger der Rechten rotieren, so wie man es aus Western kennt. Er war total cool; okay, in seinem Blut kreisten leicht verbotene Substanzen, lockermachende Chemie in kleinen bunten Pillen. Gehörte dazu, war ein Teil seiner Verwandlung. Das Hirn jedoch funktionierte nach wie vor in professioneller Nüchternheit. Er taxierte seine Gegenüber, zwei traurige Karikaturen dessen, was man „Geheimdienst“ zu nennen pflegte. Da hatte James Bond ein Zerrbild geliefert. Genau SO nämlich sah die Wirklichkeit aus: Die Inkompetenz von Möchtegernen auf dem Feld der verdeckten Ermittlung. „Und jetzt, Jungs, zieht euch bitte mal vollständig aus. Keine Angst, ich guck euch schon nix ab.“
    In einer philanthropischen Anwandlung hatte Regitz den beiden Witzfiguren erlaubt, die Socken anzubehalten. Was nichts daran änderte, dass zwei im Schnee schlotternde Männer, die schamhaft Genitalien in Hohlhänden verbargen, ein lächerliches Bild abgaben. „Und jetzt langsam die Klamotten mit dem Fuß zu mir rüberschieben“, dirigierte Regitz, „keine Tricks, keine dummen Gedanken, meine Kugeln sind die schnellsten östlich von Santa Fe.“ Nun ja, ein kleiner Scherz konnte das Ganze hier nur auflockern.
    Springmesser. Geldbörsen. Ein paar Einkaufsbons, Fahrkarten und Restaurantrechnungen, die besagten: Hier waren kleine Beamte am Werk, die alle Posten ihrer Spesenabrechnung belegen mussten. BND, mittlerer Dienst, taxierte Regitz, angelernte Killer. Er seufzte. Fachkräftemangel allerorten, bald würde man auch hier auf ausländische Spezialisten via Green Card ausweichen müssen. Nach Internet-Indern dann Killer-Kirgisen.
    Wenigstens hatten die Dödel ihre Dienstausweise nicht dabei. „So, Jungs, ihr könnt euch wieder anziehen.“ Bernie und Jonny rafften eilig die Kleider zusammen, die ihnen Regitz mit dem Fuß zurückgeschoben hatte. Sie waren paralysiert, leisteten keinen Widerstand. Wozu auch. Dafür wurden sie nicht bezahlt. Etwas war schiefgelaufen, das sie nicht zu verantworten hatten. Rasch kleideten sie sich an, schlotterten weiter, die Kälte saß in ihren Leibern, ließ sich nicht vertreiben.
    „Und nun, Freunde: Unterhaltung. Bitte immer bei der Wahrheit bleiben, weil der Meister hier“ – Regitz nickte zu seiner Waffe hinunter – „jede Lüge unweigerlich erkennt und mit einer kurzen Demonstration seiner Leistungsfähigkeit sanktioniert. Habt ihr das verstanden oder war der Satz zu lang zu für ein BND-Gehirn?“ Jetzt hob Bernie zaghaft eine Hand und protestierte. BND? Sie doch nicht. „Okay“, sagte Regitz, „dann halt MAD oder Bundeskriminalamt oder Landeskriminalamt. Ihr habt im Moment ne scheiß Presse, Jungs, das ist euch schon klar?“
    War es ihnen. Sie nickten betrübt. Konnten doch nix dafür. Waren da auch gar nicht involviert gewesen, NPD und so. Regitz schüttelte den Kopf. Es waren zwar Dilettanten, aber doch irgendwie auch Kollegen, und sie taten ihm leid. Nicht viel, aber doch ein bisschen. Er trieb die beiden in Richtung Bergwerk.
    Es gab dort, was nur wenige wussten, einen Nebeneingang, hinter dichten Büschen versteckt, eine schmale Holztür, abgesperrt, doch Regitz hatte sich den Schlüssel von Krause besorgt. Er warf ihn Bernie zu. „Schließ auf. Zieh ihn dann wieder ab und werf ihn zurück.“ Bernie tat wie geheißen, souverän fing Regitz den Schlüssel mit der Linken. „Und jetzt rein, ihr beiden

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