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Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Glauser heißt der Tote?“ Marxer stöhnte. „Nein, der heißt Rüdiger Syntax.“ „Literarische Anspielung?“ „Nee, mir ist grad nix Besseres eingefallen.“
     
     
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    In akuter Ermangelung meiner Sekretärin, der wohl gerade erotisch in Marxers Villa vollbeschäftigten Annamarie Kainfeld, musste ich höchstselbst Anschrift und Telefonnummer von Nullos Fiscalis, dem Großhändler für griechische Spezialitäten und Vorsitzenden der hiesigen griechischen Gemeinde ermitteln. Kein Problem, wenn man über ein funktionierendes Internet verfügt. Natürlich muss man sich vorher eine glaubhafte Geschichte zurechtlegen, das steht in jedem Handbuch für angehende Privatdetektive. Nach zwei Stunden hatte ich mir endlich eine vernünftige Story ausgedacht und wählte die Nummer des Herrn Fiscalis.
    „Fiscalis Original Griechische Waren von Gyros bis Tsatsiki, von Vicky Leandros bis Aristoteles“ meldete sich leiernd die Stimme einer Frau, wohl das Gegenstück zu meiner abwesenden Annamarie. „Hier Büro Bundesbeauftragter für das Bürgerglück, Moritz Klein, selbst am Apparat“, leierte ich zurück, „persönlich am Apparat. Ob ich wohl den verehrten Herrn Fiscalis sprechen könnte?“
    Am anderen Ende der Leitung überlegte es hörbar. Die Dame schnaufte sinnierend ins Telefon und sagte dann: „Echt? Moritz Klein? Der Bundesglückskeks aus dem Frühstücksfernsehen? Wow. Moment, ich verbinde.“
    Anscheinend war ich tatsächlich eine Berühmtheit geworden. Ich überlegte noch, was ein Bundesglückskeks sei, als es mir am telefonierenden Ohr auch schon jovial „Hier Fiscalis, was gibt’s?“ entgegenbrüllte. Ich stellte mir kurz vor und auch Fiscalis dachte schnaufend nach, bevor er mich wie seine Vorzimmerdame als „Ja mei, der Bundesglückskeks!“ begrüßte. „Ja“, sagte ich, „genau der. Sie werden sich vielleicht wundern...“ Fiscalis unterbrach mit lachend. „Nee, nee, mein Lieber, ick wundere mir über jar nischt mehr! Als Grieche hat man ja sowieso immer Glück, ne? Kleiner Scherz am Rande. Wie kann ich Ihnen helfen? Hab grad Spitzengyros im Angebot, Original Lammfleisch von der Insel Lesbos, Sie wissen, was ich meine...“
    Ich wusste es zwar nicht, fuhr aber unbeeindruckt mit meiner Story fort. „Nun ja, Herr Fiscalis, es geht um folgendes: Ich habe heute Morgen eine Anfrage der griechischen Regierung bekommen, ob ich nicht versuchen könnte, das Glück in Ihr herrliches Land zurückzubringen. So mehr symbolisch, verstehen Sie? Ein paar Veranstaltungen, um die bösen Geister des Kapitals zu besänftigen. Nun habe ich recherchiert, dass es eine alte griechische Tradition gibt, Karneval der Griechen oder so. Scheint leider nicht mehr praktiziert zu werden. Wäre aber eine gute Idee, das wieder aufleben zu lassen. Was meinen Sie dazu?“
    Fiscalis lachte schon wieder. „Tja, mein verehrter Herr Bundesglückskeks, da machen Sie aber ein trauriges Fass auf. Der Karneval der Griechen ist hoffnungslos antiquiert, will kein Mensch mehr sehen. So triste trojanische Pferde durch die Gegend schieben, damit reißen Sie die Jungen nicht mehr vom Hocker. Wir habens ja versucht. Dröhnende Discomusik gespielt, so ne Art griechische Loveparade. Aber die haben nur gegähnt. Okay, es war vielleicht keine gute Idee, Costa Cordalis singen zu lassen.“
    Ich erschauderte. Das war, wie man so zu sagen pflegte, tatsächlich mehr als kontraproduktiv gewesen. „Überlegen Sie es sich trotzdem mal“, sagte ich, „vielleicht fällt Ihnen ja noch was anderes ein. Und es gibt wirklich nirgendwo mehr diesen Karneval der Griechen?“
    „Nein“, sagte Fiscalis ehrlich betrübt. „Aber is komisch, jetzt wo Sie das ansprechen... Vor ein paar Wochen hat schon mal jemand deswegen angefragt. Angeblich ein Völkerkundler, der sich mit alten südeuropäischen Bräuchen beschäftigt. Ist mir aber irgendwie verdächtig vorgekommen, da hat sich wohl jemand einen Scherz erlaubt.“
    Ich war sofort hellwach. „Und hat er einen Namen genannt?“ fragte ich. Fiscalis überlegte abermals stöhnend. „Hm, lassen Sie mich mal scharf nachdenken... ja, glaub schon... Moment mal... Marker oder so. Oder Marx? Oder Marxer?“
     
     
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    Merde! Nahm dieses Deutschland nie ein Ende? Seit geschätzten 12 Stunden fuhren sie nun schon durch die schreckliche Landschaft, nichts wie Fabriken und sonstige Protzereien des Exportvizeweltmeisters. Natur? Gab es nicht. Ein paar Wälder, ja schon, darauf waren sie auch stolz, da siedelten sie

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