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Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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verkleideten Typen und gleich vier richtige Frauen, darunter Rüchels wehrhafte Alte. Sie gingen zu Fuß, was Schmeichel überraschte. Zu dieser Kneipe wahrscheinlich, kombinierte er und setzte sich ebenfalls in Bewegung. Amoklauf, das war es. Er hatte die Tasche mit dem auseinandermontierten Maschinengewehr bei sich, das würde er zusammensetzen und dann einfach rein in die Kneipe, einmal Links-, einmal Rechtsschwenk, ein paar Hundert Kugeln verteilen, morgen wären Zeitungen und Fernsehen voll davon. Mit etwas Glück schaffte er es sogar in den Jahresrückblick.
    Genau. Sie steuerten diese „Bauernschenke“ an. Er wartete bis sie drin waren, suchte sich ein lauschiges Plätzchen, öffnete die Tasche.
     
    *
     
    Endlich. Schmeichel war weg. Er stand auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Altes Hausrezept, um die Schule schwänzen zu können oder sich vor dem Militärdienst zu drücken. Einfach einen Tee kochen, sieben verschiedene Kräuter, die hatte er sich aus der Apotheke besorgt. Rüchel grinste sich im Badezimmerspiegel an, er mochte sich irgendwie. Und wie Schmeichel geguckt hatte! Ganz schlechter Schauspieler! Wenigstens eine Frauenzeitschrift hätte er ihm mitbringen können, das war doch so Usus bei Krankenbesuchen.
    Heute war die Nacht der Entscheidung. Am Mittag hatte Rüchel Schmeichels Zimmer durchsucht, seine leichteste Übung. Und dabei die Tasche mit dem auseinandergenommenen Maschinengewehr entdeckt. Aha, daher wehte der Wind. Die alte Nummer mit dem Amoklauf. Du killst ein Dutzend Leute, obwohl du nur einen oder zwei meinst, die Polizei wird ewig im Dunkeln tappen. Die Idee stammte aus einem schwedischen Krimi, das war sozusagen Schulliteratur für Killer, musste man einfach lesen. Wunderbar, dachte Rüchel, das erleichtert mir die Arbeit ungemein.
    Er ließ sich Zeit. Kleidete sich sorgfältig an, wählte farblich aufeinander abgestimmte Klamotten, frisierte sich geschmackvoll, putzte sich noch einmal die Zähne. Stil war alles. Schmeichel wollte also die beiden als Frauen verkleideten Kerle töten. Schade, sahen gut aus, die Mädels. Wären eine ideale Doppelspitze für die Linkspartei gewesen. Zwei Frauen in den Führungspositionen, mein Gott, wie die sich zerfleischt hätten! Rüchel grinste. Die Wunde tat noch weh, aber es war auszuhalten. Die Aussicht auf das Kommende beflügelte ihn. Pfeifend verließ er das Hotel.
     
     
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    „Der Mann, der Emily Pluster war“ – was für ein Titel! Alleine dieses Titels wegen würde das gemeine Lesevolk, der homo thrillerienses, den Roman in den Buchhandlungen geradezu zwang- und rauschhaft vom Stapel greifen. Emily Pluster, dieses Erotikkonzentrat, lange dunkle Haare, Augen wie klaftertiefe Smaragdseen im milden Sonnenlicht nördlicher Tage, Titten wie Kilimandscharos ohne Schnee. Aber auch: eine Frau mit Geheimnissen, mit den in Krimis so beliebten Abgründen, eine Mischung aus Engel und Dämon, quälender und gequälter Kreatur, also Angela Merkel und Philipp Rösler.
    Marxer betrachtete sich, das heißt: Emily Pluster, wohlgefällig im Spiegel. Sexuell indifferent, ganz genau. Emily Pluster, die es mit allem trieb, was Triebe hatte, Obstbäume eingeschlossen. Von Stig Larsson lernen hieß siegen lernen. Siegen lernen hieß: Spiegel-Bestsellerliste.
    Diese Irmi! Eine irre Phantasie hatte die Alte. Sie waren, am Küchentisch sitzend und Kaffee trinkend, ins Plotten gekommen, einander die Einfälle wie Fußbälle zukickend. Emily Pluster wäre nicht nur Autorin, sondern auch Heldin der neuen Reihe, „pass mal auf, Junge, warum ist Emily nicht die klandestine Tochter von Margarethe von Gleiwitz, der adeligen Terroristin mit dem Sprengstoffgürtel von Gucci, und Hugo Schmand, dem tragischen Studentenführer, den ein unbarmherziges Schicksal zum Unternehmer für Autozubehör gemacht hat?“ Prima, eine neue Deutungsebene für die Krimblogger, dieses Spannungsproletariat des Internets! Ein historisch-gesellschaftskritischer Roman, wie geschaffen für traurige Feuilletonisten und muntere Leserunden auf der Krimicouch!
    Marxer hatte es sehr bedauert, als Oxana, Sonja und Kriesling-Schönefärb, der nur noch als Linda angesprochen werden wollte, vom Shopping kamen und das ergiebige Brainstorming abrupt beendeten. „Guck mal, Linda hat sich Reizwäsche gekauft!“ platzte Oxana heraus und zog dunkelrote Seidenfähnchen aus der Einkaufstüte. Pff! Reizwäsche! Hatte die wohl nötig! Aber doch nicht Emily Pluster! Die war auch in

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