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Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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er nicht. Nur dass er die Rolle der Kanzlerin nicht erwähnte, sich selbst als Helden und mich als Dummkopf präsentierte, irgendwelche finsteren Mächte im Hintergrund ausmachte, die üblichen Bösewichte, „die Märkte“ oder so, bloß keine Namen nennen. „Na, ist doch heute üblich“, gab die Kommissarin zu bedenken. „Die Wahrheit will doch sowieso keiner mehr hören. Das Leben muss ein überschaubarer Kriminalroman mit garantierter Auflösung sein. Mit den Guten und den Bösen und den Tätern und den Opfern und das alles schön sauber voneinander getrennt. Seien Sie Marxer also nicht zu arg böse.“
    War ich gar nicht mehr. Er tat mir leid. Ich hatte beschlossen, ihn zu ignorieren, das heißt: Nein, ich würde ihn fortan wie einen Verdächtigen behandeln. „Eines nämlich ist mir ganz klar geworden. Wir haben einen Maulwurf in der Gruppe. Einen Spion oder eine Spionin. Jemand, der alles was wir getan haben, sofort an die Hintermänner weitergeleitet hat. Wir standen immer unter Beobachtung, wir waren gläsern wie auf dem Einwohnermeldeamt.“ Gritli Moser nickte.
    „Ich werde alle Namen durch den Polizeicomputer schicken, vielleicht gibt es ja Verbindungen. Ich werde auch alle Akten vom Verfassungsschutz einsehen – doch, kein Problem, die tuns ja selber nicht und sind froh, wenn mal jemand reinguckt. Aber irgendetwas sagt mir, dass nicht Marxer der Maulwurf ist.“ Auch ich hatte meine Zweifel, wenn ich ehrlich war. Dazu war er einfach zu blöd, zu selbstsüchtig, zu wenig raffiniert. Aber wer sollte es sonst sein? Die alte Irmi oder gar Oxana? Meine Hermine oder Borsig? Vika oder Sonja Weber?
    „Wir müssen es herausfinden“, sagte Gritli Moser und erhob sich. Sie hatte Mühe, gerade zu stehen, noch größere Mühe, ein paar Schritte zu machen ohne sich zu neigen wie die Türme der spanischen Banken. „Sie können hier schlafen“, bot sie mir an, „und wenn ich schlafen sage, dann meine ich auch schlafen. Die Couch ist sehr bequem.“
    Ich war froh, dass sie nicht mehr von mir erwartete. Meine Trunkenheit hatte jenen Punkt erreicht, an dem man mir auch Angelina Jolie ins Bett hätte legen können und ich hätte es nicht einmal gemerkt.  „Nein“, lehnte ich dennoch ab, „ich habe Leser, die würden sogar das schon als Beischlaf einstufen. Ich gehe durch die Luft und versuche dabei nüchtern zu werden. Schlafen kann ich heute Nacht sowieso nicht. Mir geht zu vieles durch den Kopf, verstehen Sie?“
    Das ginge ihr genauso, antwortete Gritli Moser. Wir verabschiedeten uns, sie drückte mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. „Ich rufe Sie dann an“, versprach sie. „Passen Sie auf sich auf.“ Ich nickte, nicht sehr überzeugend.
     
     
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    Ah, guuuuut! Neuerdings waren ihm die Abendnachrichten ein steter Quell der Freude. Diese bizarren Infos! Jetzt mussten deutsche Kleinsparer schon spanische Großspekulanten retten! Und an den Stammtischen diskutierte man über das Für und Wider von Knabenverstümmlungen! Ganz zu schweigen von dem nassen Fleck auf der Arbeitskleidung des Papstes und dem Bestechungsskandal bei der FIFA und den rollenden Apotheken auf französischen Straßen und… ein Füllhorn an Informationen eben, das Marxer mit Genuss in sich hineinschüttete. Das war das Leben! So bescheuert, so irreal, so total crazy, so… er schrieb sich schnell die Stichworte auf, das achte Kapitel seines neuen „Idiotendetektivs“ war fällig, zehn Seiten wollte er schaffen, das war sein tägliches Pensum, einfach runterrotzen, war ja keine Literatur, war nur Krimi.
    In der Küche werkelte Olya. Gut, das war jetzt weniger schön. Seit ihn Oxana verlassen hatte, fehlte ihm etwas. Olya sah gut aus, stimmte schon. Sie stammte aus der Ukraine, sprach wunderbares Russendeutsch, hatte aber längst nicht die Klasse Oxanas. Und war nicht lesbisch. Das heißt, man musste mit ihr flirten, wozu Marxer, selbst wenn er gerade nicht in Frauenkleidern umherlief, keine große Lust hatte, seltsamerweise. Er dachte an Annamarie Kainfeld, der er ebenfalls den Laufpass hatte geben müssen. Er dachte an Mollie Spring, das holländische Busenwunder, mit dem er sich für die Yellow Press ablichten ließ, um überhaupt in die Zeitungen zu kommen. Er dachte an seine Talkshow „Von Frau zu Frau“, in der noch nie eine Frau aufgetreten war. Er dachte… nein, eben nicht. Denken war schlecht. Wer dachte, konnte einfach keinen Erfolg haben, Denken war ein Minderheitenprogramm, dafür gab es nicht einmal eine

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