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Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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Molotowcocktail in die Küche schmeißt und zwar auf die Steinfliesen, damit kein Teppich oder Parkettboden kokeln kann. Selbst ich hatte nicht allzu lange gebraucht um mir denken zu können, dass Marxer das vorgebliche Brandattentat auf sich selbst inszeniert hatte. Wahrscheinlich verlangte das die Popularität. Entweder du benimmst dich daneben, lässt dich scheiden, posierst mit traumatisierten Bürgerkriegsopfern oder wirst selbst irgendwie zum Opfer. Medienleben halt.
    Eine Ansicht, die ich in Gegenwart meiner Sekretärin jedoch geflissentlich für mich behielt. Auch als Irmi später anrief und mir enthusiastisch zu meiner Tat gratulierte, wehrte ich mit gewählten Worten ab und erwähnte meinen Verdacht nicht. „Schade“, sagte Irmi, „wenigstens seine Spießervilla hätte man doch abfackeln können. Kennst du nicht zufällig ein paar idealistische junge Menschen, die eine entsprechende Terrorgruppe gründen könnten? Ich finanzier die auch von meiner Rente.“
    Als sich dann auch noch Borsig mit einem „Gut gemacht, Kollege!“ meldete, wurde mir die Sache langsam zu viel. „Wo steckst du überhaupt?“ fragte ich schlecht gelaunt. „Na, auf Island“, antwortete der kleine Mann. „Mit meiner Alten, verstehste? Seit die Schiffe wieder fahren, lassen sie gebürtige Isländer samt Anhang heimkehren. Nur Geld darfst halt keins einführen, deshalb filzen sie dich, bevor du isländischen Boden betrittst.“ „Hm“, sagte ich, „und von was lebt ihr so?“ Borsig lachte. „Na, von den Skulpturen meiner Alten. Vorige Woche haben wir im Supermarkt eingekauft und mit einer Bronzebüste bezahlt.“ „Und woher habt ihr die Bronze?“ „Na, ganz einfach. Gegen meine alten Jerry-Cotton-Romane eingetauscht.“ Ich verabschiedete mich und wenn ich die Welt noch nie verstanden hätte, jetzt würde ich sie garantiert nicht mehr verstehen.
    Eines jedoch war mir klar: Alle Welt hielt mich für den Attentäter. Dabei wusste ich gar nicht, wie man Molotowcocktails bastelt. Okay, das war jetzt keine gute Ausrede, schließlich gibt es das Internet und da lernst du alles, nur nichts Vernünftiges. Ich wollte schon googeln, unterließ es aber. Man würde bei einer eventuellen Inspektion meines Computers sehen können, dass ich eine einschlägige Seite für Bombenbastler besucht hatte, was jeder Polizist der Welt für einen Täterbeweis halten musste.
    Stattdessen malochte ich mich sehr lustlos durch die Glücksanfragen, die als zwei riesige Papierberge neben meinem Schreibtisch gen Himmel ragten und nur durch die Zimmerdecke begrenzt wurden. Der erste Bittsteller wollte die Lottozahlen von nächster Woche wissen. Ich gab sie ihm. Der zweite suchte nach dem ultimativen Orgasmus und einem spezifischen Ratschlag. Ich empfahl 20 Jahre Enthaltsamkeit und dann die Traumfrau im Bett. Der dritte behauptete, er sei rundum glücklich und genau das mache ihn unglücklich. Ich empfahl die Lektüre der Schriften von Konstantin Marxer, er solle sie aber in einer Buchhandlung stehlen und keinesfalls dafür bezahlen. Dann sah ich auf die Uhr und stellte fest, dass es Zeit für ein Mittagessen war.
    Die Polizei war wider Erwarten noch nicht bei mir aufgetaucht, obwohl ich doch als Hauptverdächtiger gelten musste. Auch Oxana hatte nicht angerufen, womit ich eigentlich rechnete. Gerade als ich nicht mehr damit rechnete, rief sie an. „Wir müssen uns sehen“, sagte sie und ich nickte, was sie natürlich nicht sehen konnte.
     
     
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    „Hinterausgang, Chef.“ Annamarie Kainfelds hatte es gesagt, ohne von ihrem Monitor aufzuschauen. „Vorne stehen die Pressefuzzis, vielleicht auch Fernsehen. Gehen Sie durch den Hinterhof, steigen Sie auf eine Mülltonne, klettern Sie über die Mauer, aber passen Sie auf, dass Sie auf der anderen Seite nicht in den Fischteich treten. Die halten neuerdings Piranhas dort.“ „Hm“, quittierte ich den guten Tipp und machte mich auf den Weg.
    Meine Sekretärin hatte Recht. Ich lugte vorsichtig um die Flurecke, vor der Tür waren Kameras aufgebaut und junge dynamische Menschen mit Mikrophonen in den Händen standen sich die Beine in die durchtrainierten Bäuche. Natürlich trat ich in den Fischteich im Nachbarhof, die Piranhas machten aber glücklicherweise gerade Mittagspause.
    Vika und Oxana hatten sich ein Apartment in der Vorstadt gemietet, triste Hochhäuser, aber angenehm anonym, nur mit dem Bus zu erreichen, den vorfreudige Gäste der benachbarten Badeanstalt mit Lärm und Körperwärme

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