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Die Eheprobe

Die Eheprobe

Titel: Die Eheprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Gideon
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hatte nicht die geringste Chance. Was den Posten angeht, bin ich mir nicht sicher, ob ich helfen kann, auch wenn William bestimmt qualifiziert dafür ist. Gib mir ein paar Tage Zeit. Ich vermute mal, ihr wollt nicht nach Boston ziehen. Und ich vermute mal, er weiß nichts von deiner Stellvertreter-Bewerbung und du hättest gerne, dass das auch so bleibt. Er war immer schon sehr stolz.
    Entschuldigung angenommen.
    HD

Kapitel 99
    Â»Ich habe die Stelle angenommen«, sagt William.
    Â»Welche Stelle?«
    Â»Die Direktwerbungssache, Alice. Über welche Stelle sollte ich denn sonst reden?«
    Zwei Tage ist die E-Mail von Helen alt, und seitdem: nichts.
    Â»Aber wir haben nicht darüber geredet.«
    Â»Was gibt’s denn da noch zu reden? Wir sind beide arbeitslos. Wir brauchen das Einkommen, von den Zusatzleistungen mal ganz abgesehen. Die Sache steht fest. Um ehrlich zu sein, bin ich erleichtert.«
    Â»Aber ich dachte doch …«
    Â»Sag nichts mehr. Es ist richtig so.« Er lehnt am Küchentresen, die Hände in den Hosentaschen vergraben, und nickt mir zu.
    Â»Ich weiß. Ich weiß, dass das stimmt. Es ist wirklich toll, William, gratuliere. Und wann fängst du an?«
    William dreht sich um und öffnet eine Schranktür. »Montag. Es gibt Neuigkeiten. Kelly Cho wurde bei KKM entlassen.«
    Â»Sie wurde entlassen? Was ist passiert?«
    Â»Ich nehme an, sie sind mitten in einer umfassenden Umstrukturierung.« William greift nach dem Mehl. »Ich war nur die erste Runde.«
    Heute ist Freitag, Nedra hat zu einem festlichen Abendessen eingeladen (für Freunde und Kollegen, die nicht an der Zeremonie teilnehmen – sie hat Bunny, Jack und Caroline gebeten zu kommen), und morgen findet die Hochzeit statt.
    Â»Was bereitest du da gerade vor?«, frage ich.
    Â»Käsebällchen.«
    Â»Entschuldigung – ich habe verschlafen.« Caroline kommt in die Küche, mit der gähnenden Bunny im Schlepptau. »Bitte, sagt mir, dass der Kaffee fertig ist.«
    Caroline schenkt zwei Tassen ein und setzt sich mit ihren Unterlagen an den Küchentisch.
    Â»Niemals werden wir das alles fertig kriegen.«
    Â»Delegiere«, sagt William.
    Â»Ich helfe«, sage ich.
    Â»Ich auch«, sagt Bunny.
    Caroline und William werfen sich verstohlen einen Blick zu.
    Â»Wie formuliere ich das jetzt höflich?«, fragt Caroline.
    Â»Schon kapiert«, sage ich, »unsere Dienste sind nicht erwünscht. Bunny, sollen wir es uns auf der Terrasse gemütlich machen?«
    Â»Ich würde wirklich gerne etwas schälen, ich bin ein ausgewiesener Schälexperte«, sagt Bunny.
    Â»Super, Mom, ich rufe dich, wenn wir bei den Kartoffeln angekommen sind«, sagt Caroline.
    Bunny nimmt einen Schluck Kaffee und seufzt. »Das alles wird mir fehlen.«
    Â»Was denn? Meine quasi toten Zitronenbäumchen? Mit der ständigen Bedrohung eines Erdbebens leben?«
    Â» Du , Alice. Deine Familie. William. Peter und Zoe. Der Morgenkaffee mit dir.«
    Â»Ihr müsst wirklich abreisen?«
    Â»Caroline hat eine Wohnung gefunden. Sie hat einen Job. Zeit für uns, nach Hause zu fahren. Versprich mir, dass wir uns nicht wieder aus den Augen verlieren.«
    Â»Das wird nicht passieren. Ich bin auf immer und ewig Teil deines Lebens.«
    Â»Fabelhaft, genau das wollte ich hören, weil ich mir vorstelle, dass wir uns darüber ziemlich oft austauschen werden.«
    Â»Worüber?«
    Â»Ich habe deine Texte gelesen. Da sind einige sehr gute Ansätze drin, Alice, aber ich will ehrlich sein: Sie müssen überarbeitet werden.«
    Ich nicke. »Lass mich raten: So redet kein Mensch im wirklichen Leben , stimmt’s?«
    Bunny kichert. »Habe ich das wirklich so gesagt? Du lieber Himmel, das ist aber schon lange her, oder?«
    Â»Stimmt es immer noch?«
    Â»Nein, mittlerweile hast du ein gutes Gespür für Dialoge. Die Herausforderung betrifft deine privaten Enthüllungen. Diese Schwachstelle musst du hinter dir lassen. Deine Texte sind im Grunde autobiografisch.«
    Â»Manche.« Ich verziehe das Gesicht zu einer Grimasse.
    Â»Bin ich zu besserwisserisch? Das tut mir leid.«
    Â»Nein, nein, ich brauche einen Tritt in den Hintern.«
    Â»Ein Tritt in den Hintern ist genau das Gegenteil von dem, was du brauchst. Du brauchst eine Hand, die dich stützt.« Sie dreht sich zu mir um und nimmt mein Kinn in beide Hände. »Hör mir zu.

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