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Die Eheprobe

Die Eheprobe

Titel: Die Eheprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Gideon
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Vater hat dir etwas geschickt«, sagt William, als er ins Bad kommt. »Ich musste die Annahme quittieren.«
    Ich bin seit einer Stunde oben. Ich koche vor Wut und gehe William aus dem Weg und versuche, mich irgendwie in gute Laune für das Abendessen zu versetzen. Aber sein Anblick bringt mich wieder total in Rage.
    Â»Du siehst toll aus.« Er überreicht mir einen Umschlag.
    Â»Ganz bestimmt nicht«, gifte ich ihn an.
    Â»Dieser Hosenanzug hat mir schon immer gut gefallen.«
    Â»Tja, da bist du weit und breit der Einzige.«
    Â»Du meine Güte, Alice, was ist denn los? Bist du sauer auf mich?«
    Â»Warum sollte ich sauer auf dich sein? Sollte ich sauer auf dich sein?«
    Mein Handy piepst los, eine SMS von Nedra. Hoffe, du hast deine Rede parat. Üben, üben, üben. Bin so aufgeregt wegen heute Abend. Xoxoxo.
    Â»Scheiß Rede«, sage ich, »darauf habe ich absolut keinen Bock.«
    Â»Aha, deshalb bist du so schnippisch. Die Nerven«, sagt William. »Du machst das bestimmt super.«
    Â»Nein, ganz bestimmt nicht. Ich kann das nicht. Ich kann das einfach nicht. Man kann nicht von mir erwarten, dass ich alles mache. Du hältst die Rede!« Ich fange an zu weinen.
    Â»Im Ernst?«
    Â»Ja, du wirst das übernehmen müssen. Ich tu’s nicht.«
    William sieht mich entgeistert an. »Aber Nedra wird so enttäuscht sein. Du bist die Ehrendame.«
    Â»Ist doch völlig egal, wer die Rede hält. Du. Ich. Es muss nur jemand aus der Familie sein. Soll Peter sie halten. In solchen Sachen ist er richtig gut.«
    Â»Alice, ich begreife das nicht.«
    Â»Nein, tust du nicht. Und das war schon immer so.«
    William zuckt vor mir zurück, als hätte ich ihn geschlagen.
    Â»Ich denke mir was aus«, sagt er leise. »Sag mir Bescheid, wenn du hier fertig bist, damit ich auch duschen kann.«
    Nachdem William gegangen ist, weiß ich nichts mit mir anzufangen, also öffne ich den Umschlag. Der Inhalt besteht aus zwei Dingen: einer Karte von meinem Vater und einem alten, sorgfältig zu einem Quadrat gefalteten Taschentuch. Das Taschentuch gehörte mal meiner Mutter, bestickt mit drei kleinen Veilchen auf weißer Baumwolle und ihren Initialen. Ich presse es unter meine Nase. Es riecht immer noch nach ihrem Body Splash von Jean Naté. Dann greife ich nach der Karte.
    Manchmal finden Dinge, die wir verloren haben, ihren Weg zu uns zurück. Nicht sehr oft, aber manchmal. Das hier habe ich bei einem Pfandleiher in Brockton entdeckt. Der Besitzer meinte, es läge bereits seit zwei Jahrzehnten in der Vitrine, aber das wird dich nicht überraschen. Ich weiß, du hast ein paar Fehler gemacht und ein paar Dinge getan, die du gerne wieder rückgängig machen würdest. Ich weiß, du fühlst dich verloren, und du weißt nicht, was du tun sollst. Ich hoffe, das hier wird dir bei deiner Entscheidung helfen. Ich liebe dich, Kleines.
    Vorsichtig falte ich das Taschentuch auseinander, und mittendrin, eingebettet in die weiße Baumwolle, liegt mein Verlobungsring, der, den ich aus dem Autofenster geschmissen habe, als William und ich Streit darüber hatten, ob wir Helen zu unserer Hochzeit einladen oder nicht. Jemand muss ihn gefunden und zum Pfandleiher gebracht haben. Die Edelsteine sind mit den Jahren dunkler geworden, und er muss gründlich gereinigt werden, aber da ist ganz unverkennbar der winzige Diamant, flankiert von zwei noch winzigeren Smaragden – der Ring, den mein Großvater vor so vielen Jahren meiner Großmutter geschenkt hat, der Ring, den ich so unbekümmert weggeworfen habe.
    Ich versuche, die Gravierung auf der Innenseite zu entziffern, aber die Schrift ist zu klein. Ich kann kaum darüber nachdenken, was das alles jetzt bedeuten soll. Wenn ich mich darauf einlasse, drehe ich durch. Uns bleibt noch eine Stunde, bis wir zu der Feier aufbrechen müssen. Ich stecke den Ring in eine Tasche und gehe nach unten.
    Das Abendessen findet in einem sehr angesagten Restaurant statt, dem Boca.
    Â»Läuft da Donna Summer?«, fragt William, als wir durch die Tür gehen.
    Â»Jude hat mir erzählt, Nedra hat einen DJ engagiert«, sagt Zoe. »Hoffentlich spielen sie nicht den ganzen Abend lang Siebzigerjahre-Musik.«
    Â»Ich liebe dieses Lied«, sagt Jack zu Bunny, »und mein Gefühl verrät mir, dass deine Tanzkarte heute voll sein wird, mein Bad Girl.«
    Â»Hast du dein Aspirin

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