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Die Eheprobe

Die Eheprobe

Titel: Die Eheprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Gideon
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hinter meinem Standort sitzt.
    Krampfhaft halte ich es fest.
    Â»Schon in Ordnung. Geben Sie es mir einfach«, sagt sie.
    Ich reiche ihr das Kissen, bleibe aber wie erstarrt stehen. Ich kann nicht aufhören, Briana anzustarren. Ich weiß, ich sollte mich nicht bedroht fühlen, aber genau das tue ich. Innerhalb des letzten Jahres hat sie sich von einem schlaksigen, Zahnspange tragenden Mädchen in eine sehr hübsche junge Frau in Skinny-Jeans und Tanktop verwandelt. Hatte William recht? Habe ich Angst, Peter zu verlieren, und zwar so sehr, dass ich glaube, mich mit einer Zwölfjährigen messen zu müssen?
    Â»Sie sollten jetzt gehen, Mrs Buckle«, sagt Ms Ward.
    Ja, ich sollte gehen, bevor aus Pedro, deine Mutter ist hier ein Pedro, deine Mutter heult, weil sie es nicht erträgt, vierundzwanzig Stunden von dir getrennt zu sein wird. Peter hat sich in seinen Sitz gekauert, die Arme vor der Brust verschränkt und starrt aus dem Fenster. Ich gehe zurück zu meinem Auto, steige ein und haue meinen Kopf mehrmals schwach gegen das Lenkrad, während der Bus vom Parkplatz fährt. Dann lege ich meine Susan-Boyle- CD ein (das Lied Wild Horses , bei dem ich mich immer so tapfer und heldenhaft fühle) und wähle Nedras Nummer.
    Â»Peter hat eine Alibifrau!« Ich muss Nedra nicht erklären, was ich damit meine, und fange an zu weinen.
    Â»Eine Alibifrau? Gut für ihn! Das ist ja praktisch so etwas wie ein Initiationsritus. Wenn er tatsächlich schwul ist.«
    Nedra ist, genau wie William, hin- und hergerissen bezüglich Peters Sexualität.
    Â»Also ist das normal?«, frage ich.
    Â»Ganz sicher ist es nicht ab normal. Er ist jung und verwirrt.«
    Â»Und gedemütigt. Ich habe ihn gerade vor der gesamten siebten Klassenstufe lächerlich gemacht. Dabei wollte ich ihn doch fragen, ob er mir beim Haarefärben hilft, und jetzt hasst er mich, und ich muss das allein hinkriegen.«
    Â»Warum gehst du nicht zu Lisa?«
    Â»Ich versuche zu sparen.«
    Â»Alice, hör auf, dir Katastrophen auszumalen. Alles wird gut. Hat die Alibifrau einen Namen?«
    Â»Briana.«
    Â»Du lieber Himmel, ich hasse diesen Namen. Er ist so …«
    Â»Amerikanisch, ja, finde ich auch. Aber sie ist ein nettes Mädchen. Und sehr hübsch«, füge ich schuldbewusst hinzu. »Sie sind seit Jahren befreundet.«
    Â»Weiß sie, dass sie eine Alibifrau ist?«
    Ich denke daran, wie die beiden sich aneinandergekuschelt haben. Sie mit halb geschlossenen Augen.
    Â»Unwahrscheinlich.«
    Â»Außer sie ist Lesbe und er ihr Alibimann. Vielleicht haben sie eine Art Abmachung. So wie Tom und Katie.«
    Â»Genau, so wie ToKat!« Ich hasse die Vorstellung, dass Briana sich umsonst Hoffnungen macht. Das ist fast so deprimierend wie Peters Täuschungsmanöver als Hetero.
    Â»Niemand nennt sie ToKat.«
    Â»KatTo?«
    Schweigen.
    Â»Nedra?«
    Â»Ich besorge dir noch mal ein Abo vom People Magazine , und dieses Mal rate ich dir, die Dinger verdammt noch mal auch zu lesen.«

Kapitel 27
    Â»Das ist wahnsinnig lieb von Ihnen, mich hier wohnen zu lassen, bis ich etwas Eigenes gefunden habe«, sagt Caroline Kilborn.
    Ich stehe im Flur und bin unfähig, meinen Schock zu verbergen. Ich habe eine jüngere Ausgabe von Bunny erwartet: eine blonde, elegant gekleidete und frisierte junge Frau. Stattdessen strahlt mich ein ungeschminkter, mit Sommersprossen übersäter Rotschopf an, mit schlampig zu einem Pferdeschwanz zusammengebundenen Haaren. Sie trägt einen schwarzen, engen Rock und ein lockeres ärmelloses Shirt, das ihre durchtrainierten Arme betont.
    Â»Sie erinnern sich nicht an mich, stimmt’s?«, fragt sie. »Sie haben zu mir gesagt, ich sähe aus wie eine Puppe. Wie das Stoffmariechen.«
    Â»Tatsächlich?«
    Â»Ja, als ich zehn war.«
    Ich schüttle den Kopf. »So etwas habe ich gesagt? Lieber Gott, wie unsensibel. Tut mir leid!«
    Sie zuckt mit den Achseln. »Es hat mich nicht gestört. Sie hatten damals Ihr Debüt am Blue Hill Theater und wahrscheinlich andere Dinge im Kopf.«
    Â»Stimmt«, sage ich und zucke zusammen bei dem Versuch, die unangenehme Erinnerung an jene Nacht aus meinen Gedanken zu verbannen.
    Caroline lächelt und versetzt mir den Todesstoß. »Die Show war super. Meinen Freunden und mir hat’s gefallen.«
    Ihren Freunden, die ebenfalls in der dritten Klasse waren.
    Â»Laufen Sie?«

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