Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eheprobe

Die Eheprobe

Titel: Die Eheprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Gideon
Vom Netzwerk:
mich berührt, diese ganzen Fragen gestellt zu bekommen – dass man mir so genau zuhört und dass meine Meinung und meine Gefühle wertgeschätzt werden und von Bedeutung sind. Ich erschrecke mich ständig selbst über meine Bereitschaft, Ihnen so persönliche Informationen preiszugeben.
    Mit herzlichen Grüßen
    Ehefrau 22
    Von: forscher101
    Betreff: RE : Die Sache am Köcheln halten
    Datum: 1. Juni, 06:01 Uhr
    An: Ehefrau 22
    Liebe Ehefrau 22,
    Ã„hnliches habe ich schon von anderen Testpersonen gehört, aber ich muss wiederholen, dass es Ihnen möglich ist, sich mir so leicht anzuvertrauen, weil wir uns nicht kennen.
    Beste Grüße
    Forscher 101

Kapitel 33
    Ich bin wie immer spät dran, und beim Aufstoßen der Tür zum Egg Shop weht mir der wohlige Duft nach Pancakes, Schinken und Kaffee ins Gesicht. Ich halte Ausschau nach Shonda. Sie sitzt im hinteren Teil, aber sie ist nicht allein: Alle drei Mumble Bumbles haben mit ihr in einer der Nischen Platz genommen: Shonda, Mitte fünfzig, geschieden, keine Kinder, Managerin des Lancôme-Ladens im Macy’s; dann Tita, die mittlerweile Mitte siebzig sein muss, verheiratet, achtfache Großmutter und pensionierte Onkologie-Krankenschwester; und Pat, die Jüngste von uns allen, eine Immer-zu-Hause-Mama, zwei Kinder, und nach der Größe ihrer Babykugel zu urteilen, bald drei. Sie winken mir fröhlich zu, und mir schießen Tränen in die Augen. Auch wenn ich sie eine ganze Weile nicht gesehen habe, sind die Mumble Bumbles mein Rudel, meine ebenfalls mutterlosen Schwestern.
    Â»Sei nicht sauer auf mich!«, ruft Shonda, als ich mich an den Tischen vorbeischlängele.
    Ich bücke mich, um sie zu umarmen. »Ihr habt mich reingelegt.«
    Â»Du hast uns gefehlt. Das war die einzige Möglichkeit, deine Aufmerksamkeit zu bekommen«, sagt Shonda.
    Â»Es tut mir leid«, sage ich. »Ihr habt mir auch gefehlt, aber es war alles in Ordnung, wirklich.«
    Sie sehen mich alle vier zerknirscht und mitfühlend an.
    Â»Tut das nicht. Seht mich nicht so an. Verdammter Mist.«
    Â»Wir wollten uns nur versichern, dass es dir gut geht«, sagt Pat.
    Â»Ach, Pat! Sieh dich nur an! Das ist fantastisch«, sage ich.
    Â»Los, berühr die Kugel, tu dir keinen Zwang an – alle machen das.«
    Ich lege meine Hand auf ihren Bauch. »Die Lage, die Lage, die Lage«, flüstere ich. »Hallo, Baby, du weißt ja gar nicht, was für eine tolle Wohnlage du dir ausgesucht hast.«
    Shonda zieht mich auf den Stuhl neben sich. »Also, wann hast du deinen Fünfundvierzigsten?«
    Jede der Mumble Bumbles außer mir ist älter als ihre Mutter in dem Jahr, als sie starb. Ich bin die letzte. Ganz offensichtlich haben sie nicht vor, meinen kritischen Jahrestag verstreichen zu lassen, ohne ihn irgendwie zu begehen.
    Â»Am vierten September.« Ich blicke mich auf dem Tisch um. »Was hat es mit dem Tomatensaft auf sich?« Jede von ihnen hat ein Glas davon vor sich stehen.
    Â»Probier mal«, sagt Tita und schiebt ihres in meine Richtung. »Und ich habe dir Lumpias mitgebracht. Denk mit dran, dass ich nicht vergesse, sie dir zu geben.«
    Lumpias sind die philippinische Version der Frühlingsrolle, und ich bin verrückt danach. Wann immer ich Tita treffe, bringt sie mir ein paar Dutzend mit.
    Ich nehme einen Schluck und huste. Im Saft ist ein kräftiger Schuss Wodka. »Es ist noch nicht mal zwölf!«
    Â»Halb eins, um genau zu sein«, korrigiert mich Shonda und zieht blitzschnell einen Flachmann hervor. Sie winkt der Kellnerin zu und hebt ihr Glas. »Sie nimmt auch so einen.«
    Â»Nein, wird sie nicht. Sie muss in einer Stunde wieder bei der Arbeit sein«, protestiere ich.
    Â»Ein Grund mehr«, sagt Shonda.
    Â»Meiner ist jungfräulich«, seufzt Pat.
    Â»Tja«, sagt Tita.
    Â»Tja«, sage ich.
    Â»Tja, wir sind alle hier, weil wir dich darauf vorbereiten wollten, was möglicherweise ansteht«, sagt Tita.
    Â»Ich weiß, was ansteht, und es ist zu spät für mich. Ich werde in diesem Sommer keinen Bikini tragen. Oder im nächsten. Oder in dem Sommer danach.«
    Â»Alice, im Ernst«, sagt Shonda.
    Â»Ich bin in dem Jahr, in dem ich so alt geworden bin wie meine Mutter, als sie starb, ein bisschen durchgedreht«, sagt Pat. »Ich war furchtbar deprimiert und kam

Weitere Kostenlose Bücher