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Die Ehre der Am'churi (German Edition)

Die Ehre der Am'churi (German Edition)

Titel: Die Ehre der Am'churi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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Steingebäude und spähten durch die erleuchteten Fenster der Schmiede.
    Eine hoch gewachsene, breitschultrige Gestalt stand neben der Esse und beugte sich prüfend über das Feuer, sonst war niemand zu sehen oder zu hören, auch nicht in den Wohnräumen.
Die beiden Am’churi nickten einander zu. Jivvin öffnete die schwere Holztür, konnte trotz aller Vorsicht nicht verhindern, dass sie in den Angeln quietschte. Die Gestalt wirbelte herum, einen schweren Schlaghammer in den Händen – und erstarrte, als zwei Säbel sie in Schach hielten. Ni’yo und Jivvin musterten ihr Gegenüber verblüfft. Es war eine Schmiedin, die größte Frau, die sie beide je gesehen hatten. Sie überragte Jivvin um mindestens einen halben Kopf und war wesentlich massiger als sie beide zusammengenommen. Nicht alles davon waren Muskeln, doch die Arme wirkten stark genug, um einen Stier zu erwürgen. Nachdem die drei sich eine Weile lang gegenseitig angestarrt hatten, senkte die Schmiedin langsam den Hammer.
    „Wenn ihr zwei auf der Suche nach Schätzen seid, müsst ihr die falsche Abbiegung genommen haben. In ganz Kauro gibt es nichts, was irgendeine Mühe wert wäre.“ Bei ihrem massigen Brustkorb hätte Ni’yo einen dröhnenden Bass erwartet, aber die Frau sprach leise, mit zwar tiefer, aber wohlklingender Stimme. „Da ihr aber ziemlich erfroren und verhungert ausseht, müsst ihr wohl gedacht haben, das hier wäre die Dorfschenke. Die ist drei Häuser weiter, rechts gesehen.“ Ihr Blick fiel auf die Eisenschellen und die Kette, die Ni’yos und Jivvins Hände verbanden.
    „Hm, wenn ihr nicht eine ziemlich merkwürdige Vorliebe für Fesselspiele habt, dürftet ihr entflohene Sklaven sein – dann wiederum wärt ihr bei mir richtig gelandet.“
    Etwas an der entspannten, leicht spöttischen Redeweise der Frau verwirrte Ni’yo ungemein. Sie blickte ihn offen an, ohne Hass, Wut oder Angst. Das war so fremd für ihn, dass er gar nicht wusste, wie er auf sie reagieren sollte. Einschüchternd? Beruhigend? Sollte er verhandeln, lügen, drohen?
    „Wie wäre es, wenn ihr zwei Hübschen eure Zahnstocher wegsteckt und mir sagt, was ihr wollt? Vielleicht bekommt ihr es dann sogar?“
    Sprachlos wechselten Jivvin und Ni’yo einen kurzen Blick. Zugegeben, vollkommen durchweicht, blau gefroren, barfuß und in den zerrissenen, schmutzigen Kleidungsstücken wirkten sie nicht allzu beeindruckend. Dennoch, so viel Respektlosigkeit waren sie einfach nicht gewohnt. Jivvin fasste sich zuerst und legte seine Waffe zur Seite. Ni’yo hingegen konnte nicht aufhören, die Frau anzustarren, bis diese amüsiert zu grinsen begann.
    „Hör zu, Kleiner, du bist wirklich niedlich, aber ich hab’s nicht mit deiner Sorte, verstanden? Also, weggelaufene Sklaven meine ich, Männer an sich schon. Ich bevorzuge allerdings Kerle, die so ungefähr meine Augenhöhe haben, und die sind leider rar gesät.“
    Völlig aus der Fassung gebracht schnappt Ni’yo nach Luft.
    Niedlich???
    Vielleicht hatte man ihn als Säugling für niedlich gehalten, aber seither …
    Jivvin begann zu lachen, erst leise, dann schon bald aus vollem Hals, bis er nach Luft japsen musste.
    „Verzeih, werte Frau Schmiedin, du kannst es nicht wissen, aber das war so ungefähr das Irrsinnigste, was jemals irgendjemand zu ihm gesagt hat!“, prustete er halb erstickt hervor, bevor er weiterlachte. Ni’yos Verfassung wechselte rasch von sprachloser Verwirrung zu Wut, von Verlegenheit zu Ärger über Jivvins Ausbruch, bis er sich schließlich anstecken ließ und ebenfalls loslachte.
    „Ihr zwei seid eindeutig ein paar merkwürdige Vögel“, brummte die Schmiedin, wartete aber geduldig, bis ihre ungebetenen Gäste sich gefangen hatten.
    „Wir sind keine entlaufenen Sklaven“, erklärte Jivvin schließlich, während er sich Lachtränen aus den Augen wischte. „Wir sind Am’churi, die ein wenig … Pech hatten.“
    „Am’churi?“, hakte sie nach, mit stark zweifelndem Unterton.
    „Ich weiß, wir sehen weder danach aus, noch benehmen wir uns so, aber wir haben eine wirklich etwas … schwierige Zeit hinter uns. Wenn du so gütig wärst, uns von dieser Fessel zu befreien, möglichst, ohne uns dabei zu beschädigen, könnten wir dir vielleicht ebenfalls behilflich sein“, sagte Ni’yo mit so viel Würde, wie er noch zusammenkratzen konnte.
    „Und was darf ich unter behilflich sein verstehen? Selbst wenn ihr Am’churi sein solltet, wüsste ich nicht, was ihr für mich tun könntet. Meine Arbeit

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