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Die Ehre der Königin

Die Ehre der Königin

Titel: Die Ehre der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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allein wäre schon eigenartig genug gewesen. Die Gegenwart von keinem Geringeren als Admiral Wesley Matthews und Protector Benjamin Mayhew aber ließ in ihr eine Ahnung aufsteigen, noch während sie ihre Hand automatisch zum Gruß hob.
     
    Hamish Alexander wartete, bis Protector Mayhew und Sir Anthony Langtry Platz genommen hatten, dann setzte er sich hinter seinen Schreibtisch und betrachtete die Frau, die er vor sich hatte.
    Ihr Baumkater war offensichtlich unruhig, sie aber wirkte vollkommen gelassen, obwohl sie sehr überrascht sein mußte. Alexander erinnerte sich an seine erste Begegnung mit ihr. Nach der Schlacht gegen die Saladin war sie ebenfalls gelassen gewesen; sie war an Bord gekommen und hatte auf der Flaggbrücke Schäden und Verluste gemeldet. Die Indifferenz, die Harrington dabei an den Tag legte, hatte Alexander abgestoßen. Die Leiden ihrer Crews schienen sie nicht zu interessieren, so als wären für sie die Leute nicht mehr als Teil der Ausstattung eines Kriegsschiffs, so wie Waffen, die man einsetzte und vergaß.
    Alexander war über Harringtons gefühllose Distanz empört gewesen – dann erreichte sie die Meldung, Commander McKeon sei es irgendwie gelungen, fast einhundert Troubadours in seine einzige intakte Pinasse zu pferchen und in Sicherheit zu bringen. Da zerfiel ihre Maske in Scherben. Alexander hatte gesehen, wie sie sich abwandte und versuchte, die Tränen zu verbergen, die ihr aus dem gesunden Auge kullerten. Er hatte gesehen, wie ihre Schultern bebten, und war zwischen sie und seinen Stab getreten, um sie von den Blicken der Leute abzuschirmen und ihr Geheimnis zu schützen; in diesem Moment hatte Hamish Alexander erkannt, daß diese Frau jemand ganz Besonderes war. Und daß ihr Panzer aus Distanz nur wegen der schrecklichen Stärke des Schmerzes und der Trauer darunter so dick sein mußte.
    Noch an einen anderen, späteren Tag erinnerte er sich schlaglichtartig: an den Tag, an dem Harrington mit steinernem Gesicht und eisernem Schweigen zugesehen hatte, wie die Vergewaltiger und Mörder der Madrigals einem graysonitischen Scharfrichter überantwortet wurden. Sie hatte den Anblick der Gehenkten nicht genossen, aber sie war so wenig davor zurückgewichen, wie sie vor den Breitseiten der Saladin zurückgewichen war. Nicht für sich selbst schaute sie zu, sondern für die Menschen, die nichts mehr sahen. Harringtons unnachgiebige Entschlossenheit, zu sehen, wie diesen Menschen Gerechtigkeit geschah, hatte Alexanders Auffassung ihres Charakters vervollständigt.
    Er beneidete sie. Er war doppelt so alt wie sie, seine bisherige Laufbahn hätte jeden Menschen mit Stolz erfüllt, und er hatte soeben das Endicott-System erobert, und dennoch beneidete er sie. Ihr Geschwader war geschunden und zerrissen, die beiden überlebenden Einheiten zu Wracks zusammengeschossen worden. Neunhundert ihrer Besatzungsmitglieder waren gefallen, weitere dreihundert verwundet worden, und Harrington würde immer glauben – wie auch er an ihrer Stelle immer geglaubt hätte –, daß vielleicht weniger Menschen härten sterben müssen, wenn sie sich nur besser geschlagen hätten. Doch damit hatte sie unrecht – wie er ebenfalls unrecht gehabt hätte. Nichts konnte je schmälern, was sie und ihre Leute geleistet hatten. Und ihre Leute hatten nur deshalb diese Leistung vollbringen können, weil sie war, was und wer sie war.
    Alexander räusperte sich, und als sie sich ihm zuwandte, war er einmal mehr von ihrer sauberen, wie gemeißelt wirkenden Attraktivität bezaubert. Und das, obwohl ihr halbes Gesicht gelähmt war und eine anachronistische Augenklappe ein Auge bedeckte. Er fragte sich, wie sie vor ihrer Verwundung auf ihn gewirkt hätte.
    »Wie Sie sehen können, Captain Harrington«, begann er zwanglos, »habe ich Sie nicht nur für die traditionelle Besprechung vor dem Aufbruch an Bord gebeten.«
    »Wirklich, Sir?« Ihr undeutlicher Sopran formulierte nicht mehr als eine höfliche Erkundigung, und Alexander lächelte leicht und lehnte sich mit seinem Stuhl zurück.
    »Ja, wirklich. Sie müssen wissen, Captain, daß es in letzter Zeit einen regen Depeschenfluß zwischen Grayson und Manticore gegeben hat. Einschließlich«, sein Lächeln verschwand, »eines recht scharfen Protests aus der Feder des Ehrenwerten Reginald Houseman.«
    Unbeirrt wich Harrington seinem Blick nicht aus.
    »Captain Harrington, es tut mir leid, Sie informieren zu müssen, daß die Lords der Admiralität einen Verweis in Ihre

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