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Die Ehre der Königin

Die Ehre der Königin

Titel: Die Ehre der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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als scharfe, wie mit dem Lineal gezogene Linie über den zwölfhundert Meter langen, an beiden Enden verjüngten Rumpf des Dreihunderttausend-Tonnen-Schiffes. Strahlendes Licht drang aus dem Oval eines geöffneten Geschützschachtes einhundertfünfzig Meter bugwärts vom vorderen Impellerring. Honor beobachtete die Werfttechniker, die in Schutzanzügen über den bedrohlichen, massigen Klotz von Graser Nummer fünf krabbelten. Honor hatte vermutet, der Fehler an diesem Gammastrahlengeschütz läge an der in der Lafette implementierten Software, doch die Leute von Vulcan bestanden darauf, daß die Abstrahlvorrichtung selbst defekt sein müsse.
    Sie zuckte die Achseln, und Nimitz schimpfte sanft, als er die Krallen etwas fester in die gepolsterte Schulterpartie ihrer Uniformjacke graben mußte, um sich festzuhalten. Honor schnalzte mit der Zunge und streichelte ihm wortlos entschuldigend die Ohren, doch den Blick nahm sie nicht vom Bullauge, solange sie den Rumpf der Fearless besichtigte.
    Ein halbes Dutzend Wartungstrupps unterbrach die Arbeit, als der Kutter wie eine Geistererscheinung über sie hinwegzog, und die Leute sahen auf. Honor vermochte ihre Gesichter durch die Helmvisiere nicht zu erkennen, doch sie konnte sich ausmalen, daß einige von ihnen eine Mischung aus Ärger und Vorsicht zur Schau stellten. Werftheinis haßten es, wenn ein Kommandant ihnen bei der Arbeit über die Schulter blickte – fast ebensosehr, wie Kommandanten es haßten, ihre Schiffe den Werftheinis überhaupt erst zu übergeben.
    Bei diesem Gedanken unterdrückte Honor ein Auflachen, denn sie war beeindruckt von dem, was die Leute von Vulcan – und Venizelos – während ihrer zweiwöchigen Abwesenheit geleistet hatten; allerdings beabsichtigte Honor nicht, ihnen das zu sagen. Auf der Sollseite war also nur Antrims passiver Widerstand in bezug auf den Emitteraustausch. Einen Impelleremitter auszuwechseln bedeutete gewaltige Mühe, und Antrim hoffte offenbar, sich irgendwie aus der Sache herauszuwinden, doch diese Hoffnung war wie ein totgeborenes Kind. Beta 14 war schon kurz nach Indienststellung der Fearless zum Problem geworden, und Honor und ihre Ingenieure hatten sich damit lange genug herumgeschlagen. Ein Beta-Emitter war natürlich nicht so entscheidend wie ein Alpha-Emitter, und die Fearless konnte ohne Beta 14 problemlos achtzig Prozent der Maximalbeschleunigung aufrechterhalten. Außerdem hing ein kleines Preisschild an dem Austauschemitter – so um die fünf Millionen Dollar –, für die Antrim geradestehen müßte. Alles zusammengenommen mehr als ein hinreichender Grund dafür, die Sache zu verschleppen; aber Commander Antrim würde sich auch nicht an Bord der Fearless befinden, wenn die Besatzung des Kreuzers das nächste Mal gezwungen war, den Antrieb bis in den roten Bereich zu belasten.
    Der Kutter manövrierte und bewegte sich den Rumpf der Fearless hinauf. Er überquerte diagonal die achtere Backbord-Raketenwerferbatterie und die präzise Geometrie von Radar Sechs. Die langen, schlanken Klingen der Haupt-Gravitationssensoren des Kreuzers verschwanden an der Unterkante des Bullauges außer Sicht. Honor nickte, als sie sah, daß die Ersatzkomponenten in die Sensorengruppe eingebaut worden waren.
    Alles in allem war Honor mit den Leistungen der Fearless den vergangenen zweieinhalb T-Jahren mehr als zufrieden. Sie war ein relativ neues Schiff, und die Konstrukteure hatten ihre Sache zum größten Teil gut gemacht. Es war nicht ihre Schuld, daß man ihnen einen fehlerhaften Beta-Emitter untergeschoben hatte, und das Schiff hatte sich auf seiner anstrengenden ersten Mission gut behauptet. Nicht etwa, daß Piratenabwehrpatrouillen bei Honor Harrington auf der Liste der beliebtesten Einsätze sehr weit oben gestanden hätten. Es war zwar schön gewesen, auf sich allein gestellt zu sein, und ihrem Kontostand hatte das Prisengeld für das silesianische ›Söldnergeschwader‹ nicht gerade geschadet. Wo sie gerade dabei war, die Rettung des Passagierliners war eine Leistung, auf die jeder stolz sein konnte, aber dennoch: die aufregenden Momente waren selten und kurz gewesen. Zum größten Teil hatte die Mission aus harter Arbeit und reichlich Langeweile bestanden, jedenfalls nach dem Abebben der sprudelnden Begeisterung, ihren ersten Schweren Kreuzer zu kommandieren – und noch dazu einen funkelnagelneuen.
    Sie registrierte eine Stelle über Graser Drei, wo die Farbe zerkratzt war, und machte sich eine geistige Notiz. Als sie

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