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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zu dem anderen Gesindel auf den Wagen. Am heutigen Abend, zur Krönung unseres grandiosen Sieges, wird es mir eine Freude sein, diese Wechselbälger mit eigener Hand zu strafen.«
     Von starken Händen gepackt hatten die beiden Jungs keine Chance, sich zur Wehr zu setzen. Tief schnitten die groben Hanfstricke in ihre Handgelenke und zu allem Überfluss knurrte Bikus Magen noch lauter als zuvor.
     
    *
     
     
     
     
    Kapitel 19
     
     
    Poch, poch, pochpoch …, wie auf ein geheimes Kommando hin hallten plötzlich überall Axtschläge durch den Wald. Rapak, der bereits nach den ersten Schlägen blitzschnell auf die Beine gesprungen war, drehte sich verwirrt mehrmals im Kreise. Es schien ihm jedoch einfach unmöglich, die genaue Richtung der widerhallenden Echos zu bestimmen. Durch die dicht stehenden Bäume vielfach gebrochen kam der Lärm buchstäblich von überall her. Mal etwas näher, mal etwas weiter entfernt schlugen mindestens zwei Dutzend Holzfäller auf die Bäume ein, als ginge es um ihr Leben.
     Mit einem leisen spitzen Schrei erwachte Thietmar und kroch, am ganzen Körper zitternd, unter dem dichten Gebüsch hervor. Noch auf den Knien hockend rieb er mit einer Hand seine müden Augen und betastete mit der anderen vorsichtig die dick angeschwollene Nase.
     »Geht es jetzt los?«, fragte er näselnd und richtete sich steifbeinig neben Rapak auf. Statt einer klaren Antwort nickte der schwarzhaarige Junge jedoch nur grimmig und murmelte etwas Unverständliches.
     Thietmar reckte seinen linken Arm empor und legte tröstend seine kleine Hand auf die Schulter des großen Freundes. Wie gerne hätte er Rapak jetzt Mut zugesprochen, aber was konnte er schon tun? Er war doch noch ein kleiner, unmündiger Junge, einer, auf den niemand zu hören brauchte. Was geschähe schon, wenn er versuchte, diesem ruchlosen Ritter irgendwelche Befehle zu erteilen? Pah, der würde ihn auslachen und sich über ihn lustig machen. Und ausgelacht werden, dies war etwas, was Thietmar so sehr hasste wie kaum etwas auf dieser Welt. Seine Gedanken überschlugen sich. Verzweifelt suchte er nach einer Lösung. Und wenn er es doch riskierte? Immerhin stand Thietmar im Adelsrang haushoch über dem Ehrlosen, aber dafür handelte dieser im Namen und Auftrag des Markgrafen und der wiederum war nur dem Kaiser verpflichtet. Ach, wenn Thietmar doch nur schon erwachsen wäre, oder jetzt, in diesem Moment, mit seinem Vater oder seinem Oheim reden könnte. Seine Familie besaß genügend Einfluss und Macht, um diesen edlen Ritter zur Vernuft zu bringen. Edler Ritter? Von wegen! Ein böser und gemeiner Unhold war dieser Udo. Rücksichtslos, grausam und ehrlos war er, jawohl! Thietmar erinnerte sich der schönen Worte des Schwures, den jeder Ritter zu seiner Weihe leisten musste:
    … und gelobe ich: Witwen, Unmündige und Waisen zu schützen, ungerechten Krieg und schnöden Sold zu meiden, allzeit wahr und getreu zu sein und tadellos in dieser Welt zu leben …
    Ja, so oder zumindest so ähnlich lautete der Schwur, den jeder Ritter vor Gott und seinem Fürsten ablegen musste.
     Ein bohrendes Rumoren in seinem Bauch unterbrach Thietmars Grübeleien. Laut knurrend meldete sich sein Magen.
     Kaum den aufmerksamen Blick von der Umgebung lösend, öffnete Rapak seine lederne Gürteltasche, zauberte ein sorgfältig zusammengelegtes Leinentuch hervor und reichte es seinem kleinen Begleiter.
     »Hier, damit du wieder zu Kräften kommst«, lächelte er seinem hungrigen Freund zu.
     Seine weit geöffneten Sinne auf den Wald gerichtet fügte er schmunzelnd hinzu: »Wenn Bikus davon gewusst hätte, wäre sowieso nichts mehr übrig geblieben.«
     Vorsichtig wickelte Thietmar das Tuch auf und gab ein freudig erstauntes »Oh, danke!« von sich, als er den Inhalt sah. Zwei daumendicke Brotschnitten, zwischen denen ein würzig duftender Schafskäse steckte. Mit wahrem Heißhunger stopfte Thietmar sich den Mund voll, bis nichts mehr hineinpasste. Rapak unterdrückte mühsam ein Lachen, als er für einen kurzen Moment seinen Blick senkte und die prallen Hamsterbacken im Gesicht seines schmächtigen Freundes sah.
     »Wir müssen uns tiefer in den Wald zurückziehen und dann im großen Bogen an den Holzhauern vorbeischleichen«, überdachte er halblaut ihre Situation.
     »Mumpf …«, nickte Thietmar, wobei ihm der weiche Käse zwischen den Fingern hervorquoll. Mit dem Brot auf einen nahen Hügel weisend schaute er fragend empor.
     Rapak schüttelte jedoch

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