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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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rann ihren schlanken Hals herab. Paddie und Bikus kochten vor Zorn und Wut, konnten aber leider nichts für sie tun.
     »So, du Heidenfürst, nun zu uns!«
     Udo lacht mit heiserer Stimme auf, als ob ihm die ganze Sache eine tierische Freude bereite.
     »Ich verlange den sofortigen Rückzug deiner kläffenden Hundemeute sowie freies Geleit, bis ich dieses erbärmliche Land verlassen habe!«
     Die Hand des Fürsten presste sich mit solcher Kraft um den Stiel seiner Streitaxt, dass sie sich weiß verfärbte. Sein Gesicht blieb jedoch völlig ausdruckslos, so, als ob er die Schmähungen nicht gehört hätte.
     »Außerdem verlange ich, als Wiedergutmachung, die Hälfte von all dem, was an Vorräten auf der Insel lagert«, fuhr der Ritter fort.
     »Seid Ihr von Sinnen? Der zehnte Teil ist das, was Euch an Tributen zusteht, nicht die Hälfte!«
     Abermals lachte Udo. »Und zusätzlich, für das Leben dieser liebreizenden Kinderchen, will ich zehn Fässer Met, dreißig Pfund Silber und einhundert Marderfelle. Außerdem musst du mir sämtliche Waffen übergeben, damit ich sie in sicheren Gewahrsam nehmen kann! Oder ist dir das Leben dieser niedlichen Kleinen etwa nicht so viel wert?«
     »Ihr seid von Sinnen!«, stellte der Reiter erneut fest und schüttelte ungläubig den Kopf.
     »So, meinst du?«
     Ein heimtückisches Grinsen verzerrte Udos Lippen, was von einem drohenden Glitzern in seinen Augen noch zusätzlich unterstrichen wurde und höchste Gefährlichkeit signalisierte.
     »Wie du willst! Dann eben zwanzig Fässer Met, sechzig Pfund Silber und zweihundert Marderfelle!«
     In den hinteren Reihen der Slawenkrieger, jene, die dem Tor am nächsten standen, breitete sich eine plötzliche Unruhe aus. Die beiden Heerführer hingegen waren jedoch viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um etwas mitzubekommen. Auge in Auge standen sie sich gegenüber und schätzten ihre gegenseitigen Chancen ab.
     Ein kleiner, schmächtiger Knabe eilte aus einer anderen Richtung auf die beiden Todfeinde zu und rief mit heller Stimme: »Ritter Udo, ich flehe Euch an, lasst ab von Eurem unseligen Vorhaben. Lasst meine Freunde frei und nehmt das Angebot des Wendenfürsten an!«
     Ohne den Reiter auch nur den kleinsten Moment aus den Augen zu lassen, tat Udo ganz erstaunt und rief nach hinten: »Ach sieh an, da ist ja wieder der unmündige Floh. Will er mir wieder ins Fell springen und beißen?«
     Ein höhnisches Gelächter der Kriegsknechte setzte ein, was jedoch abrupt verstummte, als sich plötzlich das slawische Reiterheer teilte. Von einer Sekunde zur anderen verschwand das böse Grinsen aus ihren Gesichtern. Stattdessen senkten die Krieger ihre Häupter und nahmen eine demütige Haltung ein.
     »Wie, was ist?«, rief Udo überrascht und riskierte einen kurzen Blick über die Schulter. Vor Schreck hätte er fast seinen Dolch fallen lassen.
     »Ihr tätet gut daran, auf meinen Sohn zu hören!«, sagte eine befehlsgewohnte Stimme zu ihm.
     Drei hochedle deutsche Fürsten, von etwa vier Dutzend Lanzenreitern flankiert, blickten mit steinernen Mienen auf den entsetzten Ritter herab. Es waren jedoch weniger die Männer, die Udo in seinen Bann schlugen, sondern es waren die kaiserlichen Wappen, die unübersehbar auf den weiten Umhängen der Lanzenträger prangten.
     »Vater!«, rief Thietmar freudig aufgeregt und stürmte sofort auf einen der Reiter zu.
     »Gott im Himmel sei gepriesen, Ihr kommt gerade noch zur rechten Zeit!«
     Graf Siegfried von Walbeck und sein Bruder Liuthar sprangen gleichzeitig von ihren Pferden, um ihren kleinen Thietmar in die Arme zu schließen.
     »Wie mir scheint, war es wohl wahrlich der letzte Moment, in dem Gott uns hierher führte.«
     Udo erwachte indes aus seiner Starre, steckte in Windeseile seinen Dolch weg und rannte, Kosi einfach zu Seite stoßend, auf den dritten Edelmann zu.
     »Mein edler Markgraf, es ist nicht so, wie es scheint! Lasst mich erklären …«
     »Schweigt, Unfähiger!«
     »Aber ich habe doch nur Euren Befehl …«
     »Du sollst schweigen, habe ich gesagt!«, brüllte Markgraf Dietrich. »Dein Befehl lautete: Die fälligen Steuern eintreiben. Mehr nicht!«
     »Aber Ihr …«
     Dietrich zog sein Schwert.
     »Noch ein Wort!«
     Der Markgraf durfte seinen Ritter nicht zu Worte kommen lassen, bevor dieser ihn durch eine unbedachte Bemerkung verriet. Seine Begleiter, die Grafen von Walbeck, hatten bei der zurzeit regierenden Kaiserin nämlich den Befehl

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