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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dessen Angriffe immer sparsamer vorgetragen wurden. Auch wenn das Abwehren der immer noch kraftvollen Schläge seinen Körper jedes Mal bis ins Mark und Bein erschütterte, so beschloss er doch, dem Kampf nun ein Ende zu setzen. Mit einer wahren Serie von Hieben griff er den alten Mann an und frohlockte bereits siegesgewiss, als dieser kaum noch seinen Schild halten konnte. Als Stephan mit schweren Schritten taumelnd zurückwich, hielt der Ritter kurz inne und riskierte einen Blick zu den Palisaden. Schließlich musste er ja auch dort auf die Verteidigung Obacht geben. Dabei vergaß er völlig, dass er nur einen eingeschränkten Sehkreis besaß. Der alte Cholp hingegen hatte es sich genau eingeprägt. Er ergriff die wohl letzte sich bietende Gelegenheit beim Schopfe und mobilisierte alle verbliebenen Kraftreserven. Den schweren Schild fallen lassen, das Schwert heben und vorspringen, all das erfolgte in einer einzigen fließenden Bewegung. Noch bevor Arnulf den unerwarteten Angriff überhaupt sehen konnte, traf ihn Stephans Schwerthieb zwischen Schulter und Halsansatz. Sein Kettenpanzer zerriss knirschend auf einer Länge von mehreren Zoll und die schartig gewordene Stahlklinge durchtrennte alles, was sich ihr in den Weg legte. Zwar hatte der Schlag nicht ausgereicht, um den Ritter zu enthaupten, aber des stützenden Muskelgewebes beraubt, kippte sein Kopf einfach zur Seite und verharrte eine Handbreit über der Schulter.
     Arnulf drehte sich langsam auf dem Absatz um. In seinem einzigen Auge standen Unglaube und Überraschung. Und während das Blut rhythmisch aus seiner tödlichen Wunde pulsierte, versuchten seine Lippen noch einige Worte zu formulieren. Jedoch, die Wunde war zu schrecklich, als dass noch der kleinste Laut über seine Lippen dringen konnte. Sein Schild polterte zu Boden, dann folgte das Schwert. Arnulf begann zu wanken und knickte in den Knien ein. Den Oberkörper immer noch aufrecht haltend, versuchte er ein letztes Mal seine Hand zu heben, um die Wunde zu betasten. Jedoch, auf halber Höhe angelangt, versagte sein Arm den Dienst. Der Ritter kippte schließlich nach vorn über und blieb regungslos liegen.
     Mit einer tiefen Atemnot ringend ließ Stephan sich nun ebenfalls auf die Knie fallen und stützte sich mit beiden Händen auf dem Boden ab. Er war am Ende seiner Kräfte angelangt und brauchte dringend eine kleine Verschnaufpause. Jedoch, der Kampf war noch lange nicht entschieden. Mit tanzenden feurigen Ringen vor den Augen hob er leicht seinen Kopf und drehte ihn in Richtung seiner erstarrten Gefolgsleute.
     »Bei allen Göttern, der Riegel«, stieß er mühsam hervor, »hebelt doch endlich dieses verdammte Ding heraus!«
     Voller Schreck und Unglauben, momentan zu keinem klaren Gedanken mehr fähig, scharrten sich indessen die fremden Kämpfer um ihren gefallenen Anführer. Als sie jedoch aus ihrer Benommenheit erwachten und ihren schwerwiegenden Fehler erkannten, polterte der letzte Querbalken zu Boden und das Tor wurde mit aller Macht aufgedrückt.
     Voller Genugtuung sah Stephan, wie die erste Welle Slawenkrieger brüllend und schreiend durch das Tor stürmte und sich sofort mit ungezügelter Wut in das Kampfgeschehen warf. Aber, so bemerkte es der alte Mann gleich darauf voller Schrecken, es blieb bei dieser einen Welle. Die erhoffte Rettung bestand aus viel weniger Leuten, als er erwartet hatte: sechs oder sieben Dutzend Kämpfer, wenn es überhaupt so viele waren. Das waren viel zu wenig, um eine entscheidende Wende herbeizuführen. Wenn man eine so kampferprobte Streitmacht wie die des Ritters Udo erfolgreich besiegen wollte, musste mindestens eine vier- bis fünffache Übermacht dagegenhalten. Aber alle Slawen zusammengenommen waren es allerhöchstens knapp doppelt so viele. Kraftlos und resignierend schüttelte Stephan den Kopf. Sie konnten nicht gewinnen, alles war umsonst gewesen. Sie würden dem feindlichen Heer empfindliche Verluste beibringen. Oh ja, bei Gott, dass würden sie! Aber die Schlacht, die war bereits entschieden, auch wenn es die verzweifelt kämpfenden Siedler noch nicht wahrhaben wollten.
     Die eingedrungenen frischen Kämpfer brachten die tobende Schlacht nur für einen kurzen Moment aus dem Gleichgewicht. Als die Kriegsknechte ihre nutzlos gewordene Stellung auf dem Wehrgang aufgaben und nun ebenfalls in das Kampfgeschehen eingriffen, gerieten die herbeigeeilten Slawenkrieger zwischen zwei Fronten und drohten innerhalb kürzester Zeit aufgerieben zu

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