Die Ehre der Slawen
Rapak dem dritten ihrer kleinen Runde einen leichten Fußtritt. Bikus hielt nämlich wieder mal krampfhaft den Weinschlauch fest und dachte nicht daran, ihn weiterzureichen.
»Hä, was? Ach so!«
Mit leicht schwankendem Oberkörper holte Bikus aus und warf den Wein genau in Paddies Schoß. Dabei verlor er sein Gleichgewicht und fiel platschend auf die Seite. Dies nahmen die arbeitenden Frauen nun ihrerseits zum Anlass, um es dem angetrunkenen Tollpatsch heimzuzahlen.
Ohne darüber nachzudenken, hielt Paddie den Lederbalg in die Höhe und suchte seinen Gram einfach zu ersäufen. Statt jedoch den Kummer zu verjagen, vertiefte der Met ihn immer mehr und Paddie vergrub letztendlich seinen Kopf erneut auf den Knien. Alles Lärmen und Lachen drang nur noch wie aus weiter Ferne an seine Ohren und irgendwie konnte ihm mit einem Male das ganze Treiben um den Festtag gestohlen bleiben. Er hockte einfach nur noch da, den Rücken wie ein Igel im Winterschlaf zusammengekrümmt und träumte vor sich hin.
»Hallo ihr drei Helden!«
Paddie stutzte und augenblicklich begann sein Herz wie wild zu pochen.
»Ich wollte nur mal schauen, wie es euch so geht.«
»Hallo Kosi, wieder gesund?«, riefen Rapak und Bikus fast gleichzeitig.
Während seine Freunde das Mädchen überschwänglich begrüßten, merkte Paddie, wie sein Blut in Wallung geriet. Mit hochrotem Kopf blinzelte er nach oben und erstarrte. Sein Hals war wie zugeschnürt und seine Hände begannen zu zittern. Nur mit Mühe kam ein kratzi ges »Hallo« über seine Lippen. Zu weiteren Worten war er nicht fähig.
Kosi tat, als ob sie Paddies arge Verlegenheit nicht bemerkte, und unterhielt sich stattdessen angeregt mit seinen Freunden. Von bitteren Kräutertees und wundertätigen Bernsteinamuletts war die Rede, aber auch von schlimmen Fieberanfällen und zitternden Gliedern. Oh, es gab vieles, was seine Freunde ebenfalls zu diesem Thema wussten und zum Besten geben konnten. Im Nu war zwischen den dreien die beste Unterhaltung entstanden, aus der sich nur einer heraushielt.
Paddie registrierte das muntere Gespräch nur am Rande und war mehr als froh, dass er weitestgehend in Ruhe gelassen wurde. Stattdessen bewunderte er Kosi heimlich von Kopf bis Fuß.
Etwas blass war sie noch um die Nase, stellte er fest, aber ihre wundervollen Lippen und auch ihre Wangen waren voller frischer Röte. Auch war sie über den Winter irgendwie gewachsen, irgendwie reifer und vor allem noch schöner geworden. Auf wundersame Weise hatte Kosi sich verändert. Dann dämmerte es Paddie plötzlich. Kosi war in den letzten Monaten zu einer jungen Frau herangereift, die ihre weiblichen Formen absolut nicht zu verstecken brauchte. Aus dem stolzen, trotzigen und streitbaren Mädchen, was Paddie in Erinnerung hatte, war nahezu das Ebenbild einer großmütigen Göttin geworden. Voller heimlicher Bewunderung wanderten Paddies Blicke von oben nach unten und wieder zurück. Und nicht wenig Stolz hellte plötzlich seine verwirrten Gedanken auf, als er seine kleinen Geschenke wiedererkannte. Den Elchkamm hatte Kosi sich geschickt in den Ansatz ihres langen Zopfes gesteckt, zu dem sie ihr volles Haar geflochten hatte. Ein weißes Tuch, was sie gleich einem Umhang über ihr wadenlanges hellblaues Kleid geworfen hatte, wurde von seiner kupfernen Fibel zusammengehalten. Aber auch die Biberfelle erkannte Paddie wieder, wenn auch erst auf den zweiten Blick. Daraus hatte Kosi sich nämlich ein Paar Stiefel genäht, die nun ihre wundervoll geformten Beine vor der kühlen Feuchte des Waldbodens schützten. Etwas beschämt blickte Paddie seine nackten Füße an, auf denen sämtlicher Schmutz des Moriczerlandes zu kleben schien.
»Und du? Wie ist es dir in der Zwischenzeit so ergangen?«, wandte sich die junge Frau plötzlich an den verträumten Paddie.
»Wer, ich?«, stotterte der Angesprochene.
Kosi lachte verhalten und zeigte dabei ihre makellosen Zähne.
»Ja du, wer denn sonst?«
»Ich, ich …«, und schon wieder schnürte Paddie irgendetwas die Kehle zu.
Abermals lachte die junge Frau vergnügt.
»Ich merke schon, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt für eine Unterhaltung mit dir ist. Aber wenn du nichts dagegen hast, können wir uns ja auch einmal irgendwo allein unterhalten.«
»Allein …?«
»Ja natürlich allein! Du und ich. Du brauchst auch keine Angst zu haben, dass ich dich beiße. Ich will mich nur bei dir bedanken. Oder magst du nicht?«
»Doch,
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