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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und kratzte sich anschließend ausgiebig am Hinterkopf und unter den Achseln. Erst als der edle Graf sich endlich rundherum wohlzufühlen schien und abermals Wein eingeschenkt war, räusperte er sich vernehmlich und blickte seinem Gegenüber in die Augen. Ein verschlagenes Grinsen erschien in seinem Gesicht.
     »Ich habe vom Kaiser den Befehl erhalten, die fälligen Nordmarksteuern einzutreiben. Diesmal soll es aber mit allem erforderlichen Nachdruck geschehen, ohne Rücksichtnahme auf das Heidenpack. Wo sich Widerstand regt, da wird er mit aller Härte gebrochen, wer nicht freiwillig seine Ernte herausrückt, der wird auf das Härteste bestraft. Es kann nicht sein, dass dieses dumme Bauernpack in Saus und Braus lebt, während unser edles Volk darben muss. Unter Eurer Führung, mein treuer Udo, werden wir bis ins tiefe Herz der Nordmark vorstoßen und uns all das holen, was uns von Gesetzes wegen sowieso zusteht. Ich lasse Euch völlig freie Hand, wie Ihr mit diesem Pack umspringt. Habt Ihr mich verstanden? Völlig freie Hand habt Ihr und dies im Namen des Kaisers.«
     Udos anfängliche Begeisterung wich schnell einer ernsthaften Nachdenklichkeit.
     »Mit nur vierzig Mann? Ich glaube nicht, dass dies gut geht.«
     »Dummkopf!«
     »Aber …?«
     »Wer sagt denn, dass Ihr und Eure paar Mannen allein aufbrechen sollt?«
     Udo atmete auf. In der Tat sah die Sache so aus, dass bei den Wenden immer mit Widerstand zu rechnen war, wenn man gewisse Grenzen überschritt. Besonders während der Steuereintreibung.
     »Eure Kampfgefährten aus früheren Zeiten, Arnulf der Einäugige und Joachim der Schöne, stellen ebenfalls vierzig Berittene. Von den Rittern Roland, Gunther und Herrmann erwartet jeweils dreißig und von mir erhaltet Ihr noch einmal zwanzig Mann dazu. Das sind weit mehr als zweihundert wohlerprobte Kämpfer. Natürlich hätte ich Euch auch noch mehr meiner eigenen Leute mitschicken können, aber irgendjemand muss sich ja um Ruhe und Frieden im eigenen Lande kümmern. Ich werde Euch, Kraft meines Amtes, außerdem die erlesene Aufgabe antragen, der edlen Herren Führer zu sein.«
     »Die Kampfeskraft dieser Streitmacht wird unüberwindbar sein«, nickte Udo begeistert und dachte sich dabei: Dieser alte Fuchs! Er versteht es immer wieder, fremde Ochsen vor seinen Karren zu spannen. Aber was soll’s, wenn für mich genügend dabei herausspringt, dann soll es so recht sein!
     »Mein Dank sei Euch für alle Zeiten gewiss, mein edler Herr, dafür, dass ich der anderen Ritter Führer sein darf. Ich werde meine alten Kampfgefährten außerordentlich zu begeistern wissen. Nach unserer Rückkehr wird es selbst dem einfachsten Blutknecht ein Bedürfnis sein, die herrlichsten Lobpreisungen auf Eure viel gerühmte Weisheit anzustimmen.«
     Dietrich hob seinen Becher.
     »So soll es dann geschehen!«
     »Auf Euren weisen Entschluss!«
     Nachdem beide ausgetrunken hatten, legte Udo sein Gesicht in Falten, als ob ihn etwas bedrückte. Da Dietrich dies natürlich nicht entging, winkte er auffordernd mit der rechten Hand.
     »Nur zu, mein Ritter, sagt mir, wo Euch der Hafer sticht.«
     Udo wand sich wie ein Aal und hätte diese heikle Frage am liebsten noch ein wenig hinausgezögert.
     »Ähm«, räusperte er sich.
     »Also?«
     »Nun ja, Herr, ich will ja nicht undankbar sein und werde diesen Auftrag auch mit Freuden ausführen, aber …«
     »Was aber?«
     »Was soll ich meinen Kampfgefährten sagen, wenn sie mich nach dem Lohne fragen?«
     »Ach so«, lächelte der Graf, »und ich dachte schon, Ihr hättet irgendwelche schlimmen Nöte.«
     Schnell schüttelte Udo verneinend den Kopf.
     Dietrich lehnte sich in seinen Stuhl weit zurück, dass die Lehne laut knarrte, und breitete beide Arme aus.
     »Eure Bescheidenheit beschämt mich fast. Selbstverständlich braucht Ihr Euch nicht zu schämen, wenn Ihr nach Eurem Lohn fragt.«
     Udo blinzelte überaus gespannt in Richtung seines Herren.
     »Nun denn, Ihr sollt erfahren, wie ich den Ertrag aufzuteilen gedenke: Die Kirche erhält natürlich ihre fünf Anteile von Hundert, so wie es das Gesetz vorschreibt. Dem Kaiser steht natürlich die gleiche Menge zu. Also sind die ersten Zehn von Hundert für Euch wie für mich unantastbar.«
     Udo nickte bestätigend, denn mit Gott und Kaiser sollte es sich lieber niemand verderben.
     »Über die ersten Zehn von Hundert hinaus werdet Ihr diesmal jedoch noch zwei weitere Zehntel eintreiben. Eines soll mir zustehen,

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