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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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weil ich der Markgraf dieser Heiden bin und übers Jahr wohl auch die höchsten Ausgaben habe. Das andere Zehntel sollt Ihr als Lohn behalten und unter Euren Kampfgefährten nach eigenem Gutdünken aufteilen.«
     Udo kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf.
     »Ein einziger Zehner von Hundert für mehr als zweihundert Kämpfer?«, murmelte er enttäuscht.
     Dietrich grinste unverschämt.
     »So wird es öffentlich verlaut werden und auch, mit Sicherheit, die nachträgliche Billigung des Kaisers finden.«
     Udo verstand die Anspielung seines Grafen nicht ganz und blickte fragend auf.
     »Und wie wird es tatsächlich sein?«
     Dietrich seufzte.
     »Stellt Euch nicht dümmer an als ein hungriger Ochse, der vor einem satten Rübenfeld steht.«
     Udo senkte gekränkt den Kopf.
     »Herr, verzeiht mir, wenn ich Euren Gedanken nicht ganz folgen kann.«
     Der Graf lächelte herablassend. Es war doch immer wieder dasselbe mit diesem grobschlächtigen und ungebildeten Rittervolk. Mutig und listenreich, wenn es in eine Schlacht ging, aber im Anschluss eines Sieges einfach zu dumm, die reiche Ernte einzufahren. Womöglich sollte er diesem Udo sogar noch jemanden mitgeben, der bis Hundert zählen konnte – was übrigens gar kein so schlechter Gedanke war.
     »Nun gut, mein treuer Udo, dann will ich Euch verraten, was Ihr tun müsst, damit wir beide nicht zu kurz kommen.«
     Udo hielt zwar immer noch den Kopf ein wenig gesenkt, blinzelte nun aber erwartungsvoll schräg nach oben. In seinen Augen stellte sich ein gieriges Glitzern ein.
     »Wie ich schon sagte«, begann der Graf seinen schändlichen Plan näher zu erläutern, »lässt uns der Kaiser völlig freie Hand bei der Steuereintreibung.«
     Der Ritter nickte bestätigend.
     »Und er befahl auch, dass wir jeden Widerstand mit Waffengewalt brechen sollen.«
     Abermals nickte Udo, begriff aber immer noch nicht, wo der Graf hinwollte.
     Dietrichs unverschämtes Grinsen wurde noch breiter.
     »Aber das ist doch ganz einfach, bei Gott im Himmel! Einen Widerstand werdet Ihr fast überall finden. Ihr glaubt doch nicht etwa, dass uns diese Heiden drei von zehn Teilen ihrer Ernte freiwillig geben werden, oder? Also werdet Ihr Eure Pflicht tun, so wie es der Kaiser befahl, und jeglichen Widerstand gebührlich brechen!«
     Udo begann zu begreifen und erlaubte sich den Plan fortzuführen.
     »Ja, und wenn meine Leute nur hart genug zurückschlagen, dann bleibt von diesem Pack kein nichtsnutziger Fresser am Ende übrig, der sich feige beschweren kann.«
     »Ihr habt es genau erfasst«, freute sich Dietrich, »und wenn niemand mehr da ist, wer sollte Euch dann hindern, ALLES zu nehmen? Ihr müsst nur dafür Sorge tragen, dass auch genügend Fuhrwerke bereitstehen, damit Ihr die reiche Ernte heimschaffen könnt.«
     Udo hob den Kopf, wölbte die Brust vor und hieb sich voller Vorfreude auf die Oberschenkel.
     »Dies ist ein Auftrag – so recht nach meinem Geschmack!«
     »Allerdings«, warf der Graf ein, »wird Euch hinterher jemand vor dem Kaiser und der Kirche rechtfertigen müssen. Ich meine, wenn Ihr gar zu derb vorgeht, dann müsste jemand bezeugen, dass es notwendig war.«
     »Wollt Ihr dies nicht übernehmen, mein edler Herr, so weise und wortgewandt, wie Ihr seid?«
     »Ich könnte mir gut vorstellen, dass ich es vielleicht tun werde. Voraussetzung ist aber, dass ich dann zusätzlich die Hälfte von dem bekomme, was Ihr über den offiziell verlautbaren Teil hinaus mitbringen werdet.«
     »Abgemacht!«
    Mit einem neuen Wein wurde die Übereinkunft besiegelt und Udo überlegte schon, welchen Reiseweg er am besten einschlagen könnte. Angestrengt grübelte er, wie viele Ochsengespanne in seinem Rittergut wohl verkehren mochten, als in ihm ein furchtbarer Gedanke aufkeimte.
     »Herr, was passiert aber, wenn sich die Wenden zusammenschließen? Gegen ein geeintes Heer dieser Barbaren kann ich selbst mit zweihundert kampferprobten Reitern nicht lange bestehen.«
     Dietrich lachte.
     »Macht Euch darüber nur keine Gedanken. Ich habe bereits Sorge getragen, dass einige der listenreichsten Heidenfürsten nicht mehr im Lande verweilen, wenn Ihr aufbrecht.«
     »Mstivojs zum Beispiel?«
     »Ach, der doch nicht! Mstivojs ist über die Jahre ein alter, schwachsinniger Ziegenbock geworden. Sein Sohn Mstislaw wäre einer der Wenigen, die wohl tatsächlich in der Lage wären Euch wirklich die Stirn zu bieten.«
     »Und den habt Ihr außer Landes

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