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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bisher sogar vor seinen Freunden geheim gehalten hatte.
     Vom Torhaus der Burg drang ein dröhnendes Gelächter zu ihnen hinunter, in das ein helles Frauengekicher einstimmte.
     »Mir scheint’s, dort oben geht’s recht lustig zu«, stellte Rapak grinsend fest und wies mit dem Daumen über die Schulter.
     »Dann nichts wie los, zurück zum Dorf«, bestimmte Paddie.
     Ängstlich sah er zum Wasser hinunter, als die ersten Bohlen leise unter seinen Füßen knarrten. Noch niemals war ihm dieses vertraute Geräusch so laut und Furcht einflößend vorgekommen wie in diesem Moment.
     Die Brücke besaß eine Länge von etwa zweihundertfünfzig Schritten und die tiefste Stelle, welche sie durchmaß, reichte fünf Mannslängen in die Tiefe. Genug Platz also für sämtliche Wassergeister dieser Welt, denen es ab und zu nach einem unvorsichtigen Menschen gelüstete.
     Auf schnellen Sohlen huschten die beiden Freunde über die Brücke, immer sorgsam darauf bedacht, sich in ihrer Mitte zu halten. Viel war es allerdings nicht, was Paddie und Rapak im spärlichen Sternenlicht sehen konnten. Ein tiefschwarzer schmaler Steg, der sich von der noch schwärzeren Seeoberfläche nur schemenhaft abhob. Dass sie die Brücke überhaupt wahrzunehmen vermochten, dies verdankten sie lediglich dem Umstand, dass kein einziges Wölkchen den sternenklaren Himmel trübte.
     Kaum hatten sie die Mitte der Brücke erreicht, als ein lautes Platschen sie erschreckte. Abrupt blieb Paddie stehen, sodass ihn Rapak unsanft anrempelte. Aus dem Gleichgewicht geraten, stürzten beide auf die harten Bohlen und nur ein großes Glück verhinderte, dass sie nicht ins Wasser kullerten. Dunkle Schatten schienen nach ihnen zu greifen, als sie auf die Wasseroberfläche starrten. Blitzschnell sprangen beide wieder auf die Füße und blickten sich, vor Schreck zitternd, ängstlich nach allen Seiten um.
     »Oh Mann«, keuchte Rapak, »fast hätte mich ein nasser Dämon gepackt, damit ich ihm in der Tiefe die Langeweile vertreibe.«
     »Ja, ich habe ihn auch gesehen«, flüsterte Paddie und spielte damit auf die vermeintlichen dunklen Schatten an, die ihm seine überreizten Nerven vorgegaukelt hatten.
     Angestrengt blickten die Freunde auf das Wasser, um etwas erkennen zu können. Je länger sie aber auf den schwarzen See starrten, umso mehr kam es ihnen vor, dass sich die Oberfläche langsam anhob. Es war, als ob der Horizont in den Nachthimmel hinaufwuchs. Wollten die bösen Wasserdämonen sie etwa mit einer großen Welle von der Brücke spülen? Verlangten sie gerade in diesem Moment nach einem Opfer?
     Vorsichtig, Schritt für Schritt, setzten sich die Freunde in Bewegung, wobei ihr Tempo stetig zunahm. Als sie am Ende der Brücke anlangten, rannten sie bereits in einem derartigen Tempo, als ginge es um ihr nacktes Leben. Völlig außer Atem, aber ungeschoren, erreichten sie die ersten Hütten ihres Dorfes, wo sie sich erschöpft zu Boden ließen.
     »Das war aber knapp«, japste Rapak.
     Paddie nickte stumm. Hier im Dorf fühlten sie sich wesentlich sicherer als draußen auf der einsamen Brücke. Zwar herrschte auch hier eine fast undurchdringliche Finsternis, aber die vertrauten Umrisse ihrer Siedlung verströmten etwas sehr Beruhigendes. Der rauchige Geruch nach erloschenem Feuer, die feuchten Ausdünstungen der schilfgedeckten Häuser, aber auch das würzige Aroma der nahen Wiesen und Wälder - all dies vermittelte ein Gefühl von Zuhausesein. Ein Gefühl, das Sicherheit und Geborgenheit versprach.
     »Was ist eigentlich mit Bikus?«, fuhr Paddie erschrocken auf. »Wollte er nicht baden gehen?«
     »Bei allen Göttern«, stöhnte Rapak, »hoffentlich hat ihn nicht der nasse Dämon geholt!«
     Schnell eilten sie zur Behausung von Bikus Familie hinüber. Vor der Tür angekommen ließen sie sich auf die Knie, öffneten diese vorsichtig einen Spalt, steckten ihre Köpfe hindurch und lauschten angestrengt in die Finsternis.  Linker Hand vernahmen sie die tiefen, gleichmäßigen Atemzüge von Bikus Mutter, in deren Armen ihr Jüngster leise schniefte. Aber von rechts, und das war unverkennbar ihr kleiner Dicker, drang ein tiefes, sattes Schnarchen an ihre Ohren. Also waren die Götter ihrem Freund wohlgesonnen gewesen und hatten ihn vor allen bösen Nachtdämonen zu schützen gewusst. Zufrieden schlossen Paddie und Rapak leise die Tür und atmeten befreit auf.
     »Es riecht nach Fisch«, stellte Paddie vor Bikus Hütte plötzlich fest.
     »Ja und?«,

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