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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erreichte.
     »Die verfluchten Heiden haben uns hinterrücks angegriffen«, brüllte Udo als einer der ersten ankommenden Reiter und ließ sich von zwei Knechten schnaufend aus dem Sattel helfen. Kaum stand er auf eigenen Beinen, schubste er seine Helfer wütend beiseite und riss einem dritten den dargebotenen Krug aus der Hand. In gierigen Zügen löschte er seinen Durst, wobei der Nasenschutz seines Helmes gegen den Rand des Kruges stieß und der rote Wein in Strömen über sein Kettenhemd floss.
     »Fünf unserer tapfersten Kämpfer sind von diesen feigen Hunden erschlagen worden, acht weitere sind wohl so schwer verletzt, dass sie so baldigst kein Schwert mehr halten können.«
     Zornig schleuderte er den geleerten Krug in die Büsche und riss sein zweischneidiges Schwert aus der Scheide.
     »Aber, wir haben es diesem Pack heimgezahlt«, frohlockte er mit triumphierendem Glitzern in den Augen. Am hoch erhobenen Stahl schimmerte angetrocknetes Blut.
     »Mit Gottes Hilfe konnten wir gut fünf Dutzend von ihnen erschlagen, bis der Rest sich feige zur Flucht wandte.«
     Angewidert warf er das besudelte Schwert einem Knecht vor die Füße. »Mach es sofort sauber, damit das elendige Hundeblut nicht seinen wunderbaren Glanz trübt!«
     Thietmar erschauerte. Ein schwerer Kloß bildete sich in seinem Hals, der auch nach mehrmaligem Schlucken nicht verschwinden wollte.
     Als Udos Leibeigener unter vielen Verbeugungen das Schwert aufnahm, brüllte der Ritter ihm hinterher: »Und dass du es auch ja wieder schön scharf machst. Mein Liebling lechzt regelrecht nach den schmutzigen Hälsen dieses dreisten Wendenpacks!«
     Als hätte er einen köstlichen Witz gemacht, hieb er sich vor Lachen brüllend auf die Schenkel. Die ihn begleitenden Waffenknechte fielen lauthals ein, als handele es sich bei dem vorherigen Kampf um nichts anderes als ein herrliches Turnierspiel.
     Thietmar hob die Nase. Abermals kam es ihm so vor, als ob ein Brandgeruch in der Luft lag.
     Von zwei großen Ochsen gezogen, näherte sich rumpelnd der Planwagen, auf den ursprünglich die Tribute verladen werden sollten. Seine breiten, eisenbeschlagenen Räder mahlten durch den sandigen Boden und polterten laut über die hervorstehenden Baumwurzeln. Statt des geforderten Tributes lagen nun jedoch Tote und Verletzte auf der Ladefläche.
     Nach und nach traf der Rest der Krieger ein, von denen nicht wenige verwundet waren. Tiefe Dellen und Scharten verunzierten ihre großen Schilde. Auf ihren Umhängen, den Kettenpanzern, aber auch in vielen Gesichtern waren unzählige Blutspritzer zu sehen. Eines der großen und teuren Schlachtrösser der Ritter lahmte so stark, dass es seinen Reiter kaum noch tragen konnte. Ein abgebrochener Pfeilschaft ragte aus seinem Oberschenkel.
     Bruder Oddar, der sich bisher schweigend verhalten halte, bekreuzigte sich und wandte sich an den Anführer, der bereits wieder einen neuen Weinkrug in den Händen hielt: »Edler Udo, möchtet Ihr mir nicht berichten, was sich im Dorfe zutrug?«
     Verblüfft über so viel Dreistigkeit drehte sich der Adlige langsam in Richtung des Fragestellers um, wobei seine Stimme einem wahren Donnergrollen glich.
     »Welcher Hundsfott wagt es …?«
     Ein Erkennen glitt über sein Gesicht und ließ ihn mitten im Satz verstummen. Voller Verachtung blickte der Edle in das Gesicht des Mönches, der dem stechenden Blick jedoch gelassen standhielt und sogar ein vergebendes Lächeln erübrigen konnte. Sekundenlang fochten beide ein stummes Duell aus, welches der Glaubensbote aufgrund seiner eisernen Frömmigkeit gewann. Udo senkte für einen Sekundenbruchteil die Augen. Um seinen aufkeimenden Ärger zu überspielen, griff er mit beiden Händen an seinen stark beschädigten Helm und schob ihn sich vorsichtig vom Kopfe. Eine frische breite Wunde, die vom Ohr bis zum Hals verlief, wurde sichtbar. Ein Teil des Ohrläppchens hing seltsam umgeknickt zur Seite. Des Kopfpanzers entledigt schüttelte Udo sein schweißnasses Haar und strich es mit ein paar fahrigen Handbewegungen nach hinten. Mit einem Zipfel seines Umhangs wischte er sich das Blut von der Wange und hielt es Oddar herausfordernd entgegen.
     »Da, seht Ihr? Das ist geschehen!«
     »Berichtet mir, was geschah genau?«, forderte Oddar erneut, nun jedoch mit Nachdruck und Autorität in der Stimme. Der Anführer dachte jedoch überhaupt nicht daran und betrachtete den frommen Mann eher wie ein lästiges Insekt.
     Thietmar hatte sich inzwischen

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