Die Ehre der Slawen
sofort die Verfolgung der Frevler auf und erschlugen all jene, deren sie habhaft werden konnten. Leider konnten aber auch sie nicht mehr verhindern, dass das ganze Dorf in wenigen Augenblicken lichterloh brannte.
Als der armselige Rest des Heidenpacks nun sah, dass ihre Hütten und Vorräte in Rauch aufgingen und wir ohne Lohn abziehen mussten, erkletterten sie die rückseitigen Palisaden und versuchten, in den nahen Wald zu entkommen. Die meisten von ihnen konnten allerdings von meinen Reitern niedergestreckt werden und ich glaube auch, dass nicht mehr Heiden als wie meine rechte Hand Finger zählt, tatsächlich entkommen konnten.«
Als der edle Ritter geendet hatte, brach Bruder Oddar sein Schweigen.
»Was ist mit den Frauen, Kindern und Greisen geschehen?«
Udo hatte sich bereits umgewandt und streichelte liebevoll seinen Weinkrug. Verblüfft über diese Frage drehte er sich langsam zurück und betrachtete den Glaubensboten mit nachdenklichem Gesicht.
»Eure Frage ist in der Tat berechtigt, mein lieber Oddar. Im ganzen Dorf fanden wir weder Greise noch Kinder, sonst hätten wir wenigsten die Kinder mitnehmen und später verkaufen können. Eigentlich lässt dieses nur den Schluss zu, dass dieses Heidenpack irgendjemand warnte und seine Alten und Kinder sich noch vor unserer Ankunft im Wald verbergen konnten. Unter dem Lumpenpack befanden sich lediglich ein paar feiste Weiber, die unermüdlich ihre Pfeile auf uns abschossen.«
Udo grinste: »Dass sie damit so gut wie nichts ausrichten konnten, das schienen die dummen Trinen in keiner Weise zu bemerken.«
»Was geschah mit diesen«, fragte Oddar mit lauerndem Unterton.
Das Grinsen in Udos Gesicht wurde noch breiter, einige Umstehenden kicherten leise.
»Eigentlich nichts von weiterer Bedeutung«, wehrte der edle Ritter mit einer lässigen Handbewegung ab.
Bruder Oddar lag jedoch sehr viel an einer genauen Beantwortung dieser Frage, denn letztendlich musste er das Vorgehen der Soldaten einer strengen Prüfung, nach Gottes Gesetzen, unterziehen.
»Was ist ‘nichts weiter’? Wollt Ihr etwa damit sagen, dass Ihr der fleischlichen Lust nachgabt, dass Ihr Euch vor Gott versündigt und gar Ehebruch begangen habt?«
Abermals wehrte Udo diese Frage mit einer wegwerfenden Handbewegung ab.
»Aber mein lieber Oddar, wo denkt Ihr denn hin? Glaubt Ihr etwa, dass auch nur einer meiner tapferen Gefährten das Wort bräche, was er seinem holden Weibe in der Heimat gab? Und was glaubt Ihr wohl, sollen zweihundert kräftige Kämpfer mit einem knappen Dutzend schmutziger Weiber anfangen können?«
»Dann hat sich also niemand an dem unseligen Fleische vergangen?«
Udo zögerte mit der Antwort und blickte sich Hilfe suchend nach allen Seiten um.
»Sprecht, im Namen Gottes!«
»Na ja, so genau habe ich nicht darauf geachtet«, gab Udo unverblümt zu.
»Sprecht endlich oder ich verspreche Euch, dass Ihr in der Hölle schmoren werdet!«
Dies war allerdings eine Sache, vor der sich Udo fürchtete wie vor nichts anderem. »Also, es könnte natürlich sein, dass sich unter meinen jüngsten Kämpen einige Heißsporne befinden«, gestand er endlich ein. Um die Sache jedoch abzumildern, fügte er schnell hinzu: »Aber natürlich nur solche, die noch keiner Maid ein Versprechen gaben, also auch keinen Ehebruch begehen konnten. Also haben sie auch nicht gegen das Gebot verstoßen.«
»Ihr hättet mal sehen sollen, wie störrisch sich die kleine Hübsche mit den prallen Brüsten gab. Es war, als ritte man ein wildes Fohlen «, kicherte ein junger Ritter aus der hinteren Reihe. Udo warf einen zornigen Blick in Richtung des Unbeherrschten, der sofort sein Haupt senkte und verstummte.
»Wer war das?«, hallte Oddars strenge Stimme durch die Reihen.
Ein knapp 22-jähriger stämmiger Bursche trat vor.
»Noch mehr?«
Niemand rührte sich.
»Ich frage Euch zum letzten Mal: Wer noch alles ist der Lust des Fleisches erlegen? Tretet vor!«
Ein leises Geraune ging durch die Umstehenden. An einigen Stellen wurde geschubst und gestoßen. Oddar hob beschwörend seine Arme und seine strenge Stimme richtete sich gen Himmel.
»Bei Gott, dem Allmächtigen! Ich verspreche all jenen Feiglingen, die keine Beichte ablegen und Buße tun wollen: Wenn sie morgen im Kampfe fallen, dann wird der Satan über ihre befleckten Seelen jubilieren. Nie und nimmer wird sich das Tor zum Himmelreich für diese Frevler öffnen!«
Etwa zwei Dutzend Kämpfer
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