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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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traten vor und stellten sich mit ängstlichen Blicken neben den jungen Burschen, der bereits mit gesenktem Haupt vor Oddar stand. Niemand von ihnen wollte sterben, bevor seine Seele durch eine Beichte gereinigt war.
     »Sind das alle?«
     Ein mürrisches Gemurmel antworte ihm. Einige Männer nickten grimmig.
     »Also gut«, atmete Oddar aus, »dann scheinen die meisten von Euch ja vor Gott, dem Allmächtigen, bestanden zu haben. Heute Abend, noch vor der heiligen Messe, erwarte ich alle reuigen Sünder bei mir, damit ich ihnen die Beichte abnehmen kann. Das Maß der auferlegten Buße wird unserem Heiland gefallen und milde stimmen.«
     Thietmar konnte sich unter der fleischlichen Lust zwar nicht allzu viel vorstellen, aber den schrecklichen Kampf, den malte er sich in seiner Fantasie in allen Farben und recht bildhaft aus. Ein Schauer lief über seinen Rücken und ein flaues Gefühl im Magen erzeugte eine aufsteigende Übelkeit. Thietmar konnte nicht verstehen, warum ein ganzes Dorf, so mir nichts dir nichts, an einem so schönen, sonnigen Nachmittag einfach ausgelöscht werden konnte.
     Als Oddar sich abwandte, um nun ebenfalls nach den Verletzten zu sehen, winkte Udo den unbeherrschten Jüngling zu sich und verpasste ihm, ob seiner vorlauten Dummheit, eine schallende Ohrfeige. Insgeheim freute er sich aber, dass der lästige Mönch seine reuigen Opfer gefunden hatte und den Kampf nicht weiter hinterfragte.
     Der kleine Thietmar schlich sich inzwischen zu seinem Planwagen zurück, um das soeben Gehörte zu verarbeiten. Seine heile Welt, von Gott, Demut und Frieden geprägt, hatte einen Knacks bekommen und musste gründlich überdacht werden. Es gab einfach zu viel, was er aufgrund seines Alters noch nicht begreifen konnte. Eines hatte er jedoch gelernt: Die Wenden waren hier ganz anders, als wie er sie von zu Hause her kannte. Vor den Einheimischen musste man sich wohl doch fürchten und in Acht nehmen. Er fühlte sich enttäuscht, niedergeschlagen und bereute bereits, dass er diese langweilige Reise überhaupt auf sich genommen hatte.
     
    *
     
     
     
    Kapitel 8
     
     
    Mit den ersten Sonnenstrahlen erwachte das Dorf. Halbwüchsige Kinder liefen lachend mit Holzeimern zum See, um Wasser zu schöpfen, während ihre Mütter auf den Feuerstellen Reisig und Kienspäne aufhäuften. Hinter den Häusern schnatterte und gackerte das Federvieh und wartete ungeduldig auf seine Fütterung. Ein paar Hähne reckten ihre Hälse, schlugen kräftig mit den Flügeln und gaben ein lautstarkes Kikeriki von sich. Im Schatten der Palisaden blökten die Schafe und drängten sich an die Einfriedungen aus geflochtenen Weidenruten.
     Kein einziges Wölkchen trübte den strahlend blauen Morgenhimmel. Schnell wurde die kühle Morgenluft von der wärmenden Sonne vertrieben. Eine eigenartig drückende Schwüle breitete sich jedoch schnell aus. Eine von jener Sorte, die ein baldiges Gewitter ankündigte. Ein paar alte Männer trafen sich steifbeinig im Schatten einer großen Weide, deuteten gen Himmel und begannen die Wahrscheinlichkeiten eines bevorstehenden Unwetters zu deuten.
     Normalerweise war dies die Stunde, in der Paddie immer geweckt wurde, damit er bei den häuslichen Arbeiten mithelfen konnte. Heute war jedoch kein Morgen wie jeder andere. Heute war alles anders als sonst.
     Leise, ernsthafte Stimmen fraßen sich langsam durch seine Träume und nahmen Gestalt an. Böse Worte wie: Kampf, Krieg, Blut und Tod machten Paddie schließlich munter. Erschrocken schlug er die Augen auf und lauschte. Noch leicht benommen glaubte er seinen Ohren nicht trauen zu dürfen. Etwas noch nie Dagewesenes war eingetreten. Sein großer Bruder Witka stritt mit dem Vater.
     Leise, damit es niemand hörte, schlug Paddie die kuscheligen Schaffelle beiseite und kroch vorsichtig an die Brüstung seines Nachtlagers. Da sich seine Schlafnische kurz unter dem Dach befand, konnte er von hier oben aus alles überblicken, was sich im Inneren ihrer Behausung zutrug. Am aufflackernden Feuer hantierte seine Mutter und bereitete schweigend das Frühstück zu. Witka saß am Tisch und stützte trotzig seinen Kopf mit den Händen ab. Paddies Vater hingegen lief mit verschränkten Armen auf und ab und konnte sich nur noch mühsam beherrschen.
     »Ja dachtest du denn, ich fiele dir vor Freude um den Hals, wenn du dein Leben so leichtfertig aufs Spiel setzen willst? Glaubst du etwa, dass wir dich hier nicht nötiger brauchen als irgend so ein verfluchter

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