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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wurde er bald von den Rittern des Markgrafen in einen Waffenrock gesteckt. Stephan hatte an ihrer Seite gekämpft, als die Magyaren auf dem Lechfeld geschlagen wurden, und er stand auf der Seite unseres Feindes, als unser stolzes Heer besiegt wurde. Der verfluchte Tag aber, an dem all unsere stolzen Väter, Brüder und Söhne wie Vieh dahingeschlachtet wurden, rüttelte sein Gewissen wach. Er fragte sich, ob er wirklich auf der richtigen Seite kämpfte, und floh noch in der gleichen Nacht in die Wälder. Dort wartete er so lange, bis das deutsche Heer abgezogen war. Anschließend irrte er tagelang durch die Sümpfe und wäre fast umgekommen, wenn ich ihn nicht gefunden hätte. Ich war damals fast so alt wie jetzt du, Witka, als ich das abgemagerte und verwirrte Wesen an einen Baum gelehnt fand. Ich erbarmte mich seiner, nahm ihn mit nach Hause und pflegte ihn gesund. Da mein Vater zu den Göttern aufgefahren war, wurde ich das Familienoberhaupt und konnte zusätzliche Hilfe gut gebrauchen. Aus Dankbarkeit schwor Stephan meiner Familie die Treue, aber das ist schon lange her. Unser guter alter Stephan ist ein freier Mann und kann gehen, wohin er will. Wenn er trotzdem als Cholp in unserer Familie lebt, so ist dies allein sein freier Wille.«
     Herausfordernd ruhten die Augen des Vaters auf seinem ältesten Sohn.
     »Nun, mein lieber Witka, willst du immer noch in die Dienste der hinterhältigen Deutschen treten? Willst du wirklich dein Leben für dieses wortbrüchige Volk aufs Spiel setzen? Willst du in fernen Landen einen Krieg gegen Jemanden führen, den du überhaupt nicht kennst und der dir noch niemals etwas zuleide tat?«
     Der Angesprochene räusperte sich. Es fiel ihm nicht leicht, seinem geliebten Vater zu widersprechen. Paddies Mutter drehte sich von ihrer Kochstelle weg und sogar der Cholp warf Witka bittende Blicke zu. Vom Entsetzen gepackt hielt sich Paddie die Hand vor den Mund, um nicht laut loszuschreien. Sein großer Bruder wollte in den Krieg ziehen und die Wahrscheinlichkeit, dass er nie mehr zurückkehrte, war mehr als groß.
     Witka blickte für einen Moment verunsichert in die Runde, gab sich dann aber einen Ruck und blickte seine Eltern mit offenen Augen an.
     »Mein Entschluss steht fest. Bitte versucht nicht mich umzustimmen. Ich weiß, dass in der Vergangenheit unglaublich viel Unrecht geschah. Ich weiß aber auch, dass das deutsche Heer erst in unser Land eindrang, nachdem wir einige ihrer Ländereien erobert und geplündert hatten.«
     »Aber dieses Land gehörte einst uns …«, warf der alte Kmete ein.
     »Bitte, Vater, unterbrich du mich jetzt nicht«, schnitt Witka ihm das Wort ab.
     »Ich bin alt genug, um für mich selbst zu entscheiden, alt genug, um die Zusammenhänge zu begreifen und auch alt genug, um für eine bessere Zukunft zu kämpfen. Unrecht gebärt neues Unrecht und ein gezogenes Schwert ruft immer zum Kampfe.
     Der alte Kaiser von damals, Otto I., lebt schon lange nicht mehr. Inzwischen ist sein Sohn auf den Thron gestiegen und versucht ein viel gerechterer Kaiser zu sein. Glaube mir, er wird unser Volk anerkennen, wenn wir uns als würdig erweisen. Der neue Kaiser will Frieden an der Nordgrenze seines gewaltigen Reiches. Hätte er unser Volk sonst um Waffenhilfe gebeten? Ist es nicht an der Zeit, diese Geste der Versöhnung ernst zu nehmen? Nein, Vater, die Zeiten von damals haben sich geändert. Wir sollten den Deutschen und ihren Priestern zuhören und auch verstehen lernen, was sie uns sagen wollen. Wir müssen ihre Freunde werden, damit auch wir Slawen eines Tages ein so mächtiges und starkes Reich besitzen wie sie.«
     Ohne ein Wort zu sagen, stellte die Mutter einen großen Kessel mit Suppe auf den Tisch und setzte sich zu den Männern. Ihre Augen schimmerten feucht, aber in ihren Gesichtszügen spiegelte sich ein gewisser Stolz auf ihren großen Sohn wieder.
     »Er ist genauso stolz und so mutig, wie sein Großvater es war«, flüsterte sie.
     »Ja, und genauso ein Dickschädel ist er auch!«, beschwerte sich ihr Mann.
     Schweigend kreuzten sich die Blicke von Vater und Sohn, wobei jeder die Gedanken des anderen zu ergründen suchte.
     »Mein lieber Witka, ist dies dein letztes Wort?«
     »Ja, Vater.«
     Der alte Kmete seufzte, erhob sich und legte seinem Sohn die Hand auf die Schulter.
     »Also gut. Wenn du glaubst, mit reinem Gewissen zu handeln, dann sollst du es auch tun. Ich gebe dir meinen Segen für all das, was du dir vorgenommen hast, und

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