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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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östlich von Malchou 9 , dem Kampfe.
     Auf einem Feld, das wir seit dieser Stunde Ort des Zbor 10   nennen, kam es zur entscheidenden Schlacht. Der Kampf währte fast zwei Tage lang und die Deutschen mussten erhebliche Verluste hinnehmen. Aber auch unser tapferes Slawenheer zahlte einen hohen Blutzoll. Die meisten unserer Kämpfer verstanden sich nämlich viel besser im Umgang mit dem Pfluge als in der Handhabung von Schwertern und Äxten. Ihr tollkühner Mut und ihre edle Gesinnung allein reichten nicht aus, um die Feinde zu besiegen. Im Laufe des zweiten Tages konnte unsere Streitmacht den Deutschen nicht mehr widerstehen. Unser Fürst Stoignev wurde abgedrängt und suchte in einem nahen Hain Zuflucht. Aber die Deutschen setzten nach und zwangen ihn erneut zum Kampfe. Einem Ritter namens Hosed gelang es schließlich, unseren großen Fürsten zu besiegen. Er enthauptete den tapferen Stoignev, nahm ihm die Rüstung und brachte beides als Siegestrophäe dem König. Der kümmerliche Rest unserer einst stolzen Streitmacht flüchtete mit Nacco in einen nahe gelegenen Sumpf und verschanzte sich dort. Nur noch knapp 700 tapfere Söhne unseres Volkes hatten die Schlacht überlebt, darunter auch dein Großvater. Die meisten von ihnen waren aber so schwer verwundet, dass sie kaum noch ihre Waffe heben konnten.«
     Erneut wischte sich Paddies Vater mit dem Ärmel über die Augen.
     »Des Sieges gewiss und des langen Kampfes nun scheinbar überdrüssig geworden, machte der verfluchte Otto unseren Leuten schließlich ein erneutes Friedensangebot. Er versprach ihnen einen ehrenvollen Abzug, wenn sie ihre Waffen niederlegen und sich ergeben würden. Auf sein Wort vertrauend willigten unsere Kämpfer schließlich ein, denn sie waren am Ende ihrer Kräfte angelangt. Gemeinsam, so wie sie gekämpft hatten, verließen sie ihren Zufluchtsort und legten gutgläubig all ihre Waffen nieder.«
     Die Augen des Vaters suchten den Blick seines Sohnes zu kreuzen.
     »Und jetzt pass genau auf, mein lieber Witka, damit du siehst, was das Wort eines Deutschen wert ist!«
     Paddies großem Bruder lag ein Einwand auf der Zunge, aber er beherrschte sich mustergültig, sodass sein Vater die Geschichte zu Ende erzählen konnte.
     »Als die Tapfersten unseres Volkes sich ihrer gesamten Waffen entledigt hatten, wurden sie von den feigen Deutschen umringt, niedergeworfen und gefesselt. Der hinterhältige Otto dachte nicht daran, sein Versprechen einzulösen.«
     Ein leises Schluchzen drang vom Herd hinüber. Paddies Mutter wusste um das grauenvolle Geschehen, was sich in jenen Wäldern einst zutrug. Ergriffen und in Gedanken versunken vergaß sie, in ihrer Suppe zu rühren und wischte sich stattdessen mit einem Rockzipfel die Augen. Die plötzliche Stille in der Hütte schraubte die Spannung auf den Höhepunkt. Vor Aufregung ignorierte Paddie die warnenden Blicke des Cholps und steckte seine Nase so weit vor, wie es grade noch möglich war, ohne abzustürzen.
     Der alte Bauer holte tief Luft, seufzte aus tiefster Brust und erzählte das Ende der tragischen Geschichte.
     »Am darauf folgenden Tage ließ Otto alle 700 wehrlosen Gefangenen enthaupten, ohne Ausnahme! Von den vielen tapferen Männern unseres Dorfes kehrte niemand zurück, auch nicht dein Großvater.«
     Der Vater hob warnend den Zeigefinger.
     »Und als Belohnung für sein feiges Morden und für seine hinterhältige Lüge wurde Otto bald darauf zum Kaiser des ganzen deutschen Landes gekrönt.«
     Paddie war noch vor Schreck völlig erstarrt, als sich plötzlich der sonst wortkarge Stephan zu Wort meldete: »Mir liegt noch immer das grausige Gelächter von Otto und Gero in den Ohren, als die Köpfe der stolzen Männer über den Boden rollten und das Blut in Strömen floss.«
     »Du warst dabei?«, fragte Witka ungläubig, als er nach dem schockierenden Ende der Erzählung seine Sprache wiederfand.
     Statt des alten Knechts antwortete jedoch der Vater.
     »Ja, unser guter alter Stephan sah damals mit eigenen Augen dieses schreckliche Verbrechen. Deshalb weiß ich auch so genau, was sich damals zugetragen hatte.«
     Er erhob sich, ging um den Tisch herum und legte freundschaftlich die Hände auf die Schultern seines Cholps. Dieser hatte inzwischen seinen Blick gesenkt, um den Grimm zu verbergen.
     »Ja, mein Sohn, unser treuer Stephan war damals einer von Geros Blutknechten. Er wurde als unfreier Knecht im Sachsenlande geboren. Da er aber außergewöhnlich groß und stark war,

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