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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Spiel hatte, als das arme Dorf in Feuer und Rauch aufging?
    Fragen über Fragen, auf die der kleine Thietmar einfach keine Antwort finden konnte.
     Es knackte und raschelte leise im Unterholz.
      Die Zeit der Geister und Dämonen ist angebrochen , zog es Thietmar jäh durch den Kopf. Schutz suchend angelte er im dunklen Wagen nach seiner Wolldecke und zog sie sich weit über den Kopf. Nur noch seine Augen und die Nasenspitze ragten jetzt knapp über die Bordwand. Obwohl ihm der unheimliche, finstre Wald einen Angstschauer über den Rücken jagte, hätte er doch zu gerne einmal einen Waldgeist mit eigenen Augen gesehen. Allerdings nur einen von der guten Sorte, wohlgemerkt. Vielleicht ließe sich ja eine kleine Elfe oder sogar eine gute Fee blicken, um ihm einen Wunsch erfüllen. Wenn stattdessen allerdings ein riesiger knorriger Troll oder gar ein böser langbärtiger Kobold mit einem verschrumpelten Gesicht auftauchte, na dann konnte er ja immer noch Hilfe herbeirufen. Bruder Oddar zum Beispiel, der mit seinen Brüdern kaum drei Dutzend Schritte entfernt lagerte, der verstand sich sehr wohl in der Kunst der Teufelsaustreibung. Jawohl, das konnte er! Und wenn die Künste des Glaubensverkünders hier tatsächlich einmal versagen sollten, na dann konnten ja die tapferen Krieger, mit ihren langen Schwertern, immer noch helfend eingreifen. Also bestand alles in allem kein Grund zum Verzagen.
     Thietmars Müdigkeit war wie weggewischt. Mit hellwachen Sinnen lauschte er in den nächtlichen Wald hinein und versuchte mit großen Augen die Dunkelheit zu durchdringen. Immer, wenn er ein leises Knacken oder Rascheln zu vernehmen meinte, ruckten seine Augen in die betreffende Richtung. In seiner Fantasie glaubte er schließlich, dass der ganze Wald nur so von lichtscheuen Gesellen und grauenvollen Dämonen wimmeln musste.
     Aus dem Umfeld seiner Heimatstadt Walbeck kannte Thietmar natürlich große Wälder. Aber die Wälder daheim waren einfach anders als diese hier im Wendenland. Daheim lebten und wohnten die frommen Christenmenschen, die von den unzähligen Waldgeistern gemieden und gefürchtet wurden. Dort hielt der liebe Gott die schützende Hand über seine gläubigen Kinder.
     Aber hier? Hier, wo allen möglichen Götzen und Dämonen sogar noch Opfergaben gereicht wurden? Hier, wo man die Wohnstätten der Unholde als heilige Haine verehrte? Ja, hier war es ganz anders als zu Hause. Hier musste es einfach anders sein und vor allem: Hier musste es nur so wimmeln von teuflischer Dämonenbrut. Zugegeben, wo viel Böses war, da musste es zwangsläufig auch viel Gutes geben, sonst wäre ja das himmlische Gleichgewicht gestört gewesen. Aber so einem guten, wohlgesonnenen Wesen, dem wäre Thietmar einfach zu gerne begegnet. Auch wenn es nur so ein klitzekleines Elfchen gewesen wäre. Eines, was man manchmal als Irrlicht aus der Ferne zu sehen bekam. Oh, Thietmar kannte eine Menge Geschichten über die menschenfreundlichen, guten Geister, wie sie den Hilfsbedürftigen etwas Gutes taten, sie beschenkten und ihnen auch manchmal einen Wunsch erfüllten. Aber vor den bösen Dämonen, ja da musste er sich in Acht nehmen.
     Suchend tastete Thietmar nach seinem kleinen silbernen Kruzifix, was ihm der fromme Bischof Hildeward von Halberstadt damals zu seiner Taufe umgehängt hatte. Es war ein einfaches kleines Kreuz, ohne irgendwelchen Zierrat, aber der Bischof selbst hatte es mit Weihwasser gesegnet. Welch einen besseren Schutz konnte man sich noch wünschen? Anschließend vergewisserte sich Thietmar, ob der kleine Dolch von seinem Vater noch in seiner Scheide steckte. Ein beruhigendes Gefühl durchzog den kleinen Jungen, als er alles noch wohlbehalten an seinem Platz fand. Fürwahr, er war derart gut gewappnet, dass ihm eigentlich nichts passieren dürfte. Ein geweihtes Kreuz, ein kleiner spitzer Dolch und in der Nähe eine große Streitmacht - was wollte er mehr.
     Abermals schreckte ein deutlich wahrnehmbares Knacken den kleinen Jungen aus seinen Grübeleien. Diesmal war sich Thietmar aber absolut sicher, dass es nicht seiner Einbildung entsprungen war.
     Da, noch einmal knackte es, allerhöchstens zwanzig Schritte vom Wagen entfernt, inmitten des nachtschwarzen Waldes. Irgendetwas schlich um das Lager herum. Wenn er doch nur wüsste, ob es gut oder böse war.
     Der kleine Junge drückte sich ganz dicht an die Bordwand des Planwagens und zog seine Decke noch fester um den Kopf. War er denn wirklich der Einzige, der die um das

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