Die Ehre der Slawen
sich eine plötzliche Finsternis über den Wald senkte. Eine pechschwarz aufziehende Gewitterfront hatte die Abendröte verdeckt. Die Luft wurde drückend schwer, nicht das leiseste Lüftchen spielte mehr mit den Blättern. Ein lang anhaltendes, tiefes Donnergrollen aus der Ferne verhieß ein heftiges Unwetter und ließ die drei Freunde zusammenfahren.
»Auch das noch«, stöhnte Bikus und warf einen mitleidigen Blick zu seiner Kiepe.
Rapak kicherte.
»Also Freunde, bauen wir uns einen Unterstand?«, fragte Paddie in die Runde und warf seine Decken ab.
»Na klar doch«, stimmte Rapak zu, »sonst wird unser schönes Brot noch nass und schmeckt nicht mehr, nicht wahr Bikus?«
Der selbst ernannte Proviantmeister nickte eifrig und stellte vorsichtig seinen großen Korb ab.
Sofort gingen alle drei an die Arbeit. Paddie schlug mit seiner Axt ein paar brauchbare Äste ab, Bikus brachte sie zum Lagerplatz und Rapak verknotete sie zu einem passablen Gestell. Die Gewitterfront näherte sich mit einer unglaublichen Geschwindigkeit. Kaum waren die ersten Äste verknotet, erhellte ein greller Blitz den düster gewordenen Wald. Ein ohrenbetäubender Donnerschlag folgte auf dem Fuße. Als ob dies das Zeichen sei, fiel nun ein regelrechter Orkan über sie her und brach sich in den laut knarrenden Bäumen. Unmengen von Laub wehten durch das Gehölz und flogen den drei Jungen ins Gesicht. Ihr fast fertiges Zeltgestell stürzte zu Boden. Paddies Decken erhoben sich in die Lüfte, verfingen sich in einem Gebüsch und begannen wie die Segel eines großen Bootes zu flattern. Bikus jammerte und umklammerte schützend seinen lebenswichtigen Proviantkorb. Während Rapak sich verzweifelt bemühte, ihre Konstruktion an einen Baum zu binden, sprang Paddie in wilden Sätzen hinter seinen Decken her. Die Finsternis wurde immer undurchdringlicher, und wenn nicht die grellen Blitze in immer schnellerer Folge den Wald erhellt hätten, wären alle Mühen von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen. Paddie kam grade mit den eilig zusammengerafften Decken zurück, als die ersten schweren Tropfen zu Boden fielen.
»Bei allen Göttern, so beeilt euch doch!«, schrie Bikus verzweifelnd und beugte sich schützend über seine große Kiepe. Lieber wolle er den ganzen Gewitterschauer stoisch über sich ergehen lassen, bevor auch nur eine einzige der vielen Köstlichkeiten nass wurde.
»Hilf uns lieber die Decken zu befestigen«, rief Rapak leicht verärgert zurück, »dann werden wir auch schneller fertig!«
»Damit das schöne Essen verdirbt? Niemals!«
Die Gewitterböen ließen etwas nach, sodass Paddie und Rapak die Arbeit nun leichter von der Hand ging. Gleichzeitig nahm aber die Anzahl der Tropfen rapide zu und steigerte sich zu einer wahren Sturzflut. Innerhalb von Sekunden wurden die Freunde vom Platzregen völlig durchnässt. Das Wasser rann nur so aus ihren Haaren, lief über ihre Gesichter und tropfte aus ihren Kleidern. Eigentlich wäre das einfache Zelt nun völlig überflüssig gewesen aber Paddie und Rapak arbeiteten so lange verbissen weiter, bis sie mit ihrem Werk zufrieden waren.
Kaum dass Rapak »fertig« gerufen hatte, war Bikus auch schon mit Riesensätzen samt seinem Korb unter dem Regendach verschwunden. Er hielt den Korb immer noch fest an sich gepresst, als seine beiden Freunde kopfschüttelnd folgten.
Völlig außer Atem und am ganzen Körper triefend saßen sie nun dicht gedrängt unter ihrem Dach und lauschten, wie der Regen auf die Decken prasselte. Paddie und Rapak rafften vier undichte Nahtstellen einfach mit den Händen zusammen und hielten sie fest.
»Da haben wir aber noch einmal Glück gehabt, meine Freunde«, seufzte Bikus erleichtert, als er mit der Inspektion des Proviants begann. Er riss zwei große Stücke vom Brot ab und stopfte sie Paddie und Rapak einfach in den Mund, da diese mit hoch erhobenen Händen das Dach zusammenhielten.
»Und was wollen wir nun machen, im Regen?«
»Mmpf …!«
»Auf das schöne Feuer müssen wir wohl verzichten.«
Unverständliches Gemampfe folgte.
»Aber Paddie kann ja immer so schöne Geschichten erzählen, nicht wahr?«
Seine Freunde blieben ihm jedoch eine Antwort schuldig, denn kaum hatten sie ihre großen Brotkanten hinuntergewürgt, stopfte Bikus ihnen die nächsten Stücke in den Mund. In seiner Fürsorge bemerkte er nicht, dass seinen Freunden bereits die Augen vor Atemnot aus den Höhlen quollen.
»Das schmeckt gut,
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