Die Ehre der Slawen
ging. In diesem Moment fühlten sich alle drei als richtige, erwachsene Männer. Als dann der Regen ganz aufhörte und die ersten Sterne zu funkeln begannen, fielen sie, dort wo sie gerade saßen, einfach um, vom Alkoholrausch und Schlaf übermannt.
Paddies Erwachen war mühselig und qualvoll. In seinem Kopf drehte sich alles. Die Schädeldecke musste über Nacht geschrumpft sein, denn sie drückte fürchterlich aufs Hirn. Als ob dies aber noch nicht genug wäre, marterte ein fürchterlich lautes Brummgeräusch sein linkes Ohr und etwas Schweres auf seiner Brust drückte ihm die Luft aus den Lungen. Außerdem fror er erbärmlich in seinen klammen Sachen. Langsam öffnete er erst das eine und dann das andere Auge einen winzigen Spaltbreit. Als das Zeltdach über seinem Kopf zu rotieren begann, schloss er sie schnell wieder. Dieser hinterhältige Met hatte ihm einen verdammten Brummschädel beschert.
Vorsichtig streckte Paddie seine steifen Glieder und atmete mehrmals tief durch. Seine Gedanken klärten sich eine winzige Spur, aber der Druck auf seiner Brust blieb. Der Lärm am linken Trommelfell wurde zu einer reinen Tortur.
Unter unsäglichen Mühen hob Paddie seinen Kopf etwas und öffnete die Augen erneut zu einem winzigen Spalt. Na bitte, zumindest das Dach drehte sich nicht mehr. Nun erkannte er auch, was da so schwer auf seiner Brust lag. Rapak und Bikus hatten sich des Nachts an ihn gekuschelt und ihre Arme auf seine Brust gelegt. Auch den grausamen Lärm konnte sich Paddie nun erklären. Bikus gerötete Knollennase lag direkt neben seinem Ohr und schnarchte mit einer unübertrefflichen Lautstärke.
Vorsichtig, um seine Freunde nicht zu wecken, befreite sich Paddie aus der Umarmung und kroch ins Freie. Bikus Schnarchgeräusche kamen für einen Moment aus dem Takt, Rapak blinzelte kurz und wälzte sich auf die andere Seite. Dann schliefen beide Freunde weiterhin tief und fest ihren Rausch aus.
Die Morgensonne schickte ihre wärmenden Strahlen durch das triefende Unterholz und sog gierig den aufsteigenden Dunst auf. Eine Amsel und eine Drossel sangen um die Wette. Irgendwo in der Ferne hämmerte ein Specht an einem morschen Baumstamm.
Fröstelnd schlug Paddie die Arme mehrmals um seinen klammen Oberkörper und versuchte die nächtliche Kälte aus seinen Knochen zu treiben. Für einen kurzen Moment dachte er wehmütig an seine schöne warme Schlafecke zurück, von der er höchstens zwei oder drei Meilen entfernt war. Aber was war schon so ein langweiliger Platz unter dem Dach eines Hauses im Vergleich mit den zu erwartenden Abenteuern inmitten der nächtlichen Wildnis. Paddie warf stolz seinen Kopf in den Nacken und versuchte den dumpfen Druck in seinem Schädel einfach zu ignorieren. Jetzt nur noch ein schönes Feuerchen entfachen und die Welt käme wieder von ganz allein in Ordnung.
Begeistert von der Idee machte er sich sofort an die Arbeit. Feuerstein, Stahl und Brandentfacher waren gut verpackt gewesen und hatten das Gewitter trocken überstanden. Schnell sprangen die hellen Funken in den weichen Zunder über und kurz darauf entstanden die ersten kleinen Glutnester, aus denen dünne Rauchfähnchen aufstiegen. Paddie bückte sich und blies vorsichtig in die schwelende Glut hinein.
Der weiße Rauch wurde dichter, inmitten des Zunders leuchtete es heller und schon züngelten die ersten kleinen Flämmchen empor. Jetzt nur noch etwas Brennmaterial nachgelegt und schon bald würde er seine klammen Glieder wärmen können.
Indes, das nachgelegte Gras als auch die dünnen Reisigzweige waren einfach zu feucht, um sofort Feuer zu fangen. Das Einzige, was Paddie erzeugte, waren Unmengen weißer Qualmwolken, die aber immerhin erfolgreich die ersten Mücken vertreiben konnten.
Nach dem dritten vergeblichen Versuch sah Paddie die Sinnlosigkeit seiner Mühen ein. Mit diesem Brennmaterial könnte er niemals ein Feuer entzünden. Suchend blickte er sich nach allen Seiten um, bis sein Blick an einem großen gesplitterten Kiefernast hängen blieb. Der nächtliche Gewittersturm musste ihn abgerissen haben. Aus der frischen Bruchstelle quoll zähflüssiges Harz und auch die gebrochenen Zweige sahen recht vielversprechend aus.
Behutsam schmierte Paddie den klebrigen Baumsaft auf das eine Ende des Zunders und schlug erneut mit aller Kraft die Funken aus dem rauen Stahl. Diesmal musste es einfach klappen. Abermals blies er in die winzigen Glutnester, bis kleine Flämmchen entstanden. Einige Tropfen
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