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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Stelle das Tor öffnen und gewährst mir und meinen Männern die Gastfreundschaft, jene die uns von Rechts wegen zusteht, oder ich werde einen anderen Weg zu finden wissen, mein Recht durchzusetzen!«
     Milosc Augen verfinsterten sich zusehends, als er antwortete: »Eine Drohung gehört sich nicht in dem Mund eines Fremdlings, der das heilige Recht der Gastfreundschaft für sich in Anspruch nehmen möchte. Tut, wie ich es Euch geraten habe und ich will mit meinem Leben zu meinem Worte stehen.«
     »Ist dies Euer letztes Wort?«
     »Ja.«
     In dem Maße, wie Udos Laune sank, steigerte sich seine Wut über dieses anmaßende Heidenpack. Was bildete sich dieser alte Ziegenbock nur ein? Glaubte er ernsthaft, einem geballten Angriff seiner kampferfahrenen Männer lange widerstehen zu können? Seine Leute würden eine Bresche in diesen lächerlichen Holzzaun reißen und das armselige Dörflein dem Boden gleichmachen. Mit vor Wut gerötetem Gesicht richtete Udo ein letztes Mal sein Wort gegen den anmaßenden alten Heiden: »Da Ihr offensichtlich über meine am Waldesrand wartenden Männer Bescheid wisst, seid Ihr Euch ja wohl hoffentlich über meine vielfache Überlegenheit im Klaren. Oder seid Ihr etwa gar nicht in der Lage, soweit zählen zu können? Ich ließ meine Männer im guten Glauben zurück, um Euch nicht zu verschrecken oder gar in Verlegenheit zu bringen. Ich wollte nichts weiter als freundlich und friedlich um Gastfreundschaft bitten. Aber, so Ihr es wollt, können meine furchtlosen Kämpfer schneller hier sein, als Eure Bauern es vermögen, einen Pfeil auf die Sehne zu legen. Also ein letztes Mal: Öffnet das Tor für mich und meine Begleiter und lasst uns ein. Gewährt uns die heilige Gastfreundschaft, die uns zusteht, oder tragt im Nachhinein selbst die schwere Bürde, die Gott Euch dann durch meine Hand auferlegen wird.«
     »Einlass für Euch und zehn Eurer Begleiter und Speis und Trank für den Rest Eurer Leute, vor dem Tore, ohne Waffen!«
     Der Starrsinn dieses Heidenhäuptlings brachte Udo um seine letzte Beherrschung. Wutentbrannt schleuderte er seine Beleidigungen gegen das geschlossene Tor: »Du feiger heidnischer Teufel! Was glaubst du überhaupt, wen du vor dir hast. Meinst du etwa, ich muss mir von einem dahergelaufenen Hundsfott sagen lassen, was ich zu tun oder zu lassen habe? So ein Wechselbalg wie du, der sollte …!«
     Alle weiteren Beleidigungen blieben Udo im Halse stecken. Noch während er seine Schmähungen gegen den Wendenfürsten schleuderte, hatte dieser in einer blitzartigen Bewegung dem nächststehenden Schützen einen Bogen entwunden. In einer einzigen fließenden Bewegung legte er einen Pfeil auf die Sehne, zielte während des Spannens, und noch bevor Udo sich versah, flog das singende Geschoss auf ihn zu. Milosc hatte aber nicht auf den frechen, arroganten Ritter gezielt, sondern wollte ihm nur eine Lehre erteilen. Niemand durfte einen Slawen ungestraft beleidigen, dies verboten die ungeschriebenen Gesetze des Stolzes und der Ehre.
     Mit lautem Knall schlug der Pfeil in das obere Drittel von Udos Lanze ein und riss sie ihm aus der Hand. Noch bevor der Edle sich von seiner Überraschung erholen konnte, landete seine geliebte Waffe im Gras. Milosc gefiederter Bote zitterte noch leise, als Udos Blick auf den gespaltenen Lanzenschaft fiel.
     Einerseits fassungslos über diese unerhörte Frechheit musste der kampferprobte Krieger jedoch andererseits stillschweigend die Meisterschaft des Schusses anerkennen. Sein Erstaunen währte indes nicht lange und sein unverhohlener Hass brach offen aus.
     »Barbarenhäuptling!«, zischte er drohend. »Das bedeutet Krieg bis zum letzten Blutstropfen!«
     »Wenn dies Euer Wunsch ist, dann soll er Euch erfüllt werden«, entgegnete Milosc gelassen, »lieber in Ehren mit dem Schwert in der Hand sterben, als sich wie ein geprügelter Hund winselnd in einer Ecke verkriechen. Die gerechten Götter werden uns beistehen.«
     Nur mühsam unterdrückte Udo den Wunsch, sofort loszuschlagen. Die Sonne neigte sich dem Horizont und ein Kampf im Dunkeln schickte sich nicht für einen Edlen. Auch würde er einige Vorbereitungen treffen müssen, um sich vor den bösartigen Pfeilen zu schützen. Mit einem kräftigen Ruck riss er die Zügel herum und rief über die Schulter zurück: »Es wird mir eine Freude sein, deinen Kopf an der höchsten Stelle des Tores aufgespießt zu sehen. Ich komme wieder!«
     In gestrecktem Galopp ritt er an seine Begleiter

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