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Die Ehre des Ritters (German Edition)

Die Ehre des Ritters (German Edition)

Titel: Die Ehre des Ritters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian Schreibt als Tina St. John
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damit dieser ganze Aufruhr gerechtfertigt ist.«
    »Pst, Felice!«, schalt Isabel, entsetzt über deren Gefühllosigkeit. »Ein Vater und Gatte ist gestorben. Er war seiner Familie wichtig, erweise ihnen wenigstens etwas Respekt.«
    Felice verdrehte die Augen, zog einen Schmollmund und lehnte sich in die Polster zurück. »Du hast es gerade nötig, von Respekt zu sprechen«, gab sie bissig zurück. »Oder hast du schon vergessen, dass dein Vater als verurteilter Königsverräter gestorben ist?«
    Isabel hielt ihr Gesicht abgewandt, damit Felice den Kummer in ihren Augen nicht sah. Nein, sie hatte die traurige Ehrlosigkeit ihres Vaters nicht vergessen. Ganz und gar nicht. Seine Schande verfolgte sie jeden Tag ihres Lebens, seit dem Morgen vor sechs Jahren, als man ihn in Ketten von der Burg der Lameres fortgebracht und wegen eines vor Jahren begangenen Verrats gegen den damaligen König Henry II. verurteilt hatte.
    Isabels geliebter Vater wurde mit einigen anderen Baronen der Rebellion gegen den König für schuldig erklärt und hingerichtet. Er hatte nicht einmal versucht, seine Unschuld zu beweisen. Bis zu seinem letzten Atemzug hatte er behauptet, nur das getan zu haben, was seiner damaligen Auffassung nach das Beste für sein Land gewesen sei, und versichert, er würde jederzeit wieder so handeln.
    Aufgrund seines Verrats fiel sein gesamter Besitz an die Krone: sein Land, seine Titel und sein Vermögen. Sogar die Ehe mit Isabels Mutter wurde annulliert, wodurch Isabel und ihre kleine Schwester zu außerehelichen Kindern wurden. Als Bastarde gebrandmarkt, schickte man sie und die kleine Maura in zwei verschiedene Klöster und unterstellte sie der Obhut des Königs. Ihre Mutter, eine entfernte Verwandte der königlichen Familie, erhielt zwar die Rechte an ihren Brautgaben zurück, doch sie wurde in Schande in ihr Heimatland Frankreich zurückgeschickt. Sechs Jahre waren ohne ein Wort von ihr vergangen, gleichwohl gab es Gerüchte, dass der Kummer und die Demütigung die Edeldame in den Wahnsinn getrieben hätten. Vor gut einem Monat war schließlich ein Schreiben mit der bitteren Nachricht eingetroffen, Isabels Mutter sei einer Krankheit erlegen.
    Sie hatte Isabel ihr Château in Frankreich sowie verschiedene andere Anwesen hinterlassen, die an das nördliche walisische Reich angrenzten. Isabel war nun Landerbin und, wie König Richard beschlossen hatte, alt genug, um zu heiraten. Er hatte für sie eine Ehe mit dem Earl of Montborne arrangiert, einem Mann, dem Isabel nie zuvor begegnet war und von dem sie nicht mehr wusste, als dass er einen tadellosen Ruf besaß.
    Allerdings gab sie seit mehreren Jahren nichts mehr auf den ehrenhaften Ruf eines Mannes – dass sie auf die Ehrbarkeit ihres Vaters vertraut hatte, war ihr eine bittere Lehre gewesen. Dennoch hoffte Isabel, ihren zukünftigen Gatten nach der Trauung davon überzeugen zu können, Maura zu sich holen zu dürfen. Inständig betete sie darum, in ihrem Leben, wenn auch nichts sonst, dann doch wenigstens die Gelegenheit zu bekommen, ihre Schwester wiederzusehen und sich um sie zu kümmern, bis sie alt genug war, ihr eigenes Leben zu führen.
    »Es ist mir unerklärlich, warum der König ausgerechnet dich mit Sebastian of Montborne verloben ließ«, fuhr Felice fort, nachdem der Trauerzug an ihnen vorübergezogen war und die Pferde wieder auf die Straße gelenkt wurden, damit sie ihre Reise fortsetzen konnten.
    Abrupt setzte sich die Sänfte in Bewegung, wodurch die Perlen in Felices kunstvoller Frisur in leisen Aufruhr gebracht wurden. Sie hatte ihre flachsblonden Locken zu einer geflochtenen, mit einem rosa Seidenschleier geschmückten Krone aufgetürmt, die durch einen Kranz aus ineinander verschlungenen Goldreifen gehalten wurde. Vorsichtig tastend vergewisserte sie sich, dass ihr Haarputz noch richtig saß, und strich schließlich verärgert die Falten in ihrem Reisekleid glatt, einem atemberaubenden Gewand, das die Farbe der geröteten Wangen eines jungen Mädchens aufwies und ihre zierliche Figur betonte. Das Mieder der modischen Robe war mit unzähligen Perlen geschmückt und die langen, spitz zulaufenden Ärmel reichten fast bis zum Saum ihrer Röcke. Das Kleid übertraf in seinem Glanz bei Weitem das hübsche, hellgrüne Reisegewand mit dem farblich passenden Schleier, das Isabel trug. Selbst die elegante Robe, die sie für ihre Hochzeit eingepackt hatte, verblasste neben Felices edlem Gewand.
    »Man stelle sich vor«, sagte die junge Frau

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