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Die Ehre des Ritters (German Edition)

Die Ehre des Ritters (German Edition)

Titel: Die Ehre des Ritters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian Schreibt als Tina St. John
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den Becher wieder sinken und starrte in die blutrote Flüssigkeit. Ihr war so schwer ums Herz, als würden tausend Felsbrocken auf ihrer Brust lasten. »Mylord«, begann sie zögernd. »Ich … ich denke, wir sollten uns über unsere … über dieses Ehearrangement unterhalten.«
    Sie sah auf, halb hoffend, dass sie die Worte nicht laut geäußert hatte. Halb hoffend, dass sie nicht neben Sebastian of Montborne saß, kurz davor ihm zu sagen, sie könne ihn nicht ehelichen. Aber sie hatte die Worte ausgesprochen und er saß neben ihr und blickte sie erwartungsvoll, fast mitleidig an. »Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, ich habe keine Vorbehalte gegen diese Ehe, Mylady. Ich möchte Euch nicht kränken, aber hätte ich die Wahl, wäre ich an der Seite meines Königs, um im Heiligen Land für ihn zu kämpfen, statt mich auf eine Hochzeit vorzubereiten. Indes ist keinem von uns beiden in dieser Angelegenheit der Luxus einer Wahl vergönnt. Unser König wünscht unsere Ländereien durch diese Heirat zu vereinen, Isabel, und als seine Untertanen müssen wir diesem Befehl Folge leisten.«
    Sein Eingeständnis überraschte Isabel. Sie war so tief in ihrem eigenen Elend versunken gewesen, dass sie keinen Gedanken daran verschwendet hatte, wie Sebastian wohl zumute wäre. Allerdings verminderte die Tatsache, dass auch er keinen Wunsch nach dieser Ehe verspürte, ihre Schuldgefühle nicht, wenngleich sie sich dem jungen Earl dadurch in gewisser trauriger Weise verbunden fühlte. Er verdiente Besseres als das, was sie ihm als seine Gemahlin je geben könnte. »Es tut mir leid, Sebastian«, sagte sie leise. »All das tut mir leid. Ich wünschte, wir hätten eine andere Wahl … für uns beide.«
    Er nickte leicht, seine Miene war verständnisvoll. »Ich werde nicht fragen, was zwischen Euch und ihm vorgefallen ist«, sagte er und senkte die Stimme zu einem sehr vertraulichen Ton. »Vielleicht werdet Ihr Euch im Laufe der Zeit dazu entschließen, mir davon zu erzählen. Vielleicht wird es im Laufe der Zeit keine Bedeutung mehr haben. Ich kann Eure Liebe nicht verlangen, Isabel, aber ich kann Eure Treue verlangen. Und Ihr sollt wissen, hier und jetzt, dass ich zumindest diese von Euch einfordern werde.«
    Zwar war ihr klar, dass er völlig zu Recht ihr Einverständnis voraussetzte, dennoch war sie nicht in der Lage, ihm die Treue zu schwören, und so blickte sie ihn nur sprachlos an, woraufhin Sebastian seinen Becher Wein abstellte und sich erhob. »Ich werde Euch Euren Gedanken überlassen, Mylady. Falls Ihr keine Einwände erhebt, werde ich den Männern mitteilen, dass wir noch in dieser Stunde weiterreiten. Ich würde gern vor Sonnenuntergang in Montborne eintreffen.«
    Griffin hatte Montborne nie gesehen, aber gelegentlich Dom von seiner Pracht erzählen gehört. Sein Stiefbruder hatte es immer in eifersüchtigem, geringschätzigem Ton beschrieben, als ob allein die Beschreibung seines majestätischen Aussehens eine persönliche Beleidigung für ihn darstellte. Nun, da sie das Tor passierten und in den großen Hof einritten, der zu Füßen der riesigen Burg lag, konnte Griff den Neid seines Stiefbruders verstehen.
    Montborne war atemberaubend.
    Der vieleckige Palast war bestimmt dreimal so groß wie der viereckige Wohnturm von Droghallow und erhob sich mehrere Stockwerke hoch in den Abendhimmel. Zinnen und Brustwehr verdeckten die fahle untergehende Sonne und warfen lange Schatten über den Burghof. Soldaten und Burgbewohner hielten in ihrem Tun inne, um den wohlwollenden Blick auf ihren zurückgekehrten Lord und seine neue Braut zu richten – und voller Zorn den Verbrecher anzugaffen, der für ihre Verletzung und verspätete Ankunft verantwortlich war.
    Machtlos musste Griffin zusehen, wie man Isabel von ihrem Zelter half und eine Gruppe plappernder Frauen sie ins Innere des Wohnturms geleitete. Als sie die Außentreppe hochstieg, bedachte sie ihn noch einmal über die Schulter mit einem flüchtigen Blick, und er las in ihren Augen die gleiche Traurigkeit, das gleiche Bedauern, das er während der gesamten Reise nach Montborne darin gesehen hatte. Doch noch etwas anderes lag in diesem Moment in ihrem Blick, wie Griffin erkannte.
    Resignation.
    Sie würde Sebastian of Montborne ehelichen. Das Feststehen – die niederschmetternde Endgültigkeit – dieser Tatsache durchbohrte sein Herz wie eine Lanze. Er versuchte sich einzureden, genau dies sei ja der Plan gewesen, schließlich habe er immer gewusst, dass dieser

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