Die Ehre des Ritters (German Edition)
wäre. Ich hatte nicht vor zu bleiben. Ich wollte aufbrechen, sobald es dir besser ging, aber dann …«
»Dann habe ich mich dir an den Hals geworfen, und du hast es dir anders überlegt«, sagte sie bitter.
»Nein, so war es nicht, Isabel.«
»Nicht?«, höhnte sie. »Dann bist du vermutlich geblieben, damit du sicher sein konntest, deine Belohnung für meine Rückkehr zu erhalten.«
Er zog scharf die Luft ein. »Es ging mir nicht um irgendeine verdammte Belohnung. Ich will nichts von Sebastian of Montborne.«
»Was ist mit mir, Griffin? Willst du auch nichts von mir?«
»Ich möchte, dass du glücklich bist.«
»Lügner«, erwiderte sie heftig. »Wie kannst du das behaupten und dennoch ungerührt vor mir stehen und mir das Herz brechen?«
»Wir wussten, dass dieser Tag kommen würde, oder nicht?«, stellte er nüchtern fest. »Wir wussten, dass der Tag kommen würde, an dem du in Montborne bleiben und ich meiner eigenen Wege ziehen würde. Wir haben nur das Unausweichliche hinausgezögert.« Er streckte die Hand aus, um ihr über die Wange zu streicheln, doch sie wich seiner Berührung aus. »Ich dachte, es wäre leichter so«, meinte er. »Für uns beide.«
Sie spürte, wie ihr eine Träne über die Wange lief. »Ich bedeute dir wohl überhaupt nichts, wenn es dir so leichtfällt, mir den Rücken zu kehren und mich gehen zu lassen.«
»Beim Allmächtigen, nein. Da täuscht Ihr Euch gründlich, Mylady.« Seine Stimme wurde sanfter, senkte sich fast zu einem Flüstern. »Isabel … ich liebe dich.«
Es brachte sie fast um, diese kostbaren Worte aus seinem Mund zu hören, jetzt, da sich ihr Verlobter nur etwa hundert Schritte hinter ihr im Kloster befand, bereit, sie jeden Augenblick mit sich zu nehmen. »Wie kannst du es wagen, so etwas zu sagen«, warf sie ihm erbittert vor. »Wie kannst du es wagen von Liebe zu sprechen – jetzt, da wir keine Chance auf eine gemeinsame Zukunft mehr haben. Wo du doch die ganze Zeit wusstest, dass er kommen würde!«
Griffin kam näher. »Ich liebe dich.«
»Nein«, sagte sie. Sie musste sich dagegen verwahren, denn es tat viel zu weh, sich vorzustellen, er könne es tatsächlich ernst meinen.
»Ich liebe dich, Isabel, und das werde ich immer tun.«
Sie hob die Hand, wollte ihm die Worte von den Lippen schlagen, doch er umfing ihr Handgelenk und hielt sie fest. Sein Griff war unnachgiebig, und in seinem glühenden Blick spiegelten sich seine Gefühle. »Lass mich los!«, rief sie, ballte die freie Hand zur Faust und schlug in einem Anfall von hilfloser, kummervoller Wut auf seine Schulter ein. »Ich hasse dich! Lass mich los!«
»Die Lady sagt, Ihr sollt sie loslassen, Sir, und ich rate Euch, dies unverzüglich zu tun.«
Der schroffe Befehl ließ sie beide einen Moment reglos verharren, dann löste Griffin langsam seine Hand. Gemeinsam drehten sie sich zu der Ursache der Störung um. Über Isabels Gesicht strömten Tränen, Griffins Züge waren hart vor Enttäuschung und einer tieferen Emotion, die sie nicht deuten konnte. Lord Montborne stand ungerührt wie eine Mauer aus Muskeln und fester Entschlossenheit vor ihnen, indes war er nicht länger allein wie noch vor wenigen Augenblicken im Korridor. Vier Ritter flankierten ihn, zwei zu jeder Seite, alle angriffsbereit und auf seinen Befehl wartend.
»Seid Ihr Griffin of Droghallow?«
Isabel sah aus den Augenwinkeln, dass Griffin knapp nickte, und als sie aufblickte, stellte sie fest, dass der Earl seinen Blick unerbittlich auf sie gerichtet hatte. Seine graugrünen Augen waren zu Schlitzen verengt und musterten sie unverwandt: kühl, abschätzend … wissend. Ein Muskel zuckte in seinen mit einem schwarzen Bart bedeckten Wangen, seine Nasenflügel blähten sich, als könnte er ihren Treuebruch riechen. Isabels Ohren brannten vor Scham, doch sie reckte ihr Kinn und zwang sich, seinem Blick standzuhalten. Sebastian betrachtete sie einen Augenblick nachdenklich mit eisigem Schweigen, dann richtete er seinen Blick auf Griffin.
»Nehmt ihn fest«, befahl er seinen Soldaten. »Wir werden ihn nach Montborne bringen. Dort wird er für seine Verbrechen vor Gericht gestellt werden.«
27
Die Reise nach Montborne dauerte zwei Tage, die eindeutig zu den schlimmsten Tagen zählten, die Isabel je in ihrem Leben erlebt hatte. Obwohl Lord Montborne für ihre Bequemlichkeit gesorgt und einen Zelter mit weichem Sattel und mehrere Wolldecken mitgebracht hatte, die sie während der Reise wärmen sollten, fühlte sie sich so elend
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