Die Ehre des Ritters (German Edition)
grimmiges Lächeln. »Sicher versteht Ihr, dass ich das als ihr Gatte nicht zulassen werde.«
»Ja«, antwortete Griff, denn er hatte diese Antwort erwartet.
Sebastian furchte die Stirn und schüttelte dann bedächtig den Kopf. »Der Richter wird morgen früh eintreffen. Wenn er Euch fragt, inwieweit Ihr in die Entführung meiner Verlobten verwickelt gewesen seid, werde ich die Antwort Euch überlassen. Ihr habt Isabel meiner Fürsorge übergeben, daher gebe ich Euch mein Wort als Ehrenmann, dass ich keine Anschuldigungen gegen Euch erheben werde. Allerdings werde ich in Anbetracht meiner bevorstehenden Vermählung mit ihr auch nicht zu Euren Gunsten sprechen.«
Griff neigte zustimmend den Kopf. »Und ich gebe Euch mein Wort«, erwiderte er, »ich werde dem Richter dasselbe berichten wie Euch – dass ich Eure Verlobte mit der Absicht geraubt habe, ein Lösegeld zu verlangen.«
Sebastian stieß, einen Fluch auf den Lippen, den Atem aus. »Das wird zu einer Anklage wegen Verrats führen.«
»Bin ich dessen nicht schuldig?«
»Darauf steht die Todesstrafe«, warnte der Earl.
Griff schwieg, denn die Strafe für Verrat an der Krone war ihm wohlbekannt. Zwar wünschte er sich nicht unbedingt den Tod, doch würde er eher den Strick eines Henkers ertragen als ein Leben ohne Isabel.
»Nun gut«, sagte Sebastian, nachdem Griffin weiterhin beharrlich geschwiegen hatte. Er öffnete die Tür und rief nach den Wachen. Zwei bewaffnete Ritter erschienen wenig später im Flur, um die Befehle ihres Lords entgegenzunehmen. »Bringt den Gefangenen hinunter in den Kerker; dort soll er auf die Ankunft des Richters warten.«
28
»Euer Bad ist gerichtet, Mylady. Soll ich Euch beim Auskleiden helfen?«
Die Frage der Zofe blieb, wie die meisten der zuvor von ihr gestellten, unbeantwortet. Unsicher blickte sie zu den anderen Frauen, die mit ihr der neuen Braut ihres Lords dienen sollten, und erntete ein hilfloses Schulterzucken. Eine Dienstmagd, die älter als die anderen war, schob die Ärmel hoch und näherte sich Isabel, die in grüblerischem Schweigen auf dem großen Bett saß.
»Kommt, Mylady. Sicher seid Ihr unendlich erschöpft. Wir helfen Euch aus diesem Kleid und in das warme Wasser …«
Isabel zuckte zusammen, als die Magd die Hände auf ihre Schultern legte. »Nein«, erwiderte sie schroff. Dann wurde ihr klar, wie unhöflich ihr Ton gewesen war, und sie setzte zu einer hastigen Entschuldigung an. »Bitte«, sagte sie zu den Frauen, »mir wäre es lieb, wenn Ihr mich eine Weile allein lassen würdet.«
»Gewiss«, antwortete die ältere Magd und knickste. »Wie Ihr wünscht, Mylady.«
Seit ihrer Ankunft vor einer Stunde saß Isabel auf dem Bett, hielt Griffins Medaillon mit der Faust umklammert und starrte in das Feuer, das in dem großen Kamin des Gelasses prasselte. Das halbe Dutzend Dienstboten, das eifrig hin- und herhuschte, um es ihr bequem zu machen, hatte sie in dieser Zeit kaum eines Blickes gewürdigt. Das müßige Warten trieb sie schier in den Wahnsinn; sie konnte die Ungewissheit über Griffins Verbleib und Wohlergehen schlicht nicht länger ertragen.
»Wisst Ihr, wo Lord Sebastian den Mann hingebracht hat, der mit uns gekommen ist?«, fragte sie das Mädchen, das mit leeren Wassereimern in der Hand als Letzte das Zimmer verlassen wollte.
Schon fast an der Tür, wandte sich die Magd um. »Aber ja! Mylord hat ihn natürlich in den Kerker werfen lassen.«
»In den Kerker!«, stieß Isabel keuchend hervor. »Wo befindet sich dieser?«
»Unter dem Wohnturm, aber Ihr müsst Euch nicht sorgen, Mylady. Die Zellen sind gut bewacht, und außerdem hat Mylord ja auch nach dem Richter schicken lassen. Er wird morgen eintreffen …«
Isabel sprang vom Bett auf, noch ehe das Mädchen den Satz beendet hatte. Ohne sich darum zu scheren, welchen Eindruck sie auf die Dienstmagd machen musste, stürmte sie aus dem Zimmer und die Wendeltreppe hinunter, die in das erste Geschoss der Burg führte. Unter den Augen von Sebastian, der mit zweien seiner Ritter vor der Tür seiner Privatgemächer stand, sprang sie die letzten Stufen hinunter und hielt am Fuß der Treppe abrupt inne. Die drei Männer nahmen ihre überstürzte, stürmische Ankunft mit überraschter Miene zur Kenntnis.
»Mylord«, rief sie atemlos vom schnellen Lauf und in ihrer Not. Ihre Finger krallten sich in die hellblaue Seide ihrer Röcke und zerknüllten sie, während sie sich bemühte, gemessenen Schrittes zu ihrem Verlobten hinüberzugehen.
Weitere Kostenlose Bücher