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Die Ehre des Ritters (German Edition)

Die Ehre des Ritters (German Edition)

Titel: Die Ehre des Ritters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian Schreibt als Tina St. John
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Daunenmatratze. »Ich war außer mir vor Freude, als ich bemerkte, dass ich guter Hoffnung war. Ich konnte es nicht erwarten, mein Glück mit ihm zu teilen, daher habe ich ihm noch am selben Tag beim Abendmahl davon erzählt.«
    Isabel vernahm das Zögern in ihrer Stimme. Sie schaute über ihre Schulter und sah, wie die betagte Edeldame schwer schluckte. Ihr zarter weißer Hals zuckte, als ob er die Worte herauspressen musste, die ihr nicht über die Lippen wollten. »Freute es Euren Gatten nicht, dass Ihr guter Hoffnung wart?«, fragte Isabel sanft.
    »Oh, doch«, antwortete Lady Joanna mit mildem, kummervollem Lachen. »Er war hochbeglückt. Während meiner gesamten Schwangerschaft überschüttete er mich mit Geschenken und Zuneigung und wurde zu dem Gatten, von dem jedes Mädchen träumt – ritterlich, romantisch, hingebungsvoll. Nie habe ich solchen Frieden und solch großes Glück erfahren wie in diesen kostbaren kurzen Monaten.«
    Isabel näherte sich unwillkürlich dem Bett, während Lady Joanna sprach. Wortlos nahm sie neben ihr Platz. Obwohl sie sich beinahe davor fürchtete, mehr zu erfahren, musste sie dennoch wissen, was der jungen Frau zugestoßen war, die sich einst in derselben Situation befunden hatte wie Isabel.
    »Meine Zeit kam eher als erwartet, und die Geburt war nicht einfach. Eustace machte sich schreckliche Sorgen um mich, aber er konnte nichts tun. Die Hebammen verweigerten ihm den Zutritt zu meiner Kammer, und so wartete er vor der Tür. Ich konnte das harsche Klirren seiner Sporen hören, während er im Flur auf und ab ging, und vernahm auch, wie er jedes Mal mit den Fäusten an die Tür hämmerte, wenn ich vor Schmerzen schrie. Er wich die ganze Zeit nicht von der Tür, blieb bis spät in die Nacht dort, bis schließlich alles vorüber war. Beinahe ohnmächtig vor Erschöpfung lag ich dösend im Bett, als Eustace Einlass begehrte. Ich vernahm die besorgten Stimmen der Hebammen, die ihm dieses Vorhaben ausreden wollten, hörte sie eilig im Zimmer hin- und hergehen und unverständliche Worte neben dem Bett murmeln. Dann hörte ich das Klicken des Riegels und Eustaces schwere Schritte.« Lady Joanna tat einen tiefen Atemzug. Mit einem zittrigen Seufzer fuhr sie mit ihrer Erzählung fort. »Er kam zu mir an mein Bett, lächelte mich an. Er war so stolz. Er küsste mich auf die Stirn, dann warf er einen Blick in die Wiege. Jegliche Farbe – jegliches Leben wich in diesem Augenblick aus seinem Gesicht. Er zog die dunklen Brauen zusammen, und sein herzliches Lächeln verhärtete sich, wurde zu einer bitteren Miene. Ich verstand diesen Wandel zunächst nicht. Ich versuchte, mich aufzurichten, weil ich befürchtete, es sei etwas mit unserem Kind. Ich fragte ihn, was los sei, und als Eustace sich mir wieder zuwandte, brannten seine Augen vor Schmerz. › Ich habe dir vertraut ‹ , zischte er mir zu. Dann stürmte er aus dem Raum. Danach hat er kaum noch ein Wort mit mir gesprochen. Verstehst du«, sagte Lady Montborne, und Tränen stiegen ihr in die Augen. »Eustace dachte, ich hätte ihn betrogen. Er dachte, ich hätte das Bett mit einem anderen Mann geteilt, denn als er in die Wiege blickte, sah er zwei Wickelkinder – Zwillinge. Eines goldblond, das andere dunkel wie er.«
    »Oh, Joanna«, murmelte Isabel und ergriff mitfühlend ihre Hand.
    »Eustace war der einzige Mann, mit dem ich je zusammen gewesen bin, doch er ließ sich durch nichts, was ich sagte, davon überzeugen. Ich nahm an, er würde unsere Ehe annullieren und mich wegen Ehebruchs verbannen. Das aber tat er nicht. Er war nicht mehr der Jüngste und brauchte einen Erben. Stattdessen zwang er mich, eines der Kinder zu verstoßen.«
    Isabel schnürte es ob des Ausmaßes dieser Grausamkeit die Kehle zu. Sie wagte nicht einmal, sich die schreckliche Qual vorzustellen, die Lady Joanna erlitten haben musste, denn außer dem Vertrauen ihres Gatten hatte sie auch noch eines ihrer Kinder verloren.
    »Eustace erlaubte mir nur, einen unserer Söhne zu behalten. Sebastian war der Zweitgeborene, aber er ähnelte meinem Gatten im Aussehen am meisten. Also entschied Eustace, dass er sein Erbe sein sollte.«
    »Und das andere Kind?«, fragte Isabel. Die Stimme drohte ihr zu versagen. »Was wurde aus dem anderen Kind?«
    »Da ich Eustace in seinem Zorn nicht traute, wollte ich ihm nicht die Entscheidung überlassen, was mit unserem Erstgeborenen geschah. Also habe ich Vorkehrungen getroffen, ihn heimlich zu meiner Cousine bringen zu lassen

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