Die Ehre des Ritters (German Edition)
Griffin einen flüchtigen Blick zu und lachte trocken auf. »Und jetzt weiß ich auch, warum. Von Rechts wegen hätte es Eure Verantwortung sein müssen.«
Griff schüttelte den Kopf. »Ihr seid der Aufgabe des Earls in jeder Hinsicht gewachsen. Ich neide Euch nichts.«
»Nicht?« Sebastians pechschwarze Brauen hoben sich. »Nicht einmal die Hand Eurer Herzensdame?«
Griff spürte, wie sich bei Isabels Erwähnung seine Züge verhärteten. Er starrte in die flackernde Flamme eines Binsenlichts, das neben der Tür zur Treppe brannte, und dachte an all das, was Isabel und er durchgemacht hatten, was sie geteilt hatten.
Er liebte sie mit solcher Inbrunst, wie er nie wieder jemanden lieben würde, diese Tatsache konnte er nicht bestreiten. Ebenso wenig wie er die lodernden Flammen der Wut verleugnen konnte, die in ihm aufloderten, wenn er an Dominic of Droghallow dachte, den Mann, der Isabel aufgrund einer Laune eines boshaften Prinzen ebenso gewissenlos verkauft hatte, wie er Griffin gegen seine eigene Familie benutzte, um die Verbindung der Häuser Montborne und Lamere zu vereiteln.
Wenn er darüber nachdachte, wie erpicht Dom darauf gewesen war, ihm die Entführung von Sebastians Braut aufzutragen, vermutete er, dass Droghallows Lord genau gewusst hatte, was er tat – und wem er es antat.
»Wir sind in einer schwierigen Situation, die mit jedem Moment unangenehmer wird«, bemerkte Sebastian. »Es erscheint mir geschmacklos, Euch ein Land und Vermögen anzubieten, das Euch von Geburt an zusteht, aber ich hoffe, Ihr werdet Euch nicht beleidigt fühlen, wenn ich es dennoch tue. Beides gehört Euch, wenn Ihr es haben wollt. Selbstverständlich seid Ihr auf Montborne willkommen und eingeladen, zu bleiben …«
»Ich werde nicht bleiben«, erwiderte Griffin schroff. Solange Dominic of Droghallow seinen angezettelten Verrat nicht gesühnt hatte und ungeschoren in seiner großen Halle saß, würde er keine Ruhe finden. Vermutlich kam es einem Selbstmord gleich, in die Burg vorzudringen und Droghallows Lord herauszufordern, dennoch sah Griffin in diesem Augenblick keine andere Möglichkeit. Er musste nach Droghallow zurückkehren und Dom zur Rede stellen – um Isabels Ehre willen ebenso wie der seinen. »Es gibt eine Angelegenheit, um die ich mich unverzüglich kümmern muss«, sagte er, da Sebastian ihn fragend anblickte. »Ich würde gern so schnell wie möglich aufbrechen, aber ich brauche ein Pferd und Proviant für mehrere Tage.«
»Einverstanden«, sagte der Earl. »Ich werde Euch mein bestes Pferd geben und alles, was der Koch Euch aus der Küche mitgeben kann.«
In Gedanken bei dem gefassten Entschluss nickte Griffin Sebastian dankbar zu. »Würdet Ihr mir noch einen weiteren Gefallen erweisen?«
»Sprecht.«
Schwer schluckend blieb Griffin neben der Tür zur Treppe stehen und sah seinem Bruder in die Augen. »Gebt mir Euer Wort, dass Ihr Euch um Isabel kümmern werdet. Heiratet sie. Erlaubt ihr, nach ihrer jüngeren Schwester Maura schicken zu lassen. Macht sie glücklich.«
»Ihr redet, als hättet ihr die Absicht, nie wieder zurückzukehren«, meinte Sebastian und blickte ihn unverwandt an. In seinen zu Schlitzen verengten graugrünen Augen schimmerte Verständnis.
»Ich vertraue Euch meinen einzigen Schatz in dieser Welt an; er ist mir lieb und teuer«, antwortete Griff. »Was auch immer aus mir werden wird, ich muss die Gewissheit haben, dass Isabel in Sicherheit ist und gut für sie gesorgt wird. Versprecht Ihr mir das?«
Lord Montborne blickte ihn einen langen Augenblick schweigend an, dann ging er zu ihm hinüber und streckte ihm die Hand hin. »Darauf gebe ich Euch mein brüderliches Ehrenwort.«
»Mylady, fehlt Euch etwas?«
Sprachlos von Lady Joannas erschütternden Enthüllungen schüttelte Isabel lediglich den Kopf und eilte an der Dienstmagd vorbei, die, ein Tablett mit dampfenden Speisen in den Händen, im Flur stand. Ohne Lady Joannas Erlaubnis zu erbitten, war Isabel aus der Kammer gestürmt. Ihre Hast brachte die Flammen der Fackeln, die in regelmäßigen Abständen an den Steinwänden neben der Burgtreppe angebracht waren, zum Erzittern. Mit wild hämmerndem Herzen eilte sie an neugierig blickenden Dienstboten vorüber, die verblüfft zur Seite traten, um sie vorbeizulassen. Sie fand die große, mit Eisen beschlagene Tür, die in den Kerker führte, und stieß sie auf. Fast wäre sie in ihrer Eile auf den schmalen Stufen, die nach unten führten, ausgerutscht. Ein Soldat, der auf dem
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