Die Ehre des Ritters (German Edition)
vorzieht, wenn Eure Hochzeit mit Montborne nicht stattfindet. Ich bin lediglich das Werkzeug, das diesen Wunsch erfüllt hat, und ich erwarte eine fürstliche Belohnung dafür.«
»Ebenso wie ich«, warf Griffin ein. Mit kalten schmalen Augen fixierte er Dom.
Isabel war sich nicht sicher, was ihr größere Angst einflößte: ihr ungewisses Schicksal, das in Doms Händen lag, oder der raffgierige Ton in Griffins Stimme. Sie konnte spüren, dass er sich herausgefordert fühlte, spürte, wie er sich hinter ihr anspannte, wie ein Löwe, der bereit ist, anzugreifen und zu töten.
Sich ihrer ernsten Lage offensichtlich nicht bewusst, räusperte sich Felice geziert. »Mylord«, sagte sie in freundlichem Ton zu Dom, »mir scheint, meine Anwesenheit ist lediglich einem zufälligen – und höchst unglücklichen – Zusammentreffen misslicher Umstände geschuldet. Vielleicht hättet Ihr die Güte, mich freizulassen und mir die Rückreise nach London zu ermöglichen.«
Dom löste seine Augen von Griffins stählernem Blick und sah über die Schulter Felice an. Sie lächelte hoffnungsfroh, klimperte mit den Wimpern und setzte ihren ganzen Charme ein, um ihn zu überzeugen. »Wie ist Euer Name, mein reizendes, redseliges kleines Täubchen?«, fragte er.
»Felice, Mylord. Lady Felice of Rathburn, Großnichte von William de Longchamp.« Sie knickste tief und ehrerbietig, als würde sie bei Hof vorgestellt, doch ihre zerzauste Frisur und ihr derangiertes Kleid schmälerten den Eindruck erheblich.
Dom schien dies jedoch nicht aufzufallen. »Faszinierend«, schnurrte er und lachte kehlig, während er sie von Kopf bis Fuß bewundernd musterte. »Euer Onkel hat mir bei meiner letzten Reise nach London eine Audienz verweigert. Das war schrecklich ungehobelt von ihm, meint Ihr nicht auch? Besonders wenn man bedenkt, dass er mein Bestechungsgeld überaus bereitwillig genommen hat. Ich frage mich, was dieser aufgeblasene Zwerg wohl sagen wird, wenn er erfährt, dass Ihr nun mein Gast auf Droghallow seid.«
Felices strahlendes Lächeln bröckelte. »M…Mylord?«
»Sperrt die Damen in die Turmzelle«, wies er die Wachen an und hob gleich darauf nachdenklich den Finger. »Wenn ich es mir recht überlege, trennt sie. Bringt die Blonde in die Kammer, die neben der meinen liegt.«
Zwei Männer traten vor, um die Frauen fortzubringen, doch Griffin legte die Hand besitzergreifend auf Isabels Arm und hielt sie zurück. »Mein Lohn, Dom. Wo ist er?«
»Alles zu seiner Zeit«, antwortete Dom mit freundlicher Stimme. »Bevor wir beide unsere Belohnung erhalten, müssen noch einige Vorkehrungen getroffen werden. Hab ein wenig Geduld, Bruder.«
Griffin ließ seine Hand jedoch auf Isabels Arm liegen und warf dem Soldaten, der sie ergreifen wollte, einen warnenden Blick zu, woraufhin der Mann sicherheitshalber einen Schritt zurückwich. »Ich habe dir Montbornes Braut gebracht, wie ausgemacht. Du hast nicht erwähnt, dass ich auf meine Bezahlung warten müsse.«
»Stimmt«, gab Dom seufzend zu. »Da hast du wohl recht. Das habe ich nicht erwähnt. Aber sag mir, wärst du bereit gewesen, diesen kleinen Auftrag zu erledigen, wenn du gewusst hättest, dass du keine sofortige Bezahlung erhältst?«
»Nein, und das weißt du auch«, kam die knurrende Antwort. »Und ich werde sie erst aushändigen, wenn mein Lohn beglichen wurde.«
»Also wirklich, Griffin. Du weißt doch, in welch traurigem Zustand sich die Geldtruhen von Droghallow derzeit befinden. Der Großteil meines Vermögens ist in London und im Ausland fest gebunden. Ich benötige diese Belohnung ebenso sehr wie du.« Plötzlich lachte er, in seinen Augen stand ein boshafter Schimmer. »Keine Sorge, ich werde mich schon darum kümmern, dass du erhältst, was dir zusteht. Dann kannst du Droghallow verlassen, wie es dein Plan ist.«
Unvermittelt schien die Luft erfüllt von knisternder Spannung. Obwohl er Isabels Arm unvermindert festhielt, wirkte Griffin an ihrer Seite plötzlich wie erstarrt. Sie konnte ihn kaum mehr atmen hören.
»Was ist mit dir? Es überrascht dich wohl, dein Vorhaben aus meinem Mund zu hören. Natürlich weiß ich von deinen Plänen, Droghallow zu verlassen. Du knauserst und sparst jeden erbärmlichen Penny, weil du dich hier loskaufen und endlich etwas aus dir machen willst.« Das Lachen des Earls war so grausam und schneidend wie eine Klinge. Selbst Isabel zuckte zusammen, als sie die Schärfe darin vernahm. »Alte Träume gibt man nicht so leicht auf, nicht wahr,
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